Die Krieger der Königin
und sie würden die Hilfe ihrer Sylphen brauchen, um weiterzukommen. Ein kalter Wind blies, aber Solie fror dank ihres neuen Mantels nicht und Airi blockierte zudem den Großteil des Windes. Die andere Sylphe materialisierte sich in einer vagen Kinderform aus Erde und Steinen und spielte hinten im Wagen mit Murmeln, die Cal ihr gegeben hatte. Solie beobachtete, wie die Sylphe sich beschäftigte, und ihre Gedanken wanderten wieder zu Hedu. Sie zog ihren Mantel enger um sich und versuchte, an etwas anderes zu denken, aber das fiel ihr schwer. Es war, als könnte sie ihn immer noch fühlen, wie er irgendwo herumwanderte, verloren und auf der Suche nach ihr.
Sie schloss die Augen und zog sich die Kapuze über den Kopf, entschlossen, ein wenig zu schlafen, während der Wagen langsam nach Norden rollte.
Hedu kämpfte sich durch den Wald. Seine Beine waren mit Schlamm überzogen, und bis auf Kniehöhe klebten Kiefernnadeln daran. Er hatte sich tatsächlich aufgeschürft, und seine Füße bluteten. Aber er konnte Solie fühlen, irgendwo weit vor sich, und er folgte ihr entschlossen auf direktem Weg – zumindest so direkt, wie es ihm möglich war. Wann immer er auf ein Hindernis stieß, das er nicht überwinden konnte, ging er außen herum, um dann sofort wieder zu seinem Weg zurückzukehren. Treu folgte er seiner Königin.
Er wusste nicht, wie lang er schon ging, und es war ihm auch egal. Er wusste nur, dass er sie finden musste. Es war egal, wie groß seine Schmerzen waren oder dass er Angst hatte. Er unterdrückte alles, was auf seine Kriegernatur hinwies, alles, bis auf dieses unzerstörbare Band. Seine Königin konnte er fühlen, und das würde immer so sein.
Genauso wie er die fernen Berührungen anderer Mitglieder seines Stockes fühlen konnte, die sich in dieser seltsamen, körperlichen Welt aufhielten. Es gab nicht viele, aber sie waren da, und er sehnte sich verzweifelt nach ihnen … nur um ihr Bedauern zu spüren. Er empfand sogar die Trauer eines Kriegers, der ihm nicht zu Hilfe kommen konnte. Er war auf sich selbst gestellt, hauchte ihm der Krieger aus der Entfernung zu. Nur Solie konnte ihm helfen.
Hedu war überzeugt, dass er sie finden konnte. Die Königin finden und die Königin beschützen. Nichts sonst spielte eine Rolle.
Er stolperte über einen schmalen Pfad und stützte sich schwer auf seinen Wanderstab. Ihm war kalt, und daran war er nicht gewöhnt. Er kannte bisher das Gefühl von Kälte nicht, genauso wenig wie das Empfinden des nahenden Todes. Hedu biss seine neu erschaffenen Zähne zusammen und kämpfte um Kraft. Er hielt den Kopf gesenkt, während er weiterlief. Wenn er nur lang genug ging, würde er sie erreichen. Er konnte spüren, dass sie selbst sich auch bewegte, und zwar recht schnell. Wusste sie nicht, dass sie ihn zurückließ?
Voller Verzweiflung begriff er plötzlich, dass er sie nie einholen würde. Nicht so. Aber er hatte nicht mehr die Energie, seine Form zu verändern. Es floss alles aus ihm heraus. Dieser andere Krieger hatte gewusst, was er tat.
Hedu zitterte, aber er war entschlossen, tief entschlossen, nicht aufzugeben – dann stolperte er und fiel zu Boden. Die Welt verschwand für eine Weile.
Er kam wieder zu sich und hörte Hufschlag. Hedu öffnete die Augen und stellte fest, dass er auf dem Rücken auf dem Boden lag und noch nicht tot war. Aber alles tat ihm weh. Und jemand kam. Er zwang sich, den Kopf zu heben, und stützte sich auf die Unterarme. Dann sah er die grauen Beine eines Pferdes, das den Pfad entlang auf ihn zutrabte. Benommen schaute er an dem Tier nach oben zu dem großen Mann mit Bart und Pelzmantel, der auf ihn herabsah.
»Was für ein Anblick«, sagte der Mann gut gelaunt, und Hedu blieb noch ein Moment, bevor er wieder bewusstlos wurde, um die Tatsache zu verfluchen, dass er von einem verdammten Menschenmann gefunden worden war.
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11
L eon hatte die Lippen aufeinandergepresst, als er den Flur entlang zum Audienzsaal des Königs ging. Auf seiner Schulter saß Ril, steif vor Wut. Sein Hass strahlte in Wellen von ihm ab.
Sie hatten von dem alten Mann oder der Tante des Mädchens nichts erfahren, genauso wenig wie vom Vater – nicht mehr, als dass das Mädchen Solie hieß und der Krieger Hedu und dass er sie nicht zu hassen schien, obwohl sie ihn kaum kontrollieren konnte. Der Tante war nicht einmal aufgefallen, dass er nicht menschlich war, und nur Devons Vater hatte ihn als Krieger erkannt … als er den Vater des Mädchens
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