Die Krieger der Königin
Klippe und sah über die Schieferebenen hinaus. Sie waren noch nicht vollkommen weiß. An manchen Stellen ragten graue Felsen aus der Schneedecke heraus. Dort draußen bewegte sich nichts. Er fühlte alle Geschöpfe auf der Klippe und darunter, genauso wie die im Berg: die anderen Sylphen, ihre Meister und alle anderen. Absolut jeden. Niemand war feindselig. Niemand war eine Bedrohung.
Mace erschien neben ihm, vollständig angezogen mit Hose und Stiefeln. Auch er starrte über die Ebene.
»Wenn ich dächte, es wäre möglich, würde ich meinen Meister jetzt verfolgen«, bemerkte der Krieger. »Ihm ist kalt, und er ist verängstigt – er wäre eine einfache Beute. Aber ich will die Königin nicht so lange verlassen oder herausfinden müssen, dass er mir immer noch einen Befehl geben kann, den ich befolgen muss.«
»Du würdest zurück zu deinem Heimatstock gehen, wenn du ihn umbrächtest«, antwortete Ril. »Er ist dein Anker in dieser Welt.«
»Nein. Meine Muster sind jetzt auch an die Königin gebunden. Sie kann mich hier halten, wenn er stirbt.« Mace sah ihn an. »Dein Meister ist immer noch hier, aber durch die Königin, die dich statt seiner in dieser Welt verankert, ist auch er nicht mehr notwendig.«
Ril schloss die Augen und fühlte in sich einen Hass, der so stark war, dass er ihn fast schmecken konnte. Er strahlte aus ihm heraus, und Ril hörte, wie Leute aufschrien. Zögernd zog er ihn zurück. Solie hatte ihm den Befehl gegeben: keine Auren. Trotzdem konnte er den Hass spüren.
»Ja«, hauchte er.
»Mir gefällt es hier«, sprach Mace weiter. »Von hier aus kann ich den Stock problemlos bewachen.«
Ril wandte sich ab. Er wusste, dass der andere Krieger die Ebenen so lange bewachen würde, wie es nötig war, und dass der junge Hedu die Königin schützte und nährte. Er ging zurück zu den Treppen, und diesmal brauchte er keine Aura, um den Leuten Angst einzujagen. Es genügte, dass sie seine Augen sahen.
Hedu beobachtete, wie Solie aß. Er war glücklich, bei ihr zu sein, andere Sylphen um sich zu haben und auch andere Krieger. Zu Hause wäre all das nie passiert, aber er war ihr Liebhaber, nicht die anderen, und sie hatte klargemacht, dass sie nur ihn haben wollte. Er hatte sich noch niemals so geliebt gefühlt.
Solie aß ein wenig Eintopf und schüttelte den Kopf. »Du starrst schon wieder.«
»Oh, Entschuldigung.« Er wandte den Blick ab und sah sich im Raum um. Er war düster, nur von Kerzen und Öllampen erleuchtet, aber auch warm und sicher. Alle anderen würden hierherziehen, sobald die Arbeiten beendet waren, sofern man die Menschen davon überzeugen konnte, unter der Erde zu leben. Die Wohnstätte würde wahrscheinlich an Attraktivität gewinnen, sobald es draußen richtig kalt wurde. Hedu gefiel es. Es ähnelte seinem alten Stock, auch wenn das Ganze ein wenig anders geschnitten war. Trotzdem, wenn seine Königin lieber draußen im Schnee leben wollte, würde er sie genauso gern dorthin begleiten.
Solie aß weiter ihren Eintopf und das einzelne Stück Brot, das sie bekommen hatte. Die Portionen waren noch nicht richtig rationiert, aber trotzdem genoss sie das Brot, da sie genau wusste, dass es nicht den gesamten Winter über welches geben würde. Schließlich schaute sie auf ihr Tablett hinunter. »Was passiert jetzt?«
»Wer sagt, dass irgendwas passieren muss?«, fragte Hedu.
Sie zuckte mit den Schultern. »Niemand, nehme ich an. Wahrscheinlich haben wir gewonnen. Wir haben drei Krieger. Wer will uns jetzt noch aufhalten?« Sie verzog das Gesicht und kratzte sich am Kopf. »Aber es ist so seltsam. Ich muss mich noch an vieles gewöhnen.«
Hedu grinste. »Stell dir vor, wie Ril und Mace sich fühlen.« Sie hatten ihm ein wenig von ihrem Leben erzählt, seit sie das Tor durchschritten hatten, und dabei war ihm ganz kalt geworden. Dieser neue Stock war der Himmel, selbst wenn man ihn nicht mit dem Alptraum verglich, den sie gezwungenermaßen durchlebt hatten.
Sie lächelte ihn an. »Ich habe nachgedacht. Ich habe dich bekommen, weil sie dieses Ritual vollzogen haben und der Prinz mich nicht getötet hat. So soll das Ritual funktionieren, oder? Man bekommt einen Kriegssylph, indem man ihm eine Frau anbietet. Was, wenn jemand anderes dies herausfindet? Jemand, der unser Feind ist?«
Hedu antwortete nicht.
»Und was ist mit Ril und Mace? Sie sind auch gekommen, weil sie Frauen wollten.« Solie lachte. »Ich werde definitiv mit keinem von ihnen schlafen. Sie werden einsam
Weitere Kostenlose Bücher