Die Krieger der Königin
sprechen hören. Er hatte dieses kleine Mädchen umsonst getötet, hatte sie nur deshalb ermordet, weil ein König, den er schon seit langer Zeit nicht mehr respektierte, es ihm befohlen hatte.
Ril hatte niemals ihm gehört. Sie hatten fünfzehn Jahre zusammengearbeitet, zusammengelebt, Leons Töchter beim Aufwachsen beobachtet. In all dieser Zeit hatte Ril ihn anscheinend ein bisschen weniger gehasst, als andere Krieger ihre Meister hassten. Leon hatte sich selbst davon überzeugt, dass sein Sylph ihn ein wenig mochte, vielleicht sogar ein wenig die Liebe seines Meisters erwiderte. Jetzt wusste Leon, wie sehr er sich selbst belogen hatte. Er hatte eine Kreatur an sich gebunden, die alles riskiert hatte, als sie dieses Tor durchquerte. Und dann hatte er Ril über alle Vorstellungskraft hinaus betrogen, um ihn zum Sklaven zu machen.
Leons Nacken und Rücken taten weh, und seine Knie strahlten auf dem harten Steinboden quälende Schmerzen aus. Sein Mund war trocken, ihm rannen Tränen über das Gesicht in seinen Bart. Er konnte nichts anderes tun, als darauf zu warten, dass jemand kam und ihn umbrachte, während er sich an jeden Tag in den letzten fünfzehn Jahren erinnerte und jede Sekunde des Todes dieses Mädchens erneut durchlebte. Er wusste nicht, warum Mace ihn nicht sofort getötet hatte.
Die Tür, eine perfekt ausbalancierte Steinplatte, schwang fast geräuschlos auf. Blendendes Licht drang aus dem Flur herein, und Leon sah blinzelnd auf. Ein Mann stand in der Türöffnung, gekleidet in ein viel zu großes, weites Hemd, das ihm bis auf die Knie reichte. Das war alles, was er anhatte. Auf seinen nackten Schenkeln klebte Schnee. Er war groß und schlank. Seine kurzen blonden Haare hingen ihm in die Augen.
Er sieht aus wie einer aus Lizzys Lieblingsmärchenbuch, dachte Leon verwirrt. Die Augen allerdings leuchteten vor Hass. Sie waren ihm vertraut, auch wenn sie jetzt grau waren statt golden.
»Ril?«, flüsterte er. Das Gesicht des Kriegers verwandelte sich in eine Maske der Wut, und Leon ließ den Kopf wieder sinken. »O Götter.«
Ril unterdrückte seinen Hass, strahlte ihn nicht aus, aber Leon war immer noch so weit sein Meister, um ihn zu fühlen. Er konnte die Abscheu und die Wut des Kriegers fühlen, genauso wie die Schmerzen, die die Wunde Ril verursachte. Und jetzt fühlte Leon auch all das, was bisher von Rils Aura des Hasses verdeckt worden war. Es war ein Sturm der Gefühle, von dem er bisher keine Ahnung gehabt hatte.
Als er diesen Aufruhr fühlte, senkte Leon seinen Kopf tiefer. Es herrschte Schweigen. Nach fünfzehn Jahren der Sklaverei wusste der Krieger anscheinend nicht, was er sagen sollte.
Leon sprach als Erster. »Es tut mir leid.«
Das durchbrach Rils Erstarrung. »Wie kannst du es wagen, das zu sagen!«, schrie Ril. Seine Aura des Hasses blitzte für einen Moment auf, dann wurde sie genauso schnell wieder unterdrückt.
»Was sollte ich sonst sagen?«
»Du hast sie umgebracht!«, brüllte Ril. Er fiel vor seinem Meister auf die Knie, packte Leon an der Kehle und riss ihn auf die Beine. »Sie war hilflos, und du hast sie umgebracht!«
Leon keuchte und schnappte nach Luft, während er gleichzeitig darum betete, dass der Krieger dem Ganzen ein Ende machte. »Ich weiß. Es tut mir leid! Es tut mir so leid!« Dieses Mädchen hätte Lizzy sein können, oder jede andere seiner Töchter.
»Du!« Ril drückte fester zu und schnitt Leon die Luft ab. Dann stieß er ihn kraftvoll von sich. »Ich kann dich nicht umbringen! Diese verdammten Befehle schützen dich vor mir!«
Leon lag auf dem Boden und rang nach Luft, während in seinen Armen und Beinen der Schmerz explodierte. Er sah nur einen Weg, wie er weiterhin mit sich selbst leben konnte. Oder auch nicht.
»Ich gebe dich frei!«, keuchte er. »Mach mit mir, was immer du willst!«
Ril starrte ihn an und fühlte, wie die Bindungen abfielen. Leon war immer noch sein Meister, er konnte sich von der Energie des Mannes ernähren. Ril atmete tief durch und trank gierig. Es fühlte sich vertraut an, heilend, beruhigend. Aber die Regeln waren verschwunden. Nicht nur die Befehle, nicht zu sprechen oder nicht die Form zu ändern, die Solie bereits gebrochen hatte. Er konnte jetzt alles tun.
Er konnte Leon aber immer noch spüren, genauso wie Leon ihn klar fühlen konnte. Ohne seine Aura des Hasses fühlte Ril das Bedauern und die Reue des Mannes, die absolute Liebe zu seiner Frau und seinen Töchtern und sogar zu ihm. Der Krieger redete sich
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