Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
Vom Netzwerk:
den vom Tau feuchten Gräsern auf. Es war, als würde die Zeit erneut zurückgedreht werden, als würde erneut ein Frühling eintreten, der sich - so absurd es auch war - zu Winter wandelte. Der karge, zähe Talbewohner Govannenair glaubte - wie die meisten anderen übrigens auch -, dass Sowem Dun ihre langen, kalten Fingern hier im Spiel hatte; sie wollte die Welt für ihre neue Schöpfung der Schattenorks bereitmachen. Es war, als hätte der Sommer sich in das weiße Gewand seines Morgens gehüllt, und würde noch schläfrig durch die frischen Gräser taumeln.
    Aber jetzt hatte er anderes im Sinn, als sich mit solchen Lappalien aufzuhalten. Entschlossenen Schritt er voran, dürr und lang wie er war, ausgemergelt von seiner Zeit im Kampftraining. An seiner Hüfte baumelte ein sehr schmales Schwert mit dreifach gefalteter Klinge, die rubinfarben funkelte im diesigen Sonnenlicht, das sich durch den Schleier brach. Und er schlug so blitzschnell zu, dass die beiden Dunkelhäutigen es nicht einmal bemerkten. Leicht wie eine Feder und rasch wie ein fallender Wassertropfen glitt er an der Wand aus grauem, bemoosten Basaltstein entlang, und führte seine Klinge noch in der selben Bewegung in den sehnigen Korpus des Gegners ein. Der Ork klappte röcheln und wehrlos zusammen, als sich die mit stillem Zorn geführte Klinge wie durch Butter in seine Brust grub, und das durchstieß, was bei manchen anderen womöglich ein Herz war.
    Der Zweite war gerade drauf und dran seinen Schlächter aus dem mit rostigem Eisen besetzten Halfter am Gürtel zu entreißen, als Govannenair auch dessen Lebensfaden mit einem kurzen Schnitt unterhalb des Kinns durchtrennte. Das, was vermutlich vor Hunderten von Jahren mal ein Kopf gewesen war, kullerte über den Boden und stieß schließlich mit einem hohlen Geräusch gegen Stein, eine rote Spur von Lebenssaft hinterlassend.
    Der Anführer winkte den restlichen Rittern kurz zu, dann zog sich die Gruppe wieder zu einer engen Vereinigung zusammen und lehnte sich an die steile Böschung. Der Blick des Drahtigen suchte den eines seiner Männer. „Dort drüben“, begann er scharf und rau, „befinden sich vier Wachen über den Toren.“ Kurz sandte er seine Aufmerksamkeit in die Richtung, um seinen Verdacht erneut zu vergewissern. Er zählte fünf, aber der eine hielt sich versteckt im Schatten eines Turmes, und konnte nicht sehen, wenn sich welche von Süden her näherten. Also vier, und ein möglicher Gegner. Macht fünf. Trotzdem waren es für seine Augen nur vier. „Schaltet zwei mit Wurfmessern aus und verfehlt den dritten mit Absicht, verletzt ihm nur den Arm. Der Vierte soll Hilfe hohlen. Wir wollen möglichst alle Gegner schon beim ersten Angriff ausschalten!“ Der andere nickte verständnisvoll, und er machte ein paar winkende Gebärden seinen Kameraden entgegen. „Schlagt zu, wenn ich es euch sage!“, befahl Govannenair und tänzelte leichtfüßig wie eine Gazelle auf die andere Seite des Hohlweges.
    In einiger Entfernung verharrte er hinter einem Findling und kniete sich, während er sein Waffenarsenal - gebunden in eine kleine, lederne Decke - auf der rauen Oberfläche ausrollte. Dort blitzten Wurfmesser und -Sterne, eine weitaus größere Sammlung von kleinen Klingen, wie man es vermutet hätte. Einige der neumodischen Waffen sahen auf wie die Spitzen eines Pfeils, nur mit einem kleinen Ring am Anfang, durch den man gerade einen Finger stecken konnte. Auch eine Schnur kramte er aus einen seiner unzähligen Taschen hervor und breitete alles sorgfältig aus. Den Faden führte durch die Öse und verknotete die Enden. Das ganze sah nun wie eine Schleuder mit Eisenspitzen aus, ein dünnes Seil, dass man - gleich einer Kette - schleudern musste, um dem Gegner eine Waffe zu entreißen oder ihn gar zu fesseln. Er achtete - während er arbeitete - sehr genau auf Präzision und Funktion, zwei Begebenheiten, die bei ihm äußerste Prioritäten besaßen. Der nächste Schritt, den er machte, war, die Schleuder in der Hand zu wiegen, sie sich immer schneller kreiseln zu lassen, bis sie ein vernichtendes Tempo erreicht hatte und sie dann über den Kopf zu heben. Seine Aufgabe war es, den Fünften - den, der sich im Turmeingang herumdrückte - zu Fall zu bringen, während sich die anderen um den Rest kümmerten.
    Mit einem rechtzeitigen Nicken schloss er die Vorbereitung und ihnen stand offener Kampf entgegen. Blitzschnell hatten die anderen ihre Dolche geschleudert, die nun durch die Luft pfitzten

Weitere Kostenlose Bücher