Die Kriegerin der Kelten
Kunde überbrachten. Doch auch noch zahlreiche andere jauchzten laut die Botschaft heraus: junge Männer und Frauen, die sich kürzlich ihre ersten, in rote Farbe getauchten Kriegerfedern ins Haar flechten durften und die nun barfuß nach Hause rannten, um von ihren Siegen in den Schlachten zu berichten. Doch natürlich vergaßen sie auch die Opfer nicht, die diese gefordert hatten, und stets sprachen sie voller Respekt von all jenen, die im Kampf gefallen waren - Schildkameraden, Geliebte, Cousins und Cousinen, Geschwister.
Die Händler kehrten früher zurück, als sie geplant hatten. Die Reisen fielen kürzer aus als beabsichtigt. Und man transportierte vornehmlich Güter, mit denen normalerweise nur wenig Handel getrieben wurde. Mit Karren, voll beladen mit Eisen, Salz, Wolle und Leder fuhren sie auf dem Gelände des Pferdemarkts ein. Und das Gold und Silber, das sie im Austausch für ihre Waren annahmen, betrug höchstens die Hälfte des tatsächlichen Gegenwerts. Zuweilen gar gaben sie sich damit zufrieden, sich erst nach dem Ende des Krieges mit Getreidelieferungen bezahlen zu lassen.
Den größten Einsatz aber erbrachten die jungen Kriegerinnen und Krieger. Zu Hunderten kehrten sie nach und nach in das Heer zurück und brachten dabei Geschwister und Geliebte mit, wurden begleitet von Cousins, Cousinen, Eltern und Freunden und trugen das Versprechen mit sich, dass, sobald die Frühlingssaat ausgesät war, noch mehr von ihren Freunden und Verwandten folgen würden. Vielleicht würden einige von ihnen sogar noch vor dem Ende der Saatzeit zum Heer dazustoßen. Denn wer war denn noch darauf angewiesen, seine Felder zu bestellen, wenn man schon bald die Kornspeicher von Camulodunum, Caesaromagus, Canonium und Verulamium plündern und das dort eingelagerte Getreide endlich jenen zurückübereignen würde, die es mit ihrem ganzen körperlichen Einsatz angebaut hatten und die dennoch in den kalten Wintern dem Hungertod zum Opfer fielen, weil Rom mit seiner grausamen Macht ihnen ihr eigenes Getreide vorenthielt?
Doch auch andere, die nicht zum Volke der Eceni gehörten, schlossen sich von einem neuen Einheitsgefühl getrieben dem Heer der Bodicea an: die Coritani und die Votadini aus dem Westen und dem Norden, die Silurer und die Ordovizer aus dem westlichen Teil des Landes sowie die Dumnonii und die Durotriger aus dem entlegenen südwestlichen Zipfel der Insel.
Krieger, deren Stämme über Generationen hinweg verfeindet gewesen waren, lernten in diesen Tagen nicht nur, friedlich mit ihren einstigen Widersachern die wärmenden Flammen des Feuers zu genießen, sondern sie teilten auch ihre Nahrungsvorräte und lehrten einander zusammen mit dem halben Flügel der Batavischen Kavallerie die Kunst der Kriegsführung.
Einige wenige von ihnen teilten dieses neue Gemeinschaftsgefühl sogar mit dem Halbrömer, dem Bruder der Bodicea, während andere, die seinen Anblick noch immer nicht ertragen konnten, lieber mit Breacas blondschöpfigem Sohn übten. Und dann gab es da noch jene, die die Verantwortung dafür trugen, dass das Kriegsheer nicht schon in einem so frühen Stadium durch den Konflikt zwischen Valerius und Cunomar aufgespalten wurde, und die darum ihr Bestes gaben, um die gegenseitigen Animositäten der Krieger zu beschwichtigen oder gar gänzlich zu ignorieren. Allerdings waren ihre Bemühungen nicht immer von Erfolg gekrönt.
Doch in dieser Zeit taten sich auch noch andere, wichtigere Themen auf, die besprochen werden mussten. Unter anderem kursierte das Gerücht, dass die Überreste der Neunten Legion zu einem zweiten Angriff auf das Heer der Krieger ansetzen wollten. Schon sehr bald wurden jene, die man für diese Aufgabe am geeignetsten hielt, dazu abkommandiert, die Handelswege in nördliche und westliche Richtung gut im Auge zu behalten. Diese Krieger töteten in den folgenden zwei Tagen insgesamt acht römische Melder, die allesamt Schreiben mit dringenden Bitten um Hilfe von Petillius Cerialis an den Gouverneur von Gesamtbritannien bei sich trugen. Nachdem schließlich auch dem achten Toten der Kopf abgetrennt und in der Satteltasche seines Pferdes wieder in sein Fort zurückgeschickt worden war, wurden keine neuerlichen Kuriere mehr ausgesandt.
Es wurden auch keine Rachekommandos in den Süden geschickt. Lediglich einmal sah es so aus, als ob eine Kampfdivision von Batavern das Heer der Krieger angreifen wolle, doch das Glück blieb den Eceni auch in dieser brenzligen Angelegenheit treu, sodass
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