Die Kriegerin der Kelten
bei uns eingegangen. Ein Salzhändler hat sie uns übermittelt. Demnach seien Graine und jene, die mit ihr reisten, in Sicherheit.«
... Graine... in Sicherheit ...
Wie ein Schwall kalten Wassers schlugen die Worte über Breaca zusammen, drangen durch ihr Mark bis in ihre Seele ein. Sanft glitt das Flusswasser über ihr Gesicht. Sie wollte weinen, schaffte es aber nicht. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte sie, seit der römische Prokurator mit seinen Veteranen in ihre Siedlung eingefallen war, nicht eine einzige Träne mehr vergossen.
Von jenem fernen Ort aus, den das Flussufer in Breacas Wahrnehmung nun bildete, fuhr Airmid fort: »Die Nachricht ist uns über die südlichen Ordovizer überbracht worden. Sie geleiten Graine weiter nach Süden, dorthin, wo Gunovars Volk, die Durotriger, und die Dumnonii noch immer die Macht über das Land haben. Die Zweite Legion hat zwar auch in dieser Region eine Festung errichtet, doch die dort stationierten Soldaten stehen unter ständiger Belagerung und wagen sich darum nicht sonderlich weit über die Grenzen ihres Forts hinaus. Die Tochter der Bodicea ist bei ihnen also mindestens ebenso sicher wie im restlichen Britannien. Vor allem könnte Graine sich von dort aus schließlich nach Mona einschiffen, wenn dies sinnvoll erscheinen sollte, oder aber hinüber nach Hibernia fahren, falls mac Calma Mona noch vor Graines Ankunft bereits evakuiert haben sollte.«
Airmid sprach mehr um des Sprechens willen und weniger, um damit eine bestimmte Aussage zu verknüpfen. Genauso hatte auch Valerius auf Breaca eingeredet, als diese fast gänzlich in ihrem Fieberwahn zu versinken schien. Allerdings war Airmids Stimme natürlich weicher als die von Valerius, und die Liebe, die sie Breaca damit übermittelte, war von einer ganz anderen Natur als die Liebe Valerius’. Und dennoch hatte Breacas Welt sich mit Airmids Worten verändert, nichts war mehr, wie es gewesen war.
Nach einer Weile, als Breaca sich noch immer wortlos im Wasser treiben ließ, verfiel schließlich auch Airmid in Schweigen. Allein der zwischen ihnen beiden dahinströmende Fluss murmelte unentwegt weiter. Einige sehr zeitig aus ihren Winterhöhlen gekrochene Bienen tanzten um ein paar tief über den Fluss hängende Zweige mit Weidenkätzchen herum. Der Reiher reckte seinen Hals, blinzelte jedoch noch immer nicht. Dann, schnell wie ein Schwerthieb, durchbrach er mit dem Schnabel die Wasseroberfläche. Der Fisch, den er sich so gefangen hatte, war fett und von dunkler Schuppentönung und peitschte das Wasser verzweifelt zu winzigen, weißen Schaumflöckchen auf, ehe er endlich starb. Der Reiher schluckte, eine unförmige Wölbung glitt seinen Hals hinunter und glättete sich dann wieder. Schließlich blinzelte das Tier einmal, plusterte kurz die Federn und erhob sich aus dem Wasser. Wie ein Speer flog er den Wolken entgegen und war schließlich ganz verschwunden.
Breaca drehte sich auf den Bauch und ließ sich reglos und mit dem Gesicht nach unten im Fluss treiben. So blieb sie, bis ihr unter der Kälte die Wangen regelrecht zu erstarren schienen. Endlich schwamm Breaca ans Ufer zurück. Unterstützt von Airmid stieg sie wieder an Land. Nach dem Erlebnis des kühlen Wassers schien die Luft nun regelrecht heiß. Breaca nahm ihre Tunika auf, rubbelte sich damit das Wasser vom Leib und schlüpfte dann in das Gewand. Ihr Rücken, das konnte man in diesem kurzen Augenblick deutlich erkennen, war ein wildes Durcheinander von schorfigen Wunden. Einige von ihnen öffneten sich erneut, als Breaca sich bewegte, doch die Kälte hatte einen Großteil der Schmerzen mit sich genommen, und der warme Wind hatte sie noch nicht wieder zu Breaca zurückgetragen.
Sie lehnte sich gegen einen Baum und nutzte das zerfaserte Ende eines Zweigs, um den Schmutz unter ihren Fingernägeln zu entfernen. Sie konnte noch immer kein Wort über die Lippen bringen. Zu viel Zeit war mittlerweile verstrichen, in der zu wenig gesagt worden war, als dass Breaca nun die richtigen Worte gefunden hätte, um das Schweigen endlich zu brechen.
Irgendwann durchbrach Airmid die kalte Stille zwischen ihnen: »Soll ich dir deine Ängste jetzt vielleicht einfach mal laut aufzählen? Meinst du, es fiele dir dann leichter, sie zu ertragen?«
»Nein.« Breaca musterte eingehend ihre Hände. Der Zorn schien ihr die Brust zusammenzuschnüren. Ausgerechnet von Airmid hätte sie eine solche Verletzung ihres zerbrechlichen Seelenfriedens ganz gewiss nicht erwartet.
»Ich
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