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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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über die Linien in deren Handfläche. »Glaubst du, der Tod ist das Ende? Das stände dann zumindest ganz im Gegensatz zu dem, was die Mitglieder des Ältestenrats von Mona uns lehrten. Für sie wäre der Fisch, den der Reiher verschluckt hat, gestorben - aber nur in diesem Leben und nur in dieser Welt. In einer anderen Zeit und in einem anderen Leben wird der Fisch der Reiher sein und der Reiher wird zum Fisch, oder beides zugleich, oder auch nichts von beidem. Du redest doch die ganze Zeit mit der Älteren Großmutter, die an dem Tag starb, als ich meine Kindheit hinter mir ließ. Würde sie etwa behaupten, der Tod sei das Ende?«
    »Nun, sie würde vielleicht sagen, dass es für alles den richtigen Zeitpunkt gibt und dass ein früher Abschied voller Selbstmitleid wohl kaum jene heroische Tat wäre, die sie von jener Frau erwartet hätte, der sie einst den Weg in das Erwachsenendasein ebnete.«
    Breaca hatte ihren Zorn schon längst wieder heruntergeschluckt. Die Schärfe, mit der Airmid sprach, erschreckte sie also regelrecht. Für einen kurzen Augenblick spürte sie die Versuchung, sich wieder in den Zorn hinabsinken zu lassen, sich in der Wut vor ihrem Kummer zu verstecken.
    Dann aber schüttelte sie den Kopf. »Tu das nicht. Ich möchte nicht mit dir kämpfen müssen. Die Zeit, die uns zusammen noch bleibt, ist ohnehin schon knapp genug.«
    »Das stimmt doch gar nicht. Wir verbringen ohnehin keine Zeit mehr miteinander. Ich komme gar nicht mehr an dich heran. Ich weiß nicht, wie ich dich noch erreichen soll.«
    »Dann sollte vielleicht ich versuchen, im Gegenzug dich zu erreichen.«
    Doch noch immer gab es zu vieles, das sie beide voneinander trennte. Breaca nahm Airmids Finger in ihre Hand, drehte sich zu ihrer Gefährtin um und stellte fest, dass ihr Körper weder so steif war, noch so sehr schmerzte, wie sie befürchtet hatte. Nach einer Weile wandte sie ihr Gesicht wieder ab und legte sich auf den Boden, den Kopf auf Airmids Knie gebettet, sodass sie zu ihrer Freundin aufblicken konnte, ohne sich dabei den Nacken zu verrenken.
    Sie hatte schon ganz vergessen, wie es sich anfühlte, einfach friedlich beieinanderzuliegen, frei von Verlangen oder irgendwelchen dringenden Angelegenheiten, die einem auf der Seele lasteten. Airmid kämmte mit den Fingern durch Breacas Haar, bis dieses fast getrocknet war, und ihr Puls hämmerte unter Breacas Ohr. Über Breaca hoben sich glitzernd die zu einer Kette aufgefädelten, zarten versilberten Froschknochen von Airmids Haut ab. Die Kette war von den Männern des Prokurators an zwei Stellen zerbrochen worden, doch ein geschickter Silberschmied hatte die Stücke wieder zusammengefügt. Vorsichtig zeichnete Breaca mit einer Fingerspitze die Linie der Kette nach, streichelte dann die darunterliegende Haut und dachte, sprach dies jedoch nicht laut aus, um wie viel leichter es doch war, zwei Stücke Silber wieder zusammenzufügen, als Fleisch und Knochen zu heilen und die Seele, die sich darunter verbarg. Aber Silber besaß ja schließlich auch keine Seele und war dazu bestimmt, bis in alle Ewigkeit einfach nur Silber zu sein, selbst dann noch, wenn Fleisch und Blut schon längst wieder verschwunden waren und die Seele weitergewandert war in andere Sphären.
    Nach einer Weile erklärte sie mit nachdenklicher Stimme: »Wenn wir in diesen Krieg ziehen und uns dabei vor dem Tod fürchten, dann wird der Tod uns aufspüren und schließlich zu sich holen. So ist das immer im Kampf. Und wenn wir dann früh sterben sollten, wird der Krieg uns unseren Sieg verwehren, und noch unzählige Generationen nach uns werden unter der Macht Roms leben und leiden müssen und unsere Namen verfluchen. Falls wir aber siegen, nun, auch dann werden wir irgendwann sterben. In jedem Fall aber möchte ich Briga lieber erst dann gegenübertreten, wenn das Land, das ich zurücklasse, von der Geißel Roms befreit ist. Das zumindest wäre mein Wunsch, wenn ich die Wahl hätte. Allerdings bin ich mir da leider nicht mehr so ganz sicher - ob ich die Wahl habe, meine ich. In mir ist eine Unsicherheit, die ich noch niemals zuvor gespürt habe. Und das macht mir größere Angst als alles andere.«
    Abrupt hielt Breaca inne. Sie hatte weitaus mehr gesagt, als sie eigentlich hatte offenbaren wollen. Mehr, als ihr selbst bewusst gewesen war, seit sie wieder aus dem Fieber erwacht war.
    Locker lagen Airmids Hände in ihrem Schoß. Sie blickte auf sie hinab, betrachtete die rissige, gerötete Haut, in deren Falten

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