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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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womöglich ihr letzter sein könnte.
    Überall auf der Lichtung vor dem Rundhaus flackerten in unterschiedlichen Intervallen immer neue Feuer auf. Blasse Flammen und blauer Rauch hoben sich vor den von jungem Grün belaubten Eichen ab.
    Halb angekleidete Männer und Frauen wuschen sich, benutzten die Kloakegruben oder standen mit ruhigem Blick regungslos da und hielten Zwiesprache mit den Göttern ihrer Träume. Am Rande der Lichtung wurden Mutterschafe gemolken, verfolgte man Hennen zu deren Nachtlager zurück, um ihre Eier zu finden, und Getreide wurde gemahlen und zu kleinen Frühstücksfladen gebacken.
    Dicht beim Strom hielt Gunovar eine Stute fest, die das erste Mal brünstig war, um sie von Hawks Hengst decken zu lassen. Dieser ritt einen auffälligen Grauschimmel mit einer weißen Blesse, der einst ein Geschenk von einem Kavalleriekommandeur gewesen war.
    Das Pferd war von thessalischer Abstammung und ursprünglich für Wagenrennen gezüchtet worden, bis es sich in den Ställen als zu ungebärdig erwiesen hatte und schließlich fortgegeben worden war, um für den Kriegsdienst trainiert zu werden. Als es später auf Segoventos’ Schiff verladen werden sollte, befürchteten alle, dass das Tier die Überfahrt nicht überstehen würde, dass es einfach zu viel Temperament besäße und sich selbst verletzen würde, wahrscheinlich sogar ein Loch in die Bordwand schlagen könnte und damit letztlich auch die Menschen an Bord gefährdete. Sämtliche Mitreisenden waren der Ansicht, dass sie das Pferd letzten Endes doch am Ufer zurücklassen müssten. Dann aber hatte der Hengst die Schiffspassage zu jedermanns Überraschung bemerkenswert ruhig über sich ergehen lassen. Stattdessen war es Gunovars schweres schwarzes Zugpferd, das in Panik ausbrach, sodass den Großteil der Reise immer jemand bei dem Tier bleiben musste, um es daran zu hindern, mit seinen wild auskeilenden Hufen das ganze Schiff zu demolieren.
    Auch jetzt war Gunovar da und achtete sorgfältig darauf, dass die Stute den Hengst während des Deckens nicht mit ihren Hufen verletzte, beziehungsweise, dass auch der Hengst der Stute nichts antat. Ein kleines Stück entfernt saß Graine. Sie hatte sich mit dem Rücken gegen die ganz aus Steinen erbaute Hütte gelehnt, die einst Airmids Heim gewesen war, ehe diese Breaca in den Westen gefolgt war. Im Augenblick wurde das kleine Haus offenbar von Bellos bewohnt. Diese Nacht aber hatte Gunovar in dem winzigen Raum geschlafen. Noch immer waren die Gerüche von Schwingelgras, Auenknoblauch und Gunovars selbst zubereiteter Wundheilsalbe spürbar. Doch diese Gerüche schwebten auch noch über anderen Orten, eben überall dort, wo die von Narben übersäte Träumerin der Dumnonii in ihrer schlaflosen Nacht gewacht und jene Aufgüsse zubereitet hatte, die ihr durch den Morgen helfen sollten.
    Der Hengst deckte die Stute genauso selbstbewusst, wie dies bei Pferden eben üblich war, und er gab sich offenbar Mühe, ein starkes, schnelles und intelligentes Fohlen zu zeugen. Hawk dagegen musste sich augenscheinlich sehr beherrschen, um nicht allzu zufrieden dreinzuschauen, schließlich wollte er vermeiden, dass noch irgendjemand auf die Idee käme, er vergleiche sich selbst in Gedanken womöglich mit seinem Pferd und die Stute mit einer Geliebten. Graine zwang sich, bei dem Akt ganz bewusst zuzuschauen, ließ die Übelkeit in sich aufwallen, musste sich dann, zu ihrer eigenen Überraschung, aber doch nicht übergeben. Und dies war wahrhaftig bereits eine Errungenschaft für sie, zumal niemand ihr in diesem Moment Beachtung schenkte und sie den Brechreiz ganz allein für sich selbst überwand. Starr blickte sie auf einen kleinen Ast im Wald hinter der Lichtung, atmete tief ein und aus und bewegte sich noch nicht einmal, als ein Schatten über sie glitt und damit die schwache Wärme der Sonnenstrahlen von ihr stahl.
    »Warst du das, die da im Morgengrauen zum Strand hinunterlief?« Gunovar trat noch ein Stückchen weiter von den Pferden zurück und ließ sich neben Graine auf der Erde nieder.
    »Woher weißt du das?«, fragte Graine. »Hast du etwa davon geträumt?«
    »Nein. Aber ich habe gesehen, wie Bellos aus dem Großen Rundhaus schlich, und da habe ich ihn einfach gefragt, wohin er denn wollte. Im Übrigen hatte auch Bellos nicht von dir geträumt. Der Junge hat ganz einfach ein sehr viel feineres Gehör als irgendjemand sonst. Bei Menschen, die einen ihrer Sinne verlieren, funktionieren die anderen dafür irgendwann

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