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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Seelen in Gestalt von Vögeln ausschicken können, um auf diese Weise den Feind auszuspionieren?«
    Corvus verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Ich hoffe, nicht. Und falls doch, möchte ich doch sehr hoffen, dass sie kein Latein verstehen.«
     
    »Halt das verdammte Pferd fest, oder ich werde dir gleich höchstpersönlich die Kehle durchschneiden!«
    Ursus brüllte, dass ihm beinahe schon die Stimme versagte. Im Grunde aber hätte er ebenso gut auch bloß flüstern können. Auf dem Festland hatten die Männer mit ihren Tieren zu kämpfen. Männer, die bereits reiten konnten, noch ehe sie laufen gelernt hatten, hatten Mühe, ihre Pferde unter Kontrolle zu halten. Pferde, die darauf gedrillt und abgerichtet waren, jedem der Befehle ihres Herrn sofort Folge zu leisten. Zusätzlich trugen sie Gebissstangen im Maul, die hart genug waren, um den Tieren im Zweifelsfall sogar den Gaumen zu durchbohren, falls sie ihr jahrelanges Training vergessen sollten und ihre Reiter damit zwängen, ihren Willen mit Hilfe von Schmerzen zu brechen.
    Doch ganz offensichtlich war genau das im Augenblick der Fall. Die Schlachtrösser verhielten sich einfach nicht mehr so, wie man sie abgerichtet hatte, und daran konnte auch der skrupellose Gebrauch der Trensen nichts ändern.
    »Es sind die Träumer! Sie haben die Pferde verhext!«, schrie einer der Bataver vom Rücken seines Tieres herab. Das Pferd hatte sich fast senkrecht auf die Hinterhufe aufgerichtet und schien geradewegs in den Himmel klettern zu wollen. Früher war das Fell des Tieres grau gewesen. Nun jedoch wirkte es pechschwarz vor lauter Schweiß, und wie weiße Bälle schienen ihm die Augen aus dem Schädel quellen zu wollen. Schaumiger Speichel mit dicken Blutschlieren rann ihm aus dem Maul, und sein schrilles Wiehern verriet größte Panik. Es wollte fliehen. Doch auch die Pferde in der Nähe dieses Tieres waren nicht mehr zu bändigen, sprangen unkontrolliert im Kreis und ließen sich von der Angst des blutenden Kavalleriepferds anstecken.
    Ruhig ertönte von links Corvus’ Stimme: »Bogenschützen, tötet das Tier.«
    Ein leises Zischen war zu hören, dann ein feines Sirren und schließlich jenes dumpfe Geräusch, mit dem Eisen sich in Fleisch bohrte. Der Bataver, dessen Pferd unter ihm starb, hatte glücklicherweise noch die Geistesgegenwart, aus dem Sattel zu springen, als das Tier leblos zusammenbrach. Er rollte zur Seite, bis er gegen einen Fels prallte, richtete sich wieder auf und blieb dann dort einen Moment lang sitzen, zutiefst erschüttert. Die Bataver liebten ihre Pferde, noch mehr sogar, als die Gallier oder die Thraker ihre Tiere verehrten.
    Corvus brauchte seine Stimme nur wenig zu erheben, um die Stille und das plötzliche, geradezu lähmende Schweigen zu übertönen.
    »Hört mir jetzt alle einmal genau zu! Ich, Corvus, habe mitten unter diesen Leuten gelebt, und ich sage euch jetzt, dass sie in der Tat in der Lage sind, in die Köpfe von Menschen einzudringen. Sie können euch mit ihren Albträumen vergiften. Und sie können Nebel heraufbeschwören, um euch auf dem Schlachtfeld in die Irre zu führen. Sie werden zweifellos auch versuchen, euch in ihre Gewalt zu bringen und euch zu verstümmeln. Noch ehe ihr tot seid, versteht sich. All das wisst ihr und habt es bereits mit eigenen Augen gesehen. Aber sie würden niemals in das Bewusstsein von Tieren eindringen. Das haben sie noch nie versucht, und das werden sie auch niemals tun. Denn die Tiere haben schließlich nicht freiwillig beschlossen, hierherzukommen. Und es steht auch nicht in der Macht der Tiere, diesen Ort aus eigenem Willen wieder zu verlassen. Die Götter der Wilden dulden es nicht, dass ihre Diener einem Tier jemals etwas zuleide täten.
    Natürlich gibt es nichtsdestotrotz einen Anlass dafür, wenn eure Pferde plötzlich in Panik geraten. Aber dieser Anlass hat sicherlich nichts mit irgendwelchen Hexenkünsten zu tun, sondern ist ganz und gar von dieser Welt. Wir werden nun den Grund für die Panik der Tiere finden und die Sache beheben. Seht euch eure Pferde doch bloß mal an! Seht ihr, wie sie alle in die gleiche Richtung schauen? Wie sie zu den Booten hinüberstarren? Sie haben eine Witterung aufgenommen, die Witterung von etwas, das sie hassen. Ursus, befiehl deinen Männern, die Leichter zu durchsuchen. Grannus, deine Bataver sollen ihre Pferde ans andere Ende des Strandes führen. Ich habe einen jungen schwarzen Hengst, der gerade erst für den Krieg abgerichtet worden ist. Er steht

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