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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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während der Beisetzung des Sonnenhundes und an alles, was schließlich daraus erwachsen war. Denn trotz all der Prunkhaftigkeit und des beeindruckenden Aufgebots an treuen Anhängern und Gefolgsleuten war dort, bei dem Begräbnis, der erste Keim zur Vernichtung gelegt worden.
    »Hätte dieser Mann keine Söhne gehabt, hätte ich keine Kinder, aber andererseits hätten wir dann jetzt auch keinen Krieg mit Rom«, erklärte sie. »Es war Amminios, Cunobelins zweitältester Sohn, der damals Kaiser Gaius um Hilfe ersuchte, um die Ländereien zurückzubekommen, die er für sein rechtmäßiges Eigentum hielt, und der damit die Legionen nach Britannien lockte.«
    »Was wäre dir lieber - das Leben, so wie es jetzt ist, oder aber keine Kinder zu haben und dafür vielleicht auch keine Invasion?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann mir das Leben ohne das eine oder das andere überhaupt nicht mehr vorstellen. Ist das der Grabhügel? Komisch, ich hatte ihn viel größer in Erinnerung.«
    »Wir nähern uns dem Hügel von der Rückseite her«, erwiderte Theophilus. »Der Eingang liegt nach Osten zu, und von dort aus gesehen wirkt der Hügel tatsächlich größer. Früher war dort einmal eine Tür aus Holz, die mit Gras überwuchert war, aber die Veteranen haben sie irgendwann herausgerissen und zerhackt, um Feuerholz daraus zu machen. Mittlerweile treiben sich Kinder dort herum, die im Inneren des Hügels ihre Spiele spielen.«
    Die Erinnerung und all die vielen Jahre, die seit der Beisetzung Cunobelins verstrichen waren, hatten den Grabhügel in Breacas Vorstellung zur Größe eines Rundhauses anwachsen lassen, ein imposantes, in das Licht der aufgehenden Sonne getauchtes Gebilde, das durch die Klumpen Rohgold, die in die Erde oberhalb des Eingangs eingebettet worden waren, nur noch umso beeindruckender und strahlender wirkte. Jetzt, in der Dämmerung eines von den Nachwirkungen der Schlacht überschatteten Abends, schrumpfte das Ganze wieder zu einem niedrigen, gedrungen wirkenden kleinen Hügel zusammen, dessen Silhouette an die eines schlafenden Bären erinnerte.
    Verglichen mit der Größe und der prunkvollen Erhabenheit von Claudius’ Tempel war Cunobelins Grabhügel ein Nichts, kaum mehr als eine Knitterfalte in den flachen Koppeln und nur gerade eben hoch genug, dass ein Krieger das Innere betreten konnte und dass insgesamt vielleicht zwanzig Männer darin stehen konnten, wenn es ihnen nichts ausmachte, dicht an dicht zusammengepfercht zu sein. Der Hügel war oval, wobei die langen Seiten jeweils nach Osten und nach Westen zu lagen und somit der aufgehenden beziehungsweise untergehenden Sonne zugewandt. Breaca ging um die nach Norden zu liegende Rundung des Hügels herum und erblickte gleich darauf die klaffende Wunde der Tür und die muffige, undurchdringliche Finsternis jenseits des Eingangs.
    Für gewöhnlich pflegte sie nicht laut zu beten, zumindest nicht im Beisein anderer, doch sie sprach einen an Nemain gerichteten Schwur, als die Dunkelheit nach ihr zu greifen schien. Am helllichten Tag mochten zwar Kinder hier im Inneren des Hügels spielen, aber es war nur schwer vorstellbar, dass irgendjemand, ganz gleich, ob nun Kind oder Erwachsener, beschließen würde, zur gleichen Tageszeit hierherzukommen wie sie, Breaca, nämlich in dem trüben Dämmerlicht gegen Ende des Tages, wo der von zersplittertem Holz und von sich leicht in der Brise bewegenden Lederfetzen umrahmte Eingang alles andere als einladend anmutete und in der pechschwarzen Finsternis der Grabkammer das unheimliche Rascheln kleiner nachtaktiver Tiere zu hören war.
    Theophilus gesellte sich zu ihr, blieb allerdings ein paar Schritte von ihr entfernt stehen. »Während all der Jahre, als die Zwanzigste Legion ihre Garnison hier unterhielt, war das Grab stets unangetastet geblieben. Es war der Prokurator Catus, der schließlich den Befehl erteilte, die Grabkammer aufzubrechen.«
    Breaca wandte sich um und spuckte in den Wind. »Ich hoffe doch sehr, dass der Sonnenhund dem Prokurator im Land hinter dem Leben begegnet ist und für die Entweihung und Schändung seiner letzten Ruhestätte Buße von ihm gefordert hat.«
    »Warst du es, die den Prokurator umgebracht hat?« Sie hatte ganz vergessen, dass Theophilus nichts Genaueres über den Vorfall wissen konnte. »Nein. Ich war damals ja kaum noch am Leben, geschweige denn, dass ich in der Lage gewesen wäre, ein Schwert zu heben. Valerius hat den Prokurator getötet, gemeinsam mit seinem Krähenpferd. Die zwei

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