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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Brigas trug, war älter als jedes der Kinder der Bodicea. Und es war auch älter als jeder Mann oder jede Frau, die sie je geliebt hatte. Mit Ausnahme von Airmid, die von Anfang an in vielem die erste Rolle für Breaca gespielt hatte. Fast zwanzig Jahre lang hatte Breaca dieses Schwert schon in die Schlacht getragen, ehe es endlich zu einem Teil ihrer selbst geworden war, den sie nun so wenig entbehren konnte wie ihre Muskeln oder ihre Sehnen oder die Knochen, die ihren Körper trugen.
    Wie ein lebendiges Wesen und fast schon mit eigenem Willen schmiegte es sich in ihre Hand. Abermals begann die wulstige Narbe in Breacas Handinnenfläche zu stechen und zu brennen, doch sie hieß diesen Schmerz willkommen wie den sanften Biss eines Liebhabers. Es war ein unangenehm ziehendes und doch zugleich vertrautes Gefühl, das in sich das Versprechen von noch weitaus mehr barg - sofern Breaca die Kraft finden würde, diesem Gefühl zu begegnen und es zu erwidern.
    Im Augenblick jedenfalls war sie sich noch nicht sicher, ob sie diese Anstrengung würde bewältigen können. Schließlich war sie nicht ganz geheilt. Es fehlte noch die Leidenschaft, das innere Feuer, genau jener Teil ihres Wesens, der sich einst regelrecht nach dem Kampf verzehrt hatte, der die Schlacht mehr liebte als alles andere. Und selbst jetzt, in dieser Nacht, fürchtete Breaca sich tief in ihrem Inneren davor, das genaue Ausmaß jenes Verlusts zu erkunden, den das Verlöschen des Feuers nach sich gezogen hatte.
    Von ihrem Platz neben dem Altarstein flüsterte Graine: »Die Götter antworten nur den Entschlossenen, nicht den Furchtsamen.«
    Breaca erhob sich wieder, ließ dabei jedoch den Arm mit dem Schwert schlaff herunterhängen, bis das Gewicht der Waffe ihr Achselgelenk auseinanderzuzerren drohte. Widerstrebend rollte sie mit den Schultern, um die Verspannung in ihrem Nacken zu lösen. Dann, im Angesicht von
    Nemains Mond und neben dem Altar der Göttin Briga, die sowohl über den Kampf als auch über den Tod herrschte, und mit ihrer Tochter als einzigem menschlichem Zeugen, wagte Breaca von den Eceni, sie, die ihrem Volk den Sieg schenken wollte, sich endlich daran auszutesten, wie weit ihre körperlichen Fähigkeiten schon wieder reichten und wo ihre Grenzen lagen.
     
    Später konnte sie nicht mehr sagen, wann genau ihr aufgefallen war, dass nicht bloß Graine sie beobachtete. Sie wusste nur, dass da so ein gewisses Gefühl der Leere gewesen war, jene ganz bestimmte Leere, wie sie meist mit dem scharfen Blick der Göttin einherging, und dass diese Leere irgendwann etwas von ihrer hohlen Qualität zu verlieren schien, sodass Breaca ihr Bestes gab, um ihren Geist und ihren Körper noch stärker zu fordern. Sie kämpfte darum, die Schwerthiebe mit noch saubereren Bewegungen auszuführen, versuchte, noch tiefer und kraftvoller einzuatmen und ihren zerschundenen Körper noch weiter über jenes Maß an Qualen hinauszuzwingen, die sie doch bereits erreicht hatte.
    Doch selbst unter den wachsamen Augen der sichtbaren und unsichtbaren Zuschauer kam irgendwann der Punkt, an dem Breaca ganz einfach aufgeben musste. Sie nahm ein letztes Mal die Abwehrposition ein, vollführte einen letzten Hieb, dann noch einen Gegenhieb und ließ dann die Spitze des Schwerts kraftlos hinabsinken und sich in die lehmige Erde graben.
    Breaca drehte sich zu jener Stelle um, an der die Leere etwas weniger hohl erschien. Dann wartete sie und fragte schließlich in die Dunkelheit hinein: »Falls ich nicht mehr die Kraft besitzen sollte, um das Kriegsheer anführen zu können... wirst du dann an meiner Stelle die Führung über das Heer übernehmen?«
    Im Grunde war die Frage nicht mehr gewesen als eine vage Vermutung, die sie laut ausgesprochen hatte. Zudem hatte ein gewisses Risiko darin gelegen, diesen Gedanken womöglich vollkommen fremden Ohren anzuvertrauen. Anschließend, nachdem Breaca gesprochen hatte, herrschte zunächst einmal nur tiefe Stille. Eine so unendlich lange Stille, dass Breaca vor Anspannung der kalte Schweiß aus den Poren kroch. Dann aber erhielt sie den Beweis, dass sie recht gehabt hatte.
    »Noch wissen wir nicht, wie weit deine Kraft reicht«, entgegnete ihr Bruder. »Also brauchen wir uns über die eventuellen Konsequenzen auch noch keine Gedanken zu machen.«
    Er war also da, ihr Bruder, Valerius, Offizier der römischen Kavallerie und einst Bán von den Eceni. Beim letzten Mal, als Breaca ihn bewusst wahrgenommen hatte, hatte sie am Boden gelegen, während

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