Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
ihrer Waffe zierte, sodass das Metall schließlich wieder jenen stumpfen Schimmer annahm, den ihr Vater ihm einst verliehen hatte.
    Dann herrschte Schweigen, hartnäckige Stille, die niemand mit Worten zu verletzen wagte. Schließlich erhob Valerius sich, trat einige Schritte vor und kniete sich neben den Altarstein und das darunter gähnende Loch. Wie Graine es getan hatte, beugte nun auch er sich in den schmalen Abgrund hinab. Anders als seine Nichte jedoch traute er sich, noch ein Stückchen tiefer zu greifen, bis schließlich sein gesamter Oberkörper in dem Loch verschwunden zu sein schien und er eifrig mit den Fingern die Erde am Boden jenes Verstecks durchwühlte, das Graine entdeckt hatte.
    Einige Zeit später tauchte er wieder auf und hockte dann still und mit gesenktem Kopf da, während er das mit dünner Birkenrinde und Bullenleder umwickelte schmale Paket betrachtete, das er heraufbefördert hatte. Nun war auch wieder der Hund an seiner Seite zu erkennen. Und auch während der folgenden Augenblicke blieb das Tier für alle deutlich sichtbar. Es war der Traumhund, der einst Hail gewesen war und noch immer Hail war, nur dass er nicht mehr lebte.
    »Bitte rück mit mir ein bisschen näher an den Teich heran«, sagte Valerius. »Ich möchte, dass auch Nemain Zeugin dessen wird, was wir hier gleich entdecken werden.«
    Breaca war noch immer ganz versunken in ihre Gedanken an Cunomar und dessen ehrgeiziges Ziel, ließ sich aber gehorsam dicht neben der Wasserstelle nieder. Valerius löste unterdessen die Verschnürung des Pakets, entknotete die Bänder aus Bullenleder, jenes Tiers, das Mithras heilig war, und wickelte die Umhüllung aus der Rinde der Birke ab, jenes Baums, der Nemain heilig war. Allein Breaca hatte noch immer nicht die leiseste Ahnung, was sich wohl in dem Bündel verbergen mochte.
    Schließlich strich Valerius das leinene Tuch flach auseinander und ließ sich auf die Fersen zurücksinken. Silbrig schimmernd lag dort eine weitere Klinge im Mondlicht, eine Waffe, die jedoch so ganz anders war als Breacas Schwert. Es war jene Waffe, die einmal ihrem Vater gehört hatte. Und damit war es nicht das leichte und mühelos zu handhabende Kavallerieschwert, das er früher einmal für seine Tochter gefertigt hatte, sondern es war Eburovics eigene Waffe, jenes riesige Kampfschwert ihrer Ahnen, das Breacas Vater einst über eine lange Reihe von Kriegerinnen und Kriegern vererbt worden war. Ein Schwert, das stetig von einer Generation an die nächste weitergereicht worden war, vom Vater an die Tochter und von der Mutter an den Sohn, seit das Volk der Eceni existierte.
    Es war um ungefähr eine Handbreit länger als Breacas eigenes Schwert und oben am Heft etwas breiter, und auch sein Gewicht war ganz anders austariert. Sicherlich bedurfte es einigen Geschicks, um diese Waffe richtig führen zu können. Gelangte sie jedoch in die richtigen Hände, so war sie von tödlicher Macht. Das Ornament, das den Knauf schmückte, stellte die ihre Jungen säugende Bärin dar, die einst Eburovics Traumsymbol gewesen war, und zwar lange bevor Ardacos von den Kaledoniern den Bärinnenkult aus dem kalten Norden in die östlichen Lande der Eceni getragen hatte.
    Mit leerem Blick starrte Breaca auf das Schwert. Sie hätte nur zu gerne eine Regung in ihrem Inneren verspürt und fühlte doch nichts. Ihr einziger Gedanke war, dass sie keinerlei Warnung vernommen hatte, dass weder das Lied der Klinge ihres Vaters noch die Stimme Eburovics sie auf diese Entdeckung vorbereitet hatten. Und doch hätten beide zu ihr sprechen müssen.
    »Valerius?«, fragte sie. »Wie bist du zu diesem Schwert gekommen? Wir hatten es doch versteckt, und zwar weit außerhalb der Reichweite jeglichen menschlichen Wesens.«
    »Eburovic selbst hat mich zu seiner Waffe geführt. Das heißt, natürlich war nicht er es, sondern vielmehr sein Geist. Und ich hatte in dem Moment einfach keine Zeit, um noch irgendwelche Fragen zu stellen. Wann ist er gestorben, Breaca? In den Invasionskriegen? An Machas Seite?«
    »Er wurde in jener Schlacht getötet, während der du uns damals geraubt wurdest.«
    Breaca hatte ganz vergessen, dass ihr Bruder dies noch gar nicht wusste, dass so vieles, was zu seiner ganz persönlichen Geschichte dazugehörte, noch nicht seinen Platz in Valerius’ Leben gefunden hatte. Sie beobachtete ihn, während er das Wissen langsam in sich einsinken ließ und es in das grausame Gesamtbild, zu dem all seine Verluste sich verbunden hatten, mit

Weitere Kostenlose Bücher