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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Gürtelschließe funkelte wie ein frisch polierter Edelstein, und ihr Schwertgriff und die Schlangenspeer-Brosche glitzerten wie Gold.
    Und noch mehr Götter salbten die Bodicea: Der Wind hob ihr Haar leicht an, ließ es wie einen kupfernen Helm um ihren Kopf schweben. Ihr Umhang bauschte sich auf, sodass er sich vor den grellweißen Rahmen der Mauer wie eine Art nachtblaues Passepartout schob, und über alledem lag der Glanz der Sonne. Schließlich hüpfte über die vergoldeten Dachpfannen des Tempels eine Krähe und krächzte genau dreimal. Das letzte Krächzen wurde von tiefem und erwartungsvollem Schweigen begrüßt.
    Nun gab es endgültig keine Zweifel mehr an Breacas Führerschaft. Und hätten ihr Bruder oder ihr Sohn in diesem Augenblick versucht, ihr diese Macht wieder streitig zu machen, hätten selbst deren eingeschworene Ehrengarden sie auf der Stelle getötet. Doch auch der Bodicea hätte man die Flucht verwehrt, hätte diese nun einfach wieder davongehen wollen. Stattdessen musste sie der Versammlung erst einmal laut und für alle hörbar ihre unverbrüchliche Verbundenheit und Kampfbereitschaft schwören.
    All dies erkannte Breaca jetzt. Begriff, was von ihr verlangt wurde. Und noch einmal erhob sie die Stimme mit einer solchen Kraft, dass nun endlich wohl auch der Letzte sie würde verstehen können.
    »Kriegerinnen und Krieger der Bodicea. Ihr habt soeben eine gesamte Stadt erobert und damit den ersten Teil des Krieges gewonnen. Nicht ein Einziger von euch ist unverletzt geblieben, und ein jeder hat Freunde verloren, trauert um Geliebte, Brüder, Schwestern, um Väter und Mütter, die allesamt in dieser Schlacht und dem, was uns schließlich zu diesem Krieg geführt hat, umgekommen sind. Und dennoch haben wir uns der Armee Roms gestellt, das sich aufgrund der ihm eigenen Macht in unserem Land ein neues Kaiserreich geschaffen hatte. Und wir haben gesiegt. Das hier war die Hauptstadt der Legionen, war ihre erste Festung gewesen, ihr ganzer Stolz in der Provinz Britannien. Wenn wir diese Stadt wieder verlassen, wird von ihr nichts mehr übrig sein als ein Haufen Asche, den schließlich der Wind mit sich forttragen und der Erde zurückgeben wird. Niemals wieder versenkt irgendeine Armee ihre Fundamente in den reinen Boden von Camuls Residenz.
    Und das hier ist erst der Anfang. Denn wir müssen auch Roms andere Städte schleifen, müssen seine Legionen zerstören. Unser Land muss endlich wieder frei sein. Und mit eurer Hilfe, eurem Blut, eurem Mut und der Hilfe unserer Götter werden wir genau das auch schaffen. Unsere Kinder und unsere Kindeskinder werden in einem Land aufwachsen, in dem Rom nicht mehr sein wird als eine ferne, längst vergessene Bedrohung. Und der Grund, weshalb dies alles so sein wird, sind wir. Vergesst das niemals. Wir sind das Kriegsheer, das die Legionen ein für alle Mal vernichtet.«
    Breacas letzte Worte, ebenso wie der Beginn ihrer Rede, trafen auf fast schon metallisch hartes Schweigen. Nun, langsam, nahm dieses Schweigen wieder eine etwas mildere Beschaffenheit an, ganz so, als ob die rund fünftausend noch vom Kampf erschöpften Krieger endlich begriffen, was sie bereits geschafft hatten und was noch von ihnen verlangt würde.
    Sie wollten ihrer Anführerin antworten und waren doch gleichzeitig viel zu müde, um auch nur einen einzigen klaren Gedanken fassen zu können, bis ganz hinten im Heer der Krieger ein Unbekannter schließlich brüllte: »Bodicea!« , und ihnen allen damit jene Antwort nannte, nach der sie soeben noch gesucht hatten.
    »Bodicea! Bodicea! Bodicea!«
    Der Hall ihres Namens schallte von den Tempelwänden wider und hätte vielleicht sogar die goldenen Ziegel von ihrem Dachgerüst gesprengt, wären diese nicht schon längst in der Hitze der Flammen geschmolzen.
    Damit trat Breaca wieder von ihrem Podest hinunter. Das Meer der Krieger wich auseinander, um Platz für die Bodicea zu machen. Dicht hinter ihr schloss die Menge sich wieder. Sehr langsam schritt Breaca einmal quer durch ihr Heer und schließlich zur Hinterpforte der weitläufigen Gärten des Tempels hinaus. Wie Gänse ihrem Leittier folgen, so folgte das Kriegerheer seiner Bodicea mitten durch die Stadt und bis zu jener grasbewachsenen Fläche hinter den Überresten von Camulodunum, wo sie alle endlich einmal innehalten und sich stärken konnten und einander ihre Erlebnisse von der Schleifung der Stadt erzählten. Und wo sie bereits die ersten Pläne für ihr weiteres Vorgehen schmieden

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