Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
abdrehten und geschlossen in nordwestliche Richtung davonzogen.
    Heißer Atem streifte über Cunomars Hals. Vorsichtig schaute er zur Seite, drehte aber nicht den Körper. Hinter ihm stand die kastanienrote Stute, knabberte mit ihren weichen Lippen an seiner Schulter und schien bereit zu sein, sich von ihm das Halfter anlegen zu lassen. Und mit einem Mal - wenngleich aus keinem besonderen Grund - fühlte Cunomar sich von der Stute an die rothaarige Corra erinnert, eine der angehenden Bärinnenkriegerinnen, die sich den Arm gebrochen hatte und darum vorerst nicht mehr kämpfen konnte. Doch Corra glänzte nicht nur als Kriegerin, sondern auch mit ihrem Organisationstalent. Sie besaß eine gute Portion gesunden Menschenverstand, und Cunomar konnte darauf vertrauen, dass sie es problemlos bewerkstelligen könnte, Verulamium niederzubrennen, und dass sie sich sogar noch freuen würde, wenn er sie um diesen Gefallen bäte.
    Dann fielen ihm noch weitere Krieger und deren besondere Gaben ein, und nach nur kurzer Pause entgegnete Cunomar: »Ich habe fünfzig Bärinnenkrieger, die neben euren Pferden herlaufen und in das Land der Coritani eindringen könnten. Vor allem wären diese Krieger selbst nach einem solchen Lauf noch in der Lage, effektiv in einer Schlacht mitzuwirken. Wenn diese fünfzig also deine Krieger unterstützen würden, dann, so denke ich, könnten wir das Tempo, mit dem die Legionen weiterkommen, durchaus etwas bremsen. Genau darum hatte Valerius uns ja gebeten. Und sollte seine Bitte nun tatsächlich nicht mehr sein als ein Knochen, den man einem Hund zuwirft, so werde ich diesen Knochen dennoch akzeptieren.«
    Braint entbot Cunomar den Gruß der Krieger, und zwar auf jene alte Art, wie man sie noch auf Mona pflegte, und entgegnete: »Du bist der Sohn der Bodicea, der Hund, der über die Meere kam. Und selbst wenn Valerius’ Bitte nicht mehr wäre als ein Knochen, hast du dir diesen Knochen doch in jedem Fall redlich verdient, und du wirst Valerius mit deinem Einsatz beweisen, dass du noch viel mehr wert bist!«

XXXIII
    Vom Nordwesten aus, wo sie an Land gegangen waren, ritten Graine und ihre Begleiter weiter in Richtung Süden, wobei sie sich wohlweislich stets einen Tagesritt hinter den marschierenden Legionen hielten.
    Die Straße führte direkt an der Küste entlang; zu ihrer Linken lag das Meer, rechterhand von ihnen erhoben sich die Berge. Zwischen See und Bergen, auf jenem Landstreifen, wo die Marschtruppen ihr Feldlager aufgeschlagen hatten, war das Gelände völlig verwüstet, regelrecht platt gewalzt, so als ob ein mächtiger Gott darüber hinweggetobt wäre. Überall dort, wo Zelte gestanden und Soldaten geschlafen hatten, waren Heidekraut und Gras rücksichtslos zertrampelt und dem Erdboden gleichgemacht worden. Zahllose Kreise aus schwarzer Asche kennzeichneten jene Feuerstellen, auf denen die gut siebentausend Legionare ihre Mahlzeiten gekocht hatten. Schwärme von Fliegen ließen deutlich erkennen, wo in aller Eile Latrinen ausgehoben und später in noch größerer Hast wieder zugeschüttet worden waren.
    Tatsächlich waren die Spuren, welche die Legionen hinterlassen hatten, so unübersehbar, dass selbst ein Kind sie hätte verfolgen können. Was seine Eigenschaft als Fährtenleser betraf, war Hawk während des größten Teils des ersten Tages nach ihrer Abreise von Mona somit arbeitslos, ein Umstand, der ihn veranlasste, sich in mürrisches Schweigen zu hüllen. Dann aber entdeckte er, wie es war, mit einem Blinden zu reiten, der in andere, jenseitige Welten zu schauen vermochte, Welten, die dem Sehenden zumeist verborgen blieben. Und da hob Hawks Stimmung sich wieder, und er ritt mit geschlossenen Augen neben Bellos her, darauf erpicht, zu erfahren, was ein Mensch ohne Sehvermögen alles wahrnehmen konnte.
    Wie es unter ihnen mittlerweile zur Gewohnheit geworden war, ritt Dubornos stets eine Speerwurfweite voraus, während Gunovar in einem ebensolchen Abstand hinterherritt, um als schützende Nachhut zu fungieren. Somit blieb Graine also nichts anderes übrig, als mit Efnís zu reiten, einem Träumer von den nördlichen Eceni, über den sie nur sehr wenig wusste, außer dass man ihn zum Nachfolger Luain mac Calmas in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Ältestenrats von Mona ernannt hatte, dass er ein Freund ihrer Mutter war, seit diese ein Kind gewesen war, und dass er auch Valerius in sein Herz geschlossen hatte, damals, als dieser noch Bán hieß. Was er jetzt von Valerius hielt,

Weitere Kostenlose Bücher