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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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darüber schwieg Efnís sich aus, und Graine hatte auch nicht den Mut, ihn danach zu fragen.
    »Was empfindest du für Hawk?«
    Es war am zweiten Tag ihrer Reise, dass Efnís ihr diese Frage stellte. Er sprach ruhig, wie beiläufig, im gleichen Ton, in dem er Graine gefragt hatte, ob sie den Falken auf die Taube habe herabstoßen sehen, oder ob sie die drei Reiher am Fluss bemerkt habe. Die See und das flache, sumpfige Land, das sich östlich der Berge erstreckte, lagen inzwischen hinter ihnen. Sie ritten nun durch das breite, fruchtbare Überschwemmungsgebiet zweier Flüsse und überquerten dabei mehrere Brücken, welche von den Römern erbaut worden waren. Die Pferde wagten sich stets nur sehr vorsichtig auf die aus Holz gezimmerten Brücken, wenn sie das hohle Poltern unter ihren Hufen hörten und das Rauschen der sommerlichen Fluten, die unter ihnen hindurchströmten.
    Prüfend warf Graine einen Blick über ihre Schulter zurück auf die hinter ihnen verlaufende Straße. Hawk spielte nicht mehr länger mit Bellos. An diesem letzten Tag war er wieder zum Spurenleser oder auch Jäger geworden, indem er sein Pferd in Dubornos’ Obhut zurückgelassen hatte und zu Fuß vorauslief oder in einigem Abstand neben der kleinen Reisegruppe hereilte. Zuerst glaubte Graine, Hawk sei verschwunden, doch dann entdeckte sie ihn ein Stück weiter rechts von sich, auf der anderen Seite des Flusstals, wo er sich im Laufschritt zwischen Weißdorngestrüpp und Schlehdornbüschen hindurchbewegte. Er bemerkte, wie Graine in seine Richtung schaute, und winkte. Sie winkte zurück.
    An Efnís gewandt sagte sie: »Er kümmert sich um mich.«
    Mac Calma hätte sich nicht mit dieser kurzen Antwort zufrieden gegeben, sondern sie dazu gedrängt, mehr von ihren Empfindungen preiszugeben. Efnís aber nickte nur leicht und blickte in Graine hinein, durch sie hindurch und an ihr vorbei zu dem Gebirgskamm in der Ferne und dem kleinen Hügel, der unweit davon aufragte, und erwiderte: »Dort drüben hat dein Vater einst gekämpft, in dem Frühjahr, bevor du geboren wurdest. Schon jetzt nennen sie den Ort nur noch Caer Caradoc. Übrigens gibt es noch drei andere Orte mit genau demselben Namen im Umkreis von zwei Tagesritten von hier.«
    Efnís, so stellte Graine allmählich fest, war ein ganz anderer Mensch als Luain mac Calma, der Valerius damals in Hibernia gezeugt hatte und etliche Jahre später im Gefolge eines gewaltigen Sturms in die Länder der Eceni gekommen war, um seinen Sohn zu sehen und seit jenem Tag, so schien es zumindest, über diesen wachte.
    Efnís dagegen hatte ihres Wissens nach keine Kinder in die Welt gesetzt, und er schien auch keine sonderlich große Neigung zu verspüren, jetzt noch damit anzufangen. Er hatte sein Bett mit einer der jüngeren Kriegerinnen geteilt, und als diese dann mit Braint in den Osten gereist war, um auf Eceni-Territorium gegen die Römer zu kämpfen, hatte Efnís offen und aus tiefstem Herzen um sie getrauert. Er hatte sich seinem Kummer jedoch nur für die Dauer jenes einen Tages hingeben, an dem er von ihr hatte Abschied nehmen müssen. Danach hatte er sich wieder voller Energie der Evakuierung der Bewohner Monas nach Hibernia gewidmet. Als Graine ihn das nächste Mal gesehen hatte, war Efnís wieder ganz der Alte gewesen, offen und unmissverständlich in seinen Äußerungen, wo mac Calma unverständlich und unzugänglich war.
    Allerdings hatte Efnís’ Direktheit und Durchschaubarkeit auch ihre Nachteile, wie Graine fand; mac Calmas subtiles Forschen und Sondieren zu ignorieren, war in vieler Hinsicht leichter gewesen.
    Eine Weile lang ritten sie schweigend weiter, während sie die kleinen Hügel und die Grate hinter sich ließen und der von den Römern angelegten Straße in weites, bewaldetes Land folgten, das lediglich sanft gewellt war und daher keine Strapaze für die Pferde darstellte. Hawk entfernte sich noch ein Stück weiter von ihnen, bis Graine ihn schließlich nicht mehr sehen konnte. Seine Bewegungen, die Art, wie der junge Krieger vom Stamme der Coritani das Gelände auskundschaftete, ließen nun eine Dringlichkeit und Wachsamkeit erkennen, wie Graine sie noch nie zuvor bei ihm beobachtet hatte. Da sie aber Efnís’ Frage ganz eindeutig nicht vollständig beantwortet hatte, fügte Graine nun hinzu: »Ich fühle mich in seiner Gesellschaft sicher, genauso, wie ich mich auch in deiner aufgehoben fühle.«
    Efnís, der gerade zwei Elstern beobachtet hatte, die sich laut keckernd um

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