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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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zahlreichen Zeugen standen unmittelbar am Rande des Moores. Noch immer hielt Breaca Graines Stein in der Hand, die Lederschnur hatte Dubornos ihr jedoch bereits abgenommen und legte sie soeben um seinen eigenen Hals. Sie alle wurden umfangen vom letzten Licht des Mondes, waren umschlossen von der ewigen Nacht, der ewigen Macht der Dunkelheit und des nicht Sichtbaren und des nicht Aussprechlichen. Dann eilte mit energischen Schritten der neue Tag herbei und riss die Ritualversammlung förmlich mit sich. Es war die Kraft des Anfangs, des Anfangs aller Dinge, des neuen Tages ebenso wie des neuen Lebens und der neuen Hoffnung, die Dubornos und seine Weggefährten nun an jenen Ort trug, wo Tag und Nacht, Anfang und Ende, Leben und Tod sich exakt die Waage hielten und an dem allen unmissverständlich klar wurde, dass genau dieses Gleichgewicht auf ewig erhalten bleiben müsste, das Gleichgewicht zwischen denen, die ins Leben traten, und denen, die den Tod annahmen.
    »Halte mich«, sagte Dubornos, und Breaca hielt ihn fest. Bis auf das kleine Stück Fuchsfell an seinem einen Oberarm war er vollkommen nackt. Breaca spürte, wie das Fell sie zwischen den Brüsten kitzelte, feucht von Dubornos’ Schweiß und dem ihren. Tief atmete sie den Geruch seiner Haut ein, seines Haares, seines Atems. Sie spürte das Pochen seines Herzens, das weitaus gleichmäßiger war als ihr eigener Herzschlag, fühlte das freudige Springen seines Pulses, ganz ähnlich den Sprüngen eines Hirsches oder eines Salms, ein Sprung vom einen Herzschlag zum anderen, spürte die Freude und das drängende Leben in diesen Sprüngen. Doch Breaca nahm auch wahr, wie ernst es Dubornos mit seinem Wunsch zu sterben war, spürte, wie er plötzlich und mit absoluter Gewissheit nur seinem Tod zu begegnen wünschte, und hörte seine Stimme.
    »Breaca, jetzt, bitte.«
    Mit dem Stein zertrümmerte sie ihm den Kopf. Der eiförmige Felsbrocken schmiegte sich glatt in ihre Hand, sein Gewicht brach Dubornos’ Schädel auf. Leicht und frei entschwebte seine Seele seinem Körper. Schwer, schwerer als zuvor lag Dubornos’ Körper in Breacas Armen.
    Mit der Lederschnur um seinen Hals schnitt Breaca ihm die Luft ab, auf dass sein Atem enden möge, so wie er einst begonnen hatte, als die Nabelschnur, die ihn mit seiner Mutter verband, durchschnitten wurde.
    Schließlich ließ Breaca den Sänger mit dem Gesicht nach unten in den Sumpf hinabsinken, auf dass er zurückkehren könne in das Wasser, dem er einst entstiegen war, und zurücksänke in die Umarmung der unter dem Moor wartenden Erde. Und endlich zog zu Breacas Linker der so lange schon hinausgezögerte neue Morgen herauf und eroberte das Land.
    Danke.
    Aus der Welt jenseits der Erde und des Wassers ertönte Dubornos’ Stimme. Er leuchtete regelrecht. Seine Augen waren der Mond und die Sonne. Frieden hüllte ihn ein wie ein wärmender Mantel, und er war erfüllt von dem sicheren Wissen, das ihm sagte, wohin er nun gehen müsse. Schon entglitt er Breacas Wahrnehmung, wich zurück von ihr und schritt den gleißend hellen Weg entlang, den die neu geborene Sonne ihm wies. Ich weiß, was unser Volk nun braucht, sprach er. Und mit meiner ganzen Seele werde ich darum bitten.
    Breaca brachte keinen Ton heraus. Ihre Kehle schnürte sich über ihren Worten und über ihrem Atem zusammen, ganz so, als ob auch um ihren Hals sich eine tödliche Schnur geschlungen hätte. Trauere nicht, rief Dubornos. Es war der beste aller Tode. Die Götter haben ihn wohlwollend angenommen.
    Das spürte auch Breaca. Der Druck des Wartens, des Zusehenmüssens war von ihr gewichen, und an seiner Stelle lebte nun eine stille Dankbarkeit. Die Luft schien weniger schwer auf ihrer Haut zu lasten, und das Tor, das sie zwischen der Morgendämmerung und der Nacht gesehen hatte, stand noch immer weit offen. Briga war da, Nemain und all die anderen, noch um ein Vielfaches älteren Götter. Sie sah die Träumerin der Ahnen und den Sonnenhund, verschmolzen zu einem einzigen Wesen, und ein winziges Teilchen dieses Wesens fiel herab in ihre, Breacas, Seele. Mit einem Mal ergaben sowohl das Wesen und das Leben des Sonnenhundes als auch der Träumerin der Ahnen einen ganz neuen Sinn, ebenso, wie Breacas Wirken eine neue Bedeutung erhielt.
    Das Wesen, zu dem Dubornos nun geworden war, flüsterte: Ich muss jetzt gehen .
    »Ja.«
    Das Gesicht noch immer Breaca zugewandt, schritt er rückwärts von ihr fort, immer schneller und schneller. Plötzlich wurde ein Fluss

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