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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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angegriffen wurden. Corvus bedauerte es zutiefst, jemals seine Zustimmung zu dieser Strategie gegeben zu haben. Und er hasste den Mann, wer auch immer dieser sein mochte, der dem Gouverneur überhaupt erst von diesem möglichen Vorgehen erzählt hatte und ihn dann auch noch dazu ermunterte, in genau dieser Formation durch das Land zu marschieren.
    Die Hitzewelle quälte sie alle nun schon den dritten Tag in Folge. Die Erinnerungen an die Stürme zu Beginn des Jahres waren gänzlich aus dem Bewusstsein der Männer gewichen, und auch das Land selbst hielt keinerlei Reminiszenzen an diese kühle Jahreszeit mehr bereit. Zudem waren die Schwärme von Fliegen eine derartige Plage, dass diese schon nicht mehr in Worte zu fassen war. Fast genauso schlimm wie die Fliegen aber war der grobkörnige Staub, der die Luft regelrecht zu verklumpen schien und sich fest in die Mähne und das Geschirr von Corvus’ rotbraunem Schlachtross grub. Doch er rieselte auch über Corvus’ Nacken und seinen Rücken hinab, sammelte sich um dessen Taille herum und krümelte schließlich sogar in das Gebiet jenseits der Gürtellinie hinab. Ein andauerndes Gefühl des Scheuerns war die Folge, und mittlerweile konnte Corvus sogar bereits das Blut durch die Haut dringen spüren, wo sein Gürtel das Kettenhemd an den Körper presste. Wohl schon zum hundertsten Mal während dieses Ritts kontrollierte er die Unterseite der Satteldecke und redete sich ein, dass seine Lieblingsstute dadurch immerhin nicht ganz so sehr zu leiden hätte wie ihr Reiter.
    Er trank etwas Wasser aus dem ledernen Schlauch, goss dann ein wenig davon in seine Hände, rieb sich das Gesicht ab und beugte sich schließlich vor, um die Stute aufmunternd mit der nassen Hand zwischen den Ohren zu kraulen. Hastig verscheuchte er einige Fliegen und redete dem Pferd unterdessen gut zu: »Es ist schon nach Mittag. Das Schlimmste haben wir hinter uns. Geh einfach brav weiter, dann wird alles wieder gut.«
    Schon seit gut zwei Tagen war das Tier der Hauptadressat für Corvus’ Reden, genauer gesagt seit jenem Moment, als die nordwärts strebende kleine Reisegruppe des Gouverneurs auf die in Richtung Süden stampfenden Legionen getroffen war, welche wiederum eskortiert wurden von dem noch verbliebenen Rest der Quinta Gallorum, Corvus’ Flügel.
    Das Zusammentreffen wurde beiderseits mit Freude aufgenommen, und die Wiedereingliederung von Suetonius Paulinus’ persönlicher Reisebegleitung in ihr angestammtes Heer verlief gar unter lauten Jubelrufen. Allerdings dauerte es nur einen knappen Tag, bis Corvus schon nicht mehr wusste, was er Sabinius eigentlich noch erzählen sollte - Sabinius, der Standartenträger, der in Abwesenheit seines Kommandeurs dessen Kavallerieflügel angeführt hatte. Alles in allem betrachtet schien die Stute also ein wesentlich lohnenderer Gesprächspartner zu sein, denn sie widersprach Corvus nicht, und selbst ihr augenscheinlich zustimmendes Wiehern ertönte nur höchst selten, wohingegen Sabinius zu weitschweifigen Antworten neigte und auch dazu, seinem Befehlshaber offen zu widersprechen. Im Übrigen eskortierte er nun schon seit rund zwanzig Jahren die kaiserlichen Legionen durch feindliches Gebiet und wusste von daher allzu genau, wie unendlich lang ein solcher Tag werden konnte, und dass das Schlimmste - entgegen Corvus’ Behauptung - höchstwahrscheinlich noch lange nicht ausgestanden wäre. Der Standartenträger grunzte folglich nur, verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und versuchte, durch die flimmernde Hitze hindurch den Kopf der Marschtruppe auszumachen. »Ihr habt mir noch gar nicht gesagt, wie weit wir eigentlich noch in den Süden vordringen wollen«, wandte er sich an Corvus. »Denn wenn die Brücken von Vespasian und Verulamium tatsächlich bereits beide zerstört sind, gibt es da unten doch im Grunde gar kein Ziel mehr für uns.«
    »Sabinius, ich habe dir nur deshalb noch nicht erzählt, worauf wir zuhalten, weil ich es selbst nicht weiß. Und ich glaube, noch nicht einmal Paulinus könnte uns das sagen. Ein mögliches Ziel könnte das Land westlich der Brücke sein. Vielleicht findet sich da ja irgendein Weg, wie wir doch noch über den Fluss gelangen könnten. Aber ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass wir überhaupt noch so weit kommen werden. Wir marschieren hier gerade einer feindlichen Armee entgegen, die selbst nach sehr vorsichtigen Schätzungen bestimmt fünfzehntausend, wenn nicht sogar an die zwanzigtausend Krieger

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