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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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dort sein müssen, wo auch die Legionen sind, und dass sie in Richtung Süden vorrücken. Die Legionen sind unser Fluch, und in ihrer Vernichtung liegt unsere Rettung, das heißt, falls wir in unserem Vorhaben nicht versagen sollten. Was auch immer geschieht mit der Zukunft unseres Landes, kann nicht getrennt von den Legionen geschehen.«
    Sûr mac Donnachaidh war in Breacas Nähe gerückt und nagte gierig das Fleisch von einer Rippe. Er schien über Nacht deutlich gealtert. Seine Augen suchten ihren Blick. »Ardacos könnte euch zu den Legionen führen. Jedoch könnte es einen ganzen Tag dauern, ehe er ihre Spur gefunden hätte. Aber auch meine Späher haben die Legionen - und jene, die den Legionen folgen - beobachtet.«
    Einige Jugendliche hatten sich hinter dem Ältesten der Hirschkrieger versammelt, Krieger, die bei dem nächtlichen Ritual nicht dabei gewesen waren, und im Gegensatz zu ihren vollkommen nackten Stammesmitgliedern trugen sie nun auch jeder einen Messergürtel. Ihre Gesichter und ihr Haar hatten sie mit Lehmfarbe beschmiert, sodass sie aussahen wie Geschöpfe, die geradewegs aus der Erde gekrochen waren. »Wenn ihr nun sowohl unsere Pferde als auch die euren nehmt, könntet ihr die Legionen bis zum Einbruch der Dunkelheit erreicht haben. Dein Sohn und die Ranghöchste Kriegerin von Mona haben insgesamt eintausend Speerkämpfer unter ihrer Führung vereinigt und sind den Römern dicht auf den Fersen. Schon bald werden sie zum Angriff ansetzen - noch bevor ihr sie eingeholt haben könnt. Die Krieger sind gegenüber den Legionen natürlich in der Minderheit, aber sie hoffen, den Überraschungseffekt auf ihrer Seite zu haben, sie planen also die gleiche Angriffstaktik, wie sie sie schon einmal angewandt haben. Ich persönlich denke nicht, dass sie damit Erfolg haben werden.«
    Abermals trat das Gewebe der Zeit vor Breacas inneres Auge. Und durch ebendieses Netzwerk zog sich ein dunkler Einschlagfaden, drohte, das ganze Gewebe zu zerstören. Immerhin aber konnte Breaca die Bedrohung nun deutlicher erkennen, sah sie ihre Form und ihre Größe. Trotz des Sonnenlichts verlor der Tag mit einem Mal alle Wärme. Breaca sandte ein Gebet an Dubornos und spürte, wie er es sorgsam an sich nahm, ganz so, wie Breaca ein Kind in ihre Arme geschlossen hätte.
    »Nun denn, wenn deine Späher uns tatsächlich zu ihnen führen könnten«, entgegnete sie, »würden wir die Pferde, die du uns anbietest, nur allzu gerne annehmen.«

XXXVII
    Blank poliertes Metall reflektierte die Sonne, spiegelte die Reflexion der Sonne, reflektierte die Reflexion der Reflexion, auf dass immer mehr Sonnen zu entstehen schienen - und raubte einem damit regelrecht das Augenlicht.
    Mitten im Hochsommer und dies auch noch zur Mittagszeit ritt Corvus gen Süden. Vor ihm marschierten zwei komplette Infanterielegionen, jeder der Männer trug seine vollständige Rüstung, und eine wahre Wolke von Fliegen umkreiste gierig die Schweißtropfen auf seinem Gesicht.
    Am liebsten hätte er sich eine Augenbinde angelegt, um das unerträglich grelle Licht auszusperren. Außerdem wollte er sich Baumwolle in die Ohren stopfen, um das dumpfe Dröhnen der beschlagenen Stiefel zu dämpfen, um endlich nicht mehr das unablässige Scheppern und Klirren der Rüstungen hören zu müssen und diese verfluchten, schier nicht enden wollenden Marschgesänge der Kohorte, die wie immer weit jenseits der richtigen Tonlage in den Tag gegrölt wurden. Er wollte jede einzelne Fliege in der Provinz von Britannien persönlich töten, um sich dann auf ewig an den kühlen Wassern von Bergbächen zu laben, die durch schattige Täler hindurch in einen See plätscherten, der so versteckt lag, dass allein die feinen Strahlen des Mondes zu ihm vorzudringen vermochten. Er wollte wieder durch die Meerenge vor Mona schwimmen, wünschte sich, wieder in der Festung der Zwanzigsten Legion leben zu dürfen oder auch in Camulodunum, selbst wenn diese Stadt mittlerweile nur noch aus Schutt und Asche bestand. Jeder Ort auf dieser Welt wäre ihm jetzt lieber gewesen als diese schattenlose Straße, auf der vor ihm je sechs Legionare in einer Reihe mit doppelter Marschgeschwindigkeit durch den Staub stapften, gefolgt von einem fast ebenso schnellen Gepäckzug, während er selbst sozusagen den reißzahnbewehrten Schwanz der Schlange zu symbolisieren hatte, um sicherzustellen, dass die Nachhut am Ende des Marschtrupps auch tatsächlich effektiv zuschlagen würde, wenn - nicht: falls - sie

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