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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Steinschleuderschütze mit dem vernarbten Gesicht, der sich nun Krieger von Mona nennen durfte. Zwischen seinen beiden Händen blitzte ein metallenes Etwas auf.
    Valerius nahm nicht entgegen, was der Krieger ihm darbot: eine kleine Statue des Falkengottes, das Abbild des Horus, mit einer leichten Delle in der Mitte des Schädels und einem Auge aus Gagat. Mit geneigtem Kopf stand Valerius da, starrte auf seine verschränkten Hände hinab und rührte sich nicht.
    Schließlich war es Longinus, der fragte: »Wo ist er?« Er brauchte keinen Namen zu nennen, denn auch er hatte allein auf diese Nachricht gewartet.
    »Auf der anderen Seite der Rippelmarke. Die Späher haben ihn gefangen genommen. Du brauchst nur den Befehl dazu zu geben und dann bringen sie ihn um.«
    »Nein!«, rief Breaca, die mittlerweile ebenfalls aufgestanden war. »Valerius, ist es wirklich Corvus?«, fragte sie und fuhr, als sie keine Antwort erhielt, fort: »Geht. Corvus war einst ein Freund, ehe all dies seinen Lauf nahm. Und wenn alles vorüber ist, könnte er wieder ein Freund werden. Wir haben einfach nicht das Recht, dieser Freundschaft nun den Rücken zu kehren.«
    Freundlicher und mit anderer Betonung in der Stimme wiederholte Longinus Breacas Worte schließlich noch einmal: »Ja, geht. Ich möchte lieber hier warten, wo es warm ist. Es liegt noch eine lange Nacht vor uns, ehe der neue Tag anbricht. Und was immer auch zerbrochen sein mag - wir werden sicherlich genügend Zeit haben, um es wieder zusammenzufügen.« Damit schienen die imaginären Fesseln, die die Füße von Breacas Bruder an den Boden gekettet hatten, wieder gelöst, und er marschierte in die Dunkelheit jenseits des Feuers.
     
    Ihm war übel, was wiederum eine geradezu lächerliche Schwäche war am Vorabend der Schlacht. Valerius hatte geglaubt, dass Theophilus ihm anbieten würde, ihn zu begleiten, und er war sich alles andere als sicher gewesen, ob er die Kraft finden würde, das Angebot des Arztes auszuschlagen. Folglich war Valerius erleichtert, dass dies letztlich gar nicht nötig war. Wie blind folgte er nun einfach nur
    Huw in die Dunkelheit hinein und beschloss, besser nicht darüber nachzudenken, wo er hinging und warum.
    Sie liefen bis zu jener Stelle, wo ein schmaler Bach am Fuße der Rippelmarke entlangströmte, seine beiden Ufer von jeweils einem Haselnussbusch geziert. Valerius hatte diese Stelle bereits für den folgenden Tag als Treffpunkt für die Speerkämpfer markiert, und dies nicht etwa, weil die Büsche eine besonders gute Deckung geboten hätten - in der flachen Landschaft vor dem von Paulinus auserkorenen Tal gab es nichts, was diese Bezeichnung verdient hätte -, sondern einfach deshalb, weil sie einen guten Versammlungsplatz abgab, der von allen Kriegern leicht ausgemacht werden konnte.
    »Hier.« Huw drückte Valerius die kleine Plastik des Horus in die Hand. »Ich werde ganz in der Nähe sein.« Damit verschwand er in den Schatten unterhalb der Rippelmarke.
    Die Nacht schien geradezu leer. Valerius fühlte sich, als ob er das einzig lebende Wesen unter den Sternen sei, wäre da nicht dieser schwache Geruch gewesen, den der Wind zu ihm hertrug. Immer und überall würde er diesen ganz spezifischen Geruch erkennen, in der blinden Wut während einer Schlacht, in der kalten Luft, die über einen winterlichen Berg strich, inmitten eines Haufens von zechenden Legionssoldaten in einer schmutzigen Taverne in einem gallischen Seehafen - oder eben hier, am Rand eines flachen und gänzlichen unspezifischen Stückes Land, auf dem sich bei Tagesanbruch die Zukunft einer ganzen Provinz entscheiden würde.
    »Warum bist du hier?«, fragte er.
    »Um dich zu sehen.« Corvus saß auf einem kleinen Felsbrocken und ließ seine nackten Füße in den Bach hinabbaumeln. Valerius, der gerade erst aus dem Schein des Feuers herausgetreten war, brauchte einige Zeit, bis seine Augen sich so weit an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dass er Corvus deutlich sehen konnte. Zuvor aber erblickte er das glitzernde Wasser, das in silbrigen Strudeln um Corvus’ Knöchel plätscherte, und erst dann, ganz langsam, erkannte er auch den ganzen Mann.
    Corvus sah noch erschöpfter aus als an jenem Tag in der Siedlung von Prasutagos, damals, als er die Veteranen des Prokurators fortgeschickt hatte und damit das Leben der Bodicea rettete. In seinen Schopf hatten sich noch einige weitere gräuliche Strähnen eingeschlichen, in jedem Fall waren es mehr als zu jener Zeit, als Valerius noch ein

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