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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Dennoch stand er noch immer oben am Himmel - Nemain, die über ihr Volk wachte.
    Graine wandte sich um und ging ein kleines Stück vorwärts, sodass sie von beiden gegnerischen Parteien deutlich gesehen werden konnte. Ruhig und gelassen lag der Hase auf ihren ausgestreckten Händen. Graine hob das Tier in die Höhe, der blassen Sichel am Himmel entgegen, in einer Geste, als wolle sie es von der Göttin segnen lassen. Dann drehte sie sich um und sprach klar und deutlich zu der Häsin, setzte sie auf dem Boden ab und trat einige Schritte zurück.
     
    »Airmid sagt, die Häsin ist trächtig«, erklärte Cygfa. »Wusstest du das?«
    Valerius wusste dies durchaus, aber nicht etwa deshalb, weil Airmid es ihm gesagt hatte. Seit er an diesem Morgen aufgewacht war, war er mit einem wesentlichen Teil seines Bewusstseins bei Graine, dem Hasen und den feinen Fäden gewesen, welche diese beiden miteinander verbanden und zugleich mit dem Mond verknüpften. Er selbst hatte Nemains Flüstern nie sonderlich laut wahrgenommen, und es gab Zeiten, da konnte er es so gut wie überhaupt nicht hören. Jetzt jedoch war es ein einzelner, stetig gleich bleibender Ton, ähnlich wie eine in tiefster Dunkelheit wahrgenommene Flamme, die den Rest der Welt zu Nebel verschwimmen ließ.
    Cygfa hätte nicht so nahe neben ihm stehen dürfen, dass sie sich mit ihm unterhalten konnte - eine Erkenntnis, die Valerius jedoch nur langsam und auch nur verschwommen bewusst wurde. Ohne den Blick von Graine oder der Häsin abzuwenden, erwiderte er: »Du kannst nicht an meiner Seite in den Kampf reiten. Darüber waren wir uns doch schon einig gewesen.«
    »Das stimmt nicht. Du hast gesagt, dass wir nicht Seite an Seite in den Kampf reiten dürfen. Und ich habe dem zwar nicht widersprochen, aber auch nicht zugestimmt. Genauso wenig, wie ich Longinus zugestimmt habe. Aber da wusste ich ja auch noch nichts über den Hasen. Valerius, die Häsin ist trächtig.«
    »Das bedeutet noch lange nicht, dass auch du überall dorthin gehen kannst, wo sie hingeht, oder das Gleiche tun kannst, was sie...«
    Er brach ab, unfähig, sich noch länger auf das Streitgespräch zu konzentrieren. Denn in diesem Moment nahm die Häsin ihn wahr, genauso, wie er sie wahrnahm. Sie richtete sich auf den Hinterbeinen auf und sog prüfend die Luft durch die Nase. Nemain reckte sich durch ihn hindurch, angestrengt darum bemüht, die Häsin zu erreichen. Doch ein zu großer Teil seiner selbst stand dem im Wege, gefangen in dem Wirrwarr, den die Verantwortung und die Sorge in seinem Kopf erzeugt hatten.
    Er schaffte es nicht, versuchte es noch einmal und spürte, wie andere sich ihm in seinem Bestreben, zu dem Hasen vorzudringen, anzuschließen suchten. Zum einen war da Airmid, das erkannte Valerius an ihrer engen Verbundenheit mit Breaca, deren Seele in ihrem Herzen lebte. Zum anderen Efnís. Das erkannte er anhand des riesigen Chores von Mona, den Klängen der Insel, die sich dicht an seinen, Valerius’, Geist herantasteten. Bellos hingegen erkannte er allein schon an dessen tiefer Resonanz.
    Doch keiner von ihnen berührte Valerius wirklich, und keiner von ihnen konnte das Kind oder den Hasen erreichen, außer durch ihn, Valerius. Warum das so war, das wusste er nicht; vielleicht hing es damit zusammen, dass er Graine am nächsten stand oder dass er mit ihr verwandt war, ganz gleich, wie entfernt diese Verwandtschaft auch sein mochte. Doch wie dem auch sei, so verriet ihm doch nichts von alledem, wie er zu Graine vordringen könnte. Er wusste nur, dass er es irgendwie schaffen musste.
    Cygfa war noch immer an seiner Seite. Longinus hatte sich unterdessen an Valerius’ andere Seite begeben, und sowohl Cygfa als auch Longinus hätten sich in diesem Moment eigentlich auf der linken Seite der Kampflinien befinden sollen, dort, wo sie nicht unmittelbar in Gefahr waren, sondern ein gutes Stück entfernt von dem Kavalleriekeil, den Valerius so sorgfältig auf der Rechten formiert hatte.
    Unmittelbar hinter ihm warteten Civilis und dessen Bataver. Sie bildeten den eisenharten Kern dieses Angriffskeils, unterstützt durch Madb und Huw und dreihundert handverlesene Krieger von Mona, welche die Flanken bildeten. Sie alle hatten gemeinsam mit Valerius in dem Sturmangriff gegen die Neunte Legion gekämpft oder aber auf Mona und in den Gefechten, die sie seitdem noch zu bestehen hatten. Sie vertrauten ihm also ebenso vorbehaltlos, wie er ihnen vertraute, und sie alle wussten nur allzu gut, wie viel von

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