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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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haben mochte.
    Er ließ sich von Thorn zu dem Stapel von Pferdedecken hinüberziehen, der ihnen als gemeinsames Bett diente, ließ sich von ihr zärtlich in die Arme nehmen, so als ob er ein Kind wäre. Voller Verlangen drückte sie sich mit ihren Brüsten und ihrem Geschlecht gegen seinen Rücken, und das Gefühl ihres warmen, weichen Körpers dicht an dem seinen holte Bellos schließlich vollends wieder in die Realität zurück, sodass ihm erst in diesem Moment wirklich bewusst wurde, wie tief er tatsächlich in die jenseitigen Welten vorgedrungen war. Unter anderen Umständen hätte ihn dies vielleicht beunruhigt, doch sein Bedürfnis danach, Thorn zu lieben und mit ihr zu verschmelzen, war in diesem Moment derart drängend, dass Bellos diesen Gedanken einfach beiseiteschob, sich kurzerhand herumrollte, mit beiden Händen Thorns Gesicht umfasste, um es mit einer Spur von Küssen zu überziehen, und dann geduldig wartete, bis ihr hastig gehender Atem ihm verriet, dass ihr Verlangen ebenso stark war wie das seine. Erst da drang er in sie ein.
    Später, als ihr Hund ihm den Rücken wärmte und Thorn seine innere Glut zärtlich noch immer leicht am Schwelen hielt, sagte er leise zu ihr: »Ich dachte, du wärst gemeinsam mit den anderen Träumern nach Hibernia aufgebrochen?«
    »Das war ich auch.« Bellos konnte spüren, wie ihre Lippen, die dicht an seinem Hals lagen, sich zu einem Lächeln verzogen. »Aber ich bin wieder zurückgekommen. Mac Calmas Träume haben gezeigt, dass ich hier sein muss, wenn die Legionen kommen.«
    Zum dritten Mal in dieser Nacht spürte Bellos, wie die Kälte sich in seine Brust schlich. Sanft hatte er mit den Fingern über Thorns Haar gestrichen, nun hielt er abrupt inne. »Und«, fragte er heiser, »sagen seine Träume auch irgendetwas darüber aus, ob du noch lebst, wenn die Römer wieder verschwinden?«
    Missbilligend biss sie ihn zart in sein Schlüsselbein. »Im Augenblick sagen die Träume noch überhaupt nichts über die Ereignisse nach der ersten Schlacht. Wir müssen schon selbst dafür sorgen, dass die Zukunft sich so gestaltet, wie wir sie uns wünschen. Und genau darum bin ich hier.«

X
    Es war Cygfa, die ältere Tochter der Bodicea, die auf Valerius’ Zeichen hin dreimal den Ruf der Eule nachahmte. Das vereinbarte Signal wurde von einem Wachkommando von Kriegern, die sich im Unterholz entlang dem Waldrand verborgen hielten, durch den Nebel hindurch weiterübermittelt, bis es schließlich an jener Stelle ganz am anderen Ende der Postenkette anlangte, wo Cygfas Bruder Cunomar bäuchlings unter den von den Unbilden des Winters zerrupften Wurzeln einer umgestürzten Eiche lag.
    Der Erdboden, auf dem Cunomar verharrte, vibrierte im Rhythmus unzähliger Füße, die im Gleichschritt marschierten. Die Soldaten der dritten Kohorte der Neunten Legion, die nur eine Speerlänge von seinem Gesicht entfernt den Steinernen Pfad der Ahnen entlangstampften, fuhren unverdrossen fort, die fünfzehnte Strophe jenes Marschliedes zu singen, das sie angestimmt hatten, als gerade die ersten Reihen der schier endlos langen Kolonne an ihm vorbeigekommen waren. Den Ruf der Eule hörten sie nicht, und hätten sie ihn gehört, hätten sie nicht gewusst, was er zu bedeuten hatte. Cunomar aber nahm das Zeichen durchaus wahr und wusste genau, was es bedeutete. Dennoch rührte er sich nicht.
    Sein Äußeres hatte keinerlei Ähnlichkeit mehr mit dem eines menschlichen Wesens, und er empfand sich in diesem Moment auch kaum mehr als solches. Bis auf seinen Messergürtel und den Königsreif, den er am Oberarm trug und der das letzte Geschenk seiner Mutter gewesen war in jenem Winter, bevor der Prokurator die Siedlung zerstört hatte, war Cunomar vollkommen nackt. Von den Fußsohlen bis hinauf zum Haaransatz war sein Körper von einer dicken Schicht Bärenfett umhüllt, in die Waid gemischt worden war, um sie stumpfgrau erscheinen zu lassen. Seine Augen waren von Ringen aus einer weißen Paste umrahmt, die aus mit Lehmerde vermischtem Kalk bestand; mit der gleichen Paste waren auch die Linien auf seinen Wangen aufgemalt, die seinem Gesicht das Aussehen eines Totenschädels verliehen. Sein Haar war mit Schweineschmalz und weißem Kalk versteift, sodass es in Form einer blassgrauen Sichel senkrecht von seiner Kopfhaut abstand.
    Seitdem er den römischen Wachturm in Brand gesteckt hatte, hatte Cunomar am Vortag schließlich sogar die Kriegerfedern abgelegt, welche die Anzahl der von ihm getöteten Feinde

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