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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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schwer.«
    Angela erhob sich ebenfalls. »Wie wäre es dann, wenn wir etwas anderes üben würden? Ich kann doch noch mehr, oder?«
    Einen Moment befürchtete sie, er würde verneinen, doch dann nickte er. »Natürlich. Es gibt vieles, was du kannst. Das ist ...«
    Sie ließ ihn nicht ausreden. Die Frustration des Morgens entlud sich. »Dann bring es mir bei!«
    Überrascht drehte Alberich sich um. Das warme Licht ließ seine Augen gelb leuchten. Angela war sich nicht sicher, ob sie Wut darin sah oder vielleicht sogar Anerkennung.
    »Was willst du lernen?«, fragte er.
    Sie trat neben ihn ans Fenster, während sie über die Frage nachdachte. Alberich trug sein schwarzes Hemd offen über der ebenfalls schwarzen Hose. Sie schob ihre Hand unter den Stoff und streichelte seinen Rücken. »Etwas, mit dem ich dir helfen kann, wenn Laura auftaucht.«
    »Der ferne Blick hilft mir.«
    »Jetzt ja, aber nicht, wenn sie herkommt. Sie wird nicht allein sein, dazu fehlt ihr der Mumm.« Sie betrachtete die geflügelten Elche, die am See grasten, und dachte nach. »Sie wird Kämpfer mitbringen, die Iolair oder die Sucher. Und du weißt nicht, was dieser Dolch kann, den sie gefunden hat. Du bist mächtiger als jeder andere in diesem Reich und mehr wert als sie alle zusammen, aber selbst du bist nicht unbesiegbar.«
    »Und mit dir an meiner Seite wäre ich es?«
    Sie hörte das Lächeln in seiner Stimme. Es wirkte arrogant, aber sie ließ sich nicht beirren. »Sag du es mir. Du weißt, zu was Angelina in der Lage war, also weißt du, was ich erreichen kann, wenn du mich lässt.«
    Ihre Antwort schien ihn zu überraschen, denn er schwieg einen Moment lang. »Du hast recht«, sagte er dann. »Ich halte dich zurück, was ich nicht tun sollte. Der ferne Blick ist nützlich, aber verglichen mit dem, was du lernen könntest, ist er eine Spielerei.«
    Angela spürte, dass er noch nicht fertig war, also wartete sie ab.
    »Ich will dich keiner Gefahr aussetzen«, fuhr er fort. »Ich habe Angelina verloren, und das war schlimm genug, aber wenn ich mir vorstelle, dich und sie zu verlieren ...«
    Alberich sprach den Satz nicht zu Ende, aber das brauchte er nicht. Angela umarmte ihn und legte ihren Kopf an seine nackte Brust, atmete seinen vertrauten Geruch ein. Endlich öffnet er sich, dachte sie. Endlich lerne ich den wahren Alberich kennen.
    »Du wirst mich nicht verlieren«, sagte sie leise. »Bring mir bei, was ich wissen muss, dann werden wir Laura mit der Macht des Drachen zermalmen und ihren verdammten Dolch in Stücke schlagen.«
    Er erwiderte ihre Umarmung. Sein Bart kitzelte an ihrem Hals. »Was willst du lernen?«, fragte er erneut.
    Angela hob den Kopf. Die Antwort war die ganze Zeit in ihr gewesen, doch erst in dieser Sekunde war sie bereit, sie auch zu geben. »Wie man tötet.«

10
    Wie man
    tötet
     
    Z ieh dir etwas an und komm zum Bootssteg unten am See«, hatte Alberich gesagt, bevor er das Zimmer verließ. »Ich muss kurz etwas erledigen.«
    Nun saß Angela auf ihrem Bett, kämmte sich die Haare und überlegte, was sie anziehen sollte. Was trug man, wenn man das Töten lernen wollte? Etwas Praktisches, nahm sie an, etwas, das sie bei Bewegungen nicht behinderte. Sie wandte sich an den Turm. »Ich brauche Kleidung», sagte sie. »Ein kurzärmliges helles Hemd, eine braune Weste und eine Jeans.«
    Einen Lidschlag später lagen ein Hemd und eine Lederweste auf dem Bett, aber keine Hose. Anscheinend wusste der Turm nicht, was eine Jeans war. »Eine Hose aus blauer Baumwolle«, korrigierte sich Angela. Ihr Wunsch wurde erfüllt.
    Sie legte die Bürste beiseite und zog den Morgenmantel aus. Die Kleidung, die sie bekommen hatte, entsprach genau dem, was sie sich vorgestellt hatte, aber als sie Hemd und Hose auf dem Bett liegen sah, kam ihr ein Gedanke. Das war die Kleidung der alten Angela, der Angela, die sich Sorgen machte, was andere dachten, und den praktischen Nutzen über alles stellte. Es war brave Kleidung.
    Angelina würde so etwas nicht tragen.
    Einen Moment lang zögerte sie, dann bat sie den Turm um etwas anderes. Sie hatte noch nicht gelernt, wie man Sachen entfernte, also erschien die neue Kleidung über der alten, wie die neue Angela sich über die alte legte. Sie zog sich an, wechselte die Schuhe und verließ das Zimmer. Auf den ersten Stufen der Wendeltreppe fühlte sie sich unwohl, doch mit jedem Schritt stieg ihr Selbstbewusstsein. Die Kleidung repräsentierte die Angela, die sie sein wollte, nicht die, zu der sie

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