Die Kristallsaengerin
hörst du nicht mehr auf. Deshalb sage ich dir, vergiß es.«
»Schön ... jetzt hast du es mir gesagt.«
Er nahm ihre Hand und blickte ihr fest in die Augen. »Du hast noch nie einen Machsturm in den Milikeys mitgemacht.«
Die Erinnerung an durchgestandene Ängste machte seine Stimme rauh. »Sie sind plötzlich aus dem Nichts da und brechen über einen herein, als ob die Hölle los wäre. Deshalb auch der Ausdruck über Unglücksfäl e, >die Gilde sorgt für ihre Angehörigem. Ein Machsturm kann in einem einzigen Schallcrescendo aus einem Menschen ein dahinvegetierendes Etwas machen.«
»Dazu ist nicht unbedingt ein Schal crescendo nötig«, erwiderte sie. Kil ashandra dachte dabei an den Frachtaufseher auf dem Raumhafen, dessen Lebensinhalt aus dem Kontrol ieren des Schiffsgewichts bestand — an Lehrer, die apathisch die Listen mit den Namen der neuen Studenten durchgingen. »Es gibt doch bestimmt Instrumente, die einen vor einem nahenden Sturm in einer Kristal ket e warnen.«
Er nickte abwesend, den Blick auf einen Punkt über ihrem Kopf gerichtet. »Wenn du erst mal am Kristal schneiden bist, vergißt du alles andere. Du weißt, daß sich die Tonhöhen nach dem Sturm verändert haben werden, und du weißt, daß du deinen Sicher-heitsspielraum verlierst, wenn du eine Minute länger bleibst, aber ein letzter Kristal könnte bedeuten, daß du endlich einmal wieder von dem Planeten wegkommst . .«
»Kannst du das denn nicht nach jeder Tour in die Bergketten?«
Er schüttelte den Kopf und runzelte ärgerlich die Stirn, weil sie ihn unterbrochen hatte. »Man deckt nicht immer die Kosten für die Tour oder für frühere Schäden, oder man hat nicht die richtige Form oder den richtigen Ton geschnit en. Manchmal ist der Ton wichtiger als die Form, mußt du wissen.«
»Und du mußt dich erinnern können, was gefragt ist, nicht?«
Wenn sie das absolute Gehör hat e, und sie wußte, daß sie ein ausgezeichnetes Gedächnis hatte, schien Kristallsingen der ideale Beruf für sie zu sein.
»Du mußt dich an die Neuigkeiten erinnern können«, entgegnete er, wobei er merkwürdigerweise das Verb betonte.
Killashandra ließ sich davon nicht beeindrucken. Gedächnis war nur eine Sache der Gewohnheit, der Übung, von Esels-brücken, die einem wichtige Informationen wieder in Erinnerung riefen. Sie besaß eine ganze Menge Erfahrung, was Gedächtnis betraf.
»Wäre es viel eicht möglich, daß ich dich nach Bal ybran begleite und mich bei der Gilde bewerbe . .«
Er hielt ihre Hände wie in einem Schraubstock fest; selbst sein Atem schien für einen Augenblick zu stocken. Seine Augen musterten sie forschend. »Du hast gefragt. Vergiß das nie!«
»Also, wenn dir meine Begleitung . .«
»Küß mich und sag nichts, das dir hinterher leid tut.« Er zog sie abrupt in die Arme und nahm ihr so völlig den Atem, daß sie nichts mehr sagen konnte.
Der zweite Krampf befiel ihn so kurz nachdem sie sich geliebt hatten, daß sie schuldbewußt dachte, Übererregung sei der Grund dafür. Diesmal war der Anfal schlimmer als beim erstenmal, und als er schließlich vorbei war, fiel Carrik in einen fiebrigen, erschöpften Schlaf. Er sah alt und mitgenommen aus, als er vierzehn Stunden später wieder aufwachte. Und er bewegte sich wie ein schwer rheumakranker Mann.
»Ich muß nach Bal ybran zurück, Kil a.« Seine Stimme war unsicher, und er hat e seine stolze Selbstsicherheit verloren.
»Zur Behandlung?«
Er zögerte und nickte dann. »Zum Kräfte tanken, genau genommen. Ruf den Raumhafen an und buch zwei Flüge.«
»Zwei?«
»Du kannst mitkommen«, erklärte er mit ernster Freundlichkeit, obwohl sie etwas beleidigt über die Art und Weise war, wie er eine Einladung ausdrückte, die eher eine Bitte als eine Erlaubnis war.
»Es ist mir egal, wie oft wir umsteigen müssen. Ich will nur so schnell wie möglich zurück.«
Sie setzte sich mit dem Raumhafen und dem Flugbüro in Verbindung, und nach einer Ewigkeit bekam sie von dem, wie ihr schien, reichlich unfähigen Angestel ten am Ticketschalter die Bestätigung, daß zwei Plätze für einen Shut leflug für sie gebucht waren, der in vier Stunden von Fuerte ging, mit einem vierstündigen Satel iten-aufenthalt vor dem ersten Linienschiff in ihre Richtung.
Carrik hat e eine Reihe persönlicher Dinge einzupacken, doch Kil ashandra schlug vor, einfach al es zurückzulassen.
»Solche Sachen bekommt man auf Ballybran nicht«, erklärte er ihr, während er sich langsam daran machte, die
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