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Die Kristallsaengerin

Die Kristallsaengerin

Titel: Die Kristallsaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Sprache, wenn ihr auch unklar war, woher Borella wissen sollte, wo der Gildemeister seine Zeit verbrachte.
    Sie widerstand dem unsinnigen Drang, sofortige Genugtuung von Borella zu verlangen.
    »Soll der Schneider nachgesehen werden oder tragen Sie ihn nur so mit sich spazieren?« unterbrach eine mürrische Stimme sie in ihren wütenden Gedanken.
    »Nein, er soll nachgesehen werden.« Sie reichte dem Fischer vorsichtig den Schneider und wünschte, nicht auch noch mit ihm aneinanderzugeraten.
    »Killashandra Ree? Richtig?« Er sah dabei nicht sie an, sondern inspizierte den Schneider. »Sie können ihn nicht viel benutzt haben«, und dabei musterte er mißtrauisch den Griff und das Messergehäuse. »Wo ist er defekt?«
    »Er ist nicht defekt. Ich möchte ihn nur zur Aufbewahrung geben.«
    Der Fischer war erschreckender als Borella und ihre unhöfliche Art.
    »Sie hätten ihn doch in Ihrem Schlitten lassen können«, meinte er, und seine Stimme klang jetzt nicht mehr ganz so scharf, nachdem er sich vergewissert hatte, daß einer seiner neusten Schneider nicht unsachgemäß behandelt worden war. »Außer Ihnen kann nämlich nämlich niemand etwas damit anfangen«, fügte er mit offensichtlicher Nachsicht angesichts ihrer Unwissenheit hinzu.
    Sie hatte nicht die Absicht, irgend jemandem einzugestehen, daß sie ihren Schlitten verloren hatte.
    »Ich bin über Passover nicht auf Ballybran«, erklärte sie. Zu spät wurde ihr bewußt, daß er diese Möglichkeit nicht hatte.
    »Gehen Sie, solange Sie können und wenn Sie können«, meinte er barsch, aber nicht unfreundlich. Dann wandte er sich ab und verschwand in seiner Werkstatt.
    Auf ihrem Weg zurück zum Aufzug überlegte Killashandra, daß sie eigentlich erleichtert darüber sein müßte, daß sich jemand an sie erinnerte. Vielleicht wußte der Fischer sie einzuord-nen, weil er gerade erst den Schneider für sie angefertigt hatte.
    Oder vielleicht hatte es sich inzwischen auch herumgesprochen, daß Lanzecki eine neue Sängerin getadelt hatte.
    Eigentlich sollte sie sich nicht über die Begegnung mit Borella aufregen. Die Sängerin hatte ihr, ohne es zu wissen, Lanzeckis Rat bestätigt. Außerdem, wenn Moksoon sie schon von einem Augenblick auf den anderen vergaß, wie konnte sie es denn Borella verübeln, wenn diese sie nicht erkannte?
    Wie lange dauerte es, bis das Gedächtnis eines Sängers so weit nachgelassen hatte? Killashandra würde lernen müssen, sich über Gewohnheiten und Wertvorstellungen, die sie sich in der Musikschule von Fuerte zu eigen gemacht hatte, hinwegzu-setzen. Dort versuchte man, Leute soweit zu verpflichten, daß man sie als Unterstützung für diese Rolle oder jenen Proberaum herbeizitieren konnte, um ein Trio oder ein Quartett zu bilden, eine Party mit begrenzten finanziellen Mitteln zu schmeißen, all jene unzähligen Arrangements, die Mitarbeit und guten Willen voraussetzen und ... Die Erinnerung an vergangene Gefälligkei-ten. Wie Lanzecki gesagt hatte: »Dankbarkeit hängt vom Ge-dächtnis ab.« Und daraus ergab sich: »Das Gedächtnis hält bei einem Sänger nur eine begrenzte Zeit.« Das einzige gemeinsame Band zwischen den Kristallsängern war die Gildecharta und ihre Vorschriften, Regeln und Einschränkungen - und der Wunsch, von Ballybran wegzukommen, sooft man sich dieses Privileg erlauben konnte.
    Killashandra hätte nicht zu sterben brauchen? Warum muß-
    te sie ausgerechnet jetzt daran denken, überlegte Killashandra, als sie in der Meteorologie-Sektion aus dem Lift stieg. Laut der Anzeigetafel an der Decke war die Vorführung im Theatersaal schon in vollem Gang. Während sie noch zögerte, kam ein zweiter Lift an, der voll Leute war, und sie ging zusammen mit dieser Gruppe zu ihrem gemeinsamen Zielort.
    Der Saal war abgedunkelt und überfüllt, und die Leute standen an den Wänden, da alle Plätze besetzt waren. Auf der Weitwin-kelleinwand formten sich Wolken mit unvorstellbarer Geschwindigkeit zu immer neuen Mustern. Einmal sah Killashandra im Licht Rimbols Gesicht; neben ihm saßen Borton und Jezerey.
    Sie erkannte andere Mitglieder der Klasse 895 und den Wettermann, der sie mit zu der Sensorstation begleitet hatte. Die Turbulenz des Sturms war nicht zu hören, statt dessen ließ sich ein Kommentator über Druck, Machsturmgeschwindigkeiten, Schä-
    den, Regenfälle, Schnee, Schneeregen, Staubdichte und frühere Passover-Stürme aus, während ein Display unter der Leinwand seinen Monolog gleichzeitig ausdruckte. Killashandra

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