Die Kristallsaengerin
ein Tablett zu nehmen und das Bestellte abzuholen.
Es dauerte nicht lange, bis auf zwei goßen Tischen soviel zu essen stand, daß es für das gesamte Abschlußsemester der Musikschule gereicht hätte. Killashandra machte sich mit Heißhunger darüber her.
»Wenn es Ihnen ein Trost ist, kann ich Ihnen sagen, daß Ihr Appetit nachläßt, vor allem, wenn sich der Symbiont auf Passover vorbereitet hat.« Sie lächelte, als Killashandra stöhnte.
»Keine Angst. Wenn die Stürme ihren Höhepunkt erreicht haben, werden Sie überhaupt keinen Hunger haben - die Spore ver-kriecht sich nämlich.« Antona lächelte. »In den Vivarien haben wir Felskrabben und Höhlenwürmer, die über vierhundert Jahre alt sind.« Antonas Lächeln wurde sarkastisch. »Ich glaube nicht, daß dieser Aspekt über die Ökologie von Ballybran in Ihrem Unterricht zur Sprache gekommen ist. Es gibt nicht viel Leben auf diesem Planeten, aber was es gibt, lebt hier in einer sym-biontischen Beziehung zu der Spore. Auf diese Weise überlebt sie, indem sie nämlich die Überlebensmechanismen des Wirts, den sie gerade findet, verbessert. Uns, der neuen dominanten Lebensform, fällt die Pflicht zu, die einheimische zu studieren.«
Killashandra, die herzhaft aß, fand Antonas Ausführungen viel interessanter als Tukoloms Vorträge. Der Gedanke kam ihr, daß die Ärztin möglicherweise die unerwartete Gelegenheit ausnutzen wollte, einmal jemanden zu haben, der ihr zu-hören mußte. Allerdings war sie so eifrig mit Gabel und Löffel beschäftigt, daß sie tatsächlich vorgehabt haben mußte, »eine Kleinigkeit zu essen«, wenn ihr Hunger auch nicht so groß war wie Killashandras.
»Ich versuche immer wieder« — wobei Antona »versuche«
betonte — »irgendeinen Faktor, oder Faktoren, zu finden, der es uns endlich erlauben würde, ohne Sorge die Rekruten auszu-suchen.« Sie sah ziellos in eine Ecke des Speisebereichs. »Ich meine, ich wußte, was ich tun würde, bevor ich hierher kam, aber hätte ich eine komplette Adaptation gemacht, dann hätte ich kristallsingen müssen.« Antona verzog angewidert das Gesicht, dann lächelte sie strahlend. »Die Aussicht, alle Zeit der Welt zu haben, um eine Lebensform zu ergründen und ein Forschungs-programm durchzuführen, war ein solches Geschenk ...«
»Sie wollten nicht Kristallsängerin werden?«
»Aber natürlich nicht. Das Leben hat mehr zu bieten als das.«
»Ich hatte den Eindruck, daß Kristallsingen die Arbeit auf diesem Planeten ist.«
»Oh, das ist es auch.« Antonas Bestätigung wurde von ihrem leisen Lachen begleitet. »Aber die Kristallsänger könnten kaum ohne das Hilfspersonal arbeiten. Und wir sind Ihnen gegenüber ja weitaus in der Überzahl. Fünf dreiviertel Techniker sind nötig, damit ein Sänger in die Ketten kann. Außerdem hat die Gilde weder die Zeit noch die Möglichkeiten, Mitglieder in jeder nötigen Tätigkeit auszubilden. Es gibt genug Leute von den Förderierten Sentient-Planeten, die in anderen Eigenschaften hierher kommen und bereitwillig das Risiko der Adaptation und der Möglichkeit eingehen, Kristallsingen zu müssen.« »Ich glaube, ich verstehe nicht ...« »Das ist kein Wunder, Killashandra. Sie kommen von Fuerte, und diese konservative Regierung hatte Anträge über Selbstbestimmung ausgeschlossen. Ich habe mich schon gefragt, wie Sie als Rekrut hergekommen sind, obwohl ich sagen muß, daß Sie eine unserer angenehmeren Überraschungen sind.«
Antona tätschelte Killashandras Arm beruhigend. »Die Fuertaner, die wir bisher hier hatten, machten ebenfalls gute Adaptationen.« Unvermittelt runzelte Antona die Stirn und musterte Killashandra nachdenklich. »Ich muß mir wirklich Ihre Tests noch mal ansehen. Ich habe fünf separate Beurteilungstests entwik-kelt, zwei auf Primarebene, die, wenn ich das sagen darf« - und Antona lächelte bescheiden - »die Wahrscheinlichkeitszahlen um 35 % erhöht haben.«
»Ich dachte, aktive Rekrutierung wäre der Gilde nicht erlaubt.«
Killashandra kehrte hartnäckig zu diesem Thema zurück.
Antona sah sie überrascht an. »Sie ist auch nicht aktiv. Die FSP, müssen Sie wissen, mißbilligt jede Art von Beeinflussung oder Einschränkung, die sich aus der spezifischen Adaptation ergibt, weil dies in direktem Widerspruch zu der Freiheit der Bewegung in der FSP-Charta steht. Natürlich wagt es niemand, etwas zu sagen, wenn die FSP Leute anwirbt, aber jeder weiß, was die Leute vom öffentlichen Dienst machen.« Sie gab etwas Ähnliches
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