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Die Kristallsaengerin

Die Kristallsaengerin

Titel: Die Kristallsaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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ihn weggepackt hatte. Oder nicht? Wen konnte sie danach fragen? Und war diese Besessenheit daran schuld, daß ein Sänger so leicht die Gedächtnisfunktion seines Geistes verlor?
    Hatte sie bei Lanzeckis Angebot gezögert, weil sie im Grunde nicht so weit von den Ketten fort sein wollte? Sie erinnerte sich an die Sehnsucht in Borellas Stimme, in die Ketten zurückzukehren, wenn ihre Verletzung verheilt war.
    Und auf der anderen Seite konnte es Borella nicht erwarten, dem Planeten den Rücken zu kehren.
    Diese Ambivalenz, überlegte Killashandra, ließ sich erklä-
    ren. So merkwürdig es auch klang, aber es war ähnlich, als ob man die Starrolle in einer großen Theatertruppe hatte. Den Applaus konnte man damit vergleichen, wenn der Kristall in der Hand sang, frisch aus der Ader, stimulierend, ekstatisch.
    Das gleiche emotionale Hochgefühl bei jedem Schnitt, bis Körper und Geist von den Schreien, von der Konzentration erschöpft waren. Und gegen den Bann des Kristalls stand das dringende Bedürfnis nach Ruhe und Erleichterung.
    Sie hatte sich vor die Computertastatur gesetzt, weil sie einige ihrer Gedanken festhalten wollte. Die automatische Zeitanzeige sprang eine Stunde weiter. Schon über den Kristall nachzudenken, verschlang enorme Zeitspannen. Sie war jetzt schon seit mehr als zwei Stunden wieder in ihrem Quartier.
    Rasch setzte sie sich auf, rief die ursprüngliche Eingabe, die sie gemacht hatte, ab und lauschte sachlich ihrer Stimme, wie sie die wenigen Fakten wiederholte, die sie gespeichert hatte. Dann drückte sie die Aufzeichnungstaste.
    »Ich habe eine freie Schwarzkristallader gefunden und erfolgreich geschnitten. Das Wichtigste beim Kristall ist, daß man ihn wegpackt, bevor einen der Gesang in der Sonne in seinen Bann schlägt. Ich habe meinen Schlitten bei dem Versuch verloren, den alten Moksoon zu retten. Einen guten Schlitten verschwendet.
    Lanzecki ist großzügig, und ich werde die fünf ineinandergreifenden Segmente, die ich geschnitten habe, im Trundimoux-System installieren. Auf diese Weise umgehe ich die Passover-Stür-me, die ungewöhnlich heftig werden sollen.«
    Sie spielte den knappen Abriß ihrer beiden letzten Wochen noch einmal ab. Würden diese Rahmenbeschreibungen ihrer Erfahrung irgendwann später die Intensität und die Höhepunkte der Emotionen richtig wiedergeben können? Sie kicherte über ihre eigene Anmaßung. Nun, sie hatte sich nie für eine Bühnen-schriftstellerin gehalten.
    Als sie sich in dem Konsolensessel zurücklehnte, hörte sie, wie ihr Magen knurrte.
    »Nicht schon wieder!«
    Um das Hungergefühl zu unterdrücken, rief sie einen Mö-
    belkatalog ab, obwohl sie nichts mehr hatte, daß sie auf einen Tisch oder ein Regal hätte stellen können, da sie ihre Laute an der Wand aufgehängt hatte. Sie beschloß, auf dem Instrument zu spielen, was sie lange nicht mehr getan hatte, aber die E-Seite riß, als sie an dem Wirbel drehte. Vorsichtig hängte sie die Laute zurück an ihren Platz, bevor sie dann zornig und mit zusammen-gebissenen Zähnen zum Verpflegungsapparat marschierte, um ihren unangenehmen Hunger zu stillen.
    Sie tippte gerade heftig ihre Bestellung ein, als das Kommgerät zu summen begann.
    »Ich bin‘s, Lanzecki.«
    »Bist du an meine Verpflegungsleitung angeschlossen?«
    »Es ist kein Zufall. Auch Gildemeister dürfen essen, wenn es ihre täglichen Pflichten erlauben. Darf ich dir Gesellschaft leisten?«
    »Ja, natürlich«, antwortete sie mit aufrichtiger Herzlichkeit nach ihrer scherzhaften Begrüßung.
    Lanzecki war, nahm sie an, genauso ein Opfer des Vorpasso-ver-Appetits wie jeder andere. Was sie nicht annahm, war, daß er sie ausnutzte, indem er sie der Bequemlichkeit halber von Ballybran abschob. Oder ... mit der Tasse mit der Proteinsuppe, die sie sich gerade bestellt hatte, als Lanzeckis Anruf kam, in der Hand ging sie hinüber zur Konsole und fragte bei Marketing nach. Das Display bestätigte, daß der Trundimoux-Auftrag für ein Fünfstellen-Kommunikationssystem auf der Basis von Schwarzkristallkomponenten vor fünf Tagen eingegangen war.
    Der Auftrag war vom Sektorenleiter als besonders eilig klassifi-ziert worden. Sie kehrte zum Verpflegungssystem zurück und bestellte etwas Verlockendes zu essen für einen müden, hungrigen Mann. Und es war Lanzecki, der Mann, der ihr Apartment betrat, als sie gerade vergeblich versuchte, Platte, Teller und Krüge auf der begrenzenden Fläche ihres Tischs unterzubringen. Sie hätte sich wirklich noch

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