Die Kristallsaengerin
als Segen ansehen, aber dieses bißchen »Glück« hatte sie von den wenigen Freunden entfremdet, die sie je gehabt hatte, sie verwundbar für Spekulationen gemacht und ließ immer wieder erbitterte und un-haltbare Zweifel in ihr aufkommen.
»Wir hatten nicht damit gerechnet, daß die Trundimoux schon so früh eintreffen würden«, erklärte Trag, »aber es ist vielleicht ganz günstig, da Passover kurz bevorsteht.« Er reichte ihr ein bedrucktes Stück Papier, während sie über diese rätselhafte Bemerkung nachdachte. »Antona hat gesagt, Sie sollten das durchlesen. Medizinische Ratschläge zur symbiotischen Anpassung und Stärkung, also sehen Sie es sich gut an. Die Kristalle sind bereits an Bord des Shuttles und im Sicherheitsraum des Frachtaufsehers verschlossen. Das hier ist Ihr Gildeausweis« - er reichte ihr ein dünnes Mäppchen, das aussah wie das, das Carrik bei sich gehabt hatte — »und das Gildeband«, das er ihr um das rechte Handgelenk legte. »Damit haben Sie Zugang zu den planetarischen Regierungsorganisationen, einschließlich des Rats der Föderierten Sentient-Planeten. Sie sind zwar ein langweiliger Haufen, und ich glaube nicht, daß dieser Auftrag zu einer Ratskonferenz führt, aber es ist immer gut, wenn man auf alles vorbereitet ist.«
Zugang zum Rat der Föderierten Sentient-Planeten? Killashandra konnte sich nicht vorstellen, daß Trag mit einem solchen Privileg Witze machte. Der Reiz eines solchen Privilegs und die Überraschung halfen ihr etwas aus ihrer deprimierten Stimmung.
Sie hatten die Hangarebene erreicht, und Trags Hand unter ihrem Arm schob sie mit raschem Schritt auf das wartende Shuttle zu. An der Rampe winkte ihnen der Prisenoffizier heftig, daß sie sich beeilen sollten. Trag beschleunigte seinen Schritt, und jeder Zoll von Killashandra wollte sich dagegen wehren, als sie sich auf der riesigen Hangarfläche nach einer Spur von Lanzecki umsah.
»Beeilung! Beeilung!« rief der Prisenoffizier. »Nachzügler können das nächste Shuttle morgen nehmen!«
»Ruhig!« wandte sich Trag an Killashandra, während er sie auf den Fuß der Rampe zog. »Der Gildemeister hat beträchtliches Vertrauen in Ihre Fähigkeiten, und ich glaube, nicht zu Unrecht. Lanzecki wünscht Ihnen eine gute Reise und eine sichere Rückkehr! Vergessen Sie das nicht!«
Mit diesen Worten drehte sich Trag herum und ließ Killashandra stehen. Sie starrte ihm nach, und seine letzten Worte klangen ihr noch in den Ohren.
»Ich kann die Rampe nicht schließen, wenn Sie draufstehen«, rief der Prisenoffizier verdrießlich.
Killashandra war so verwirrt, daß sie augenblicklich gehorchte und in das Shuttle eilte. Die Rampe wurde eingezogen, und die Tür des Shuttles verschloß mit einem schwerfälligen Wusch und Zischen die Öffnung.
»Stehen Sie hier nicht herum. Setzen Sie sich.« Der Prisenoffizier versetzte Killashandra einen kleinen Stoß in Richtung des hinteren Teils des Shuttles.
Automatisch nahm sie Platz und schnallte sich an, ihre Aus-weismappe und Antonas Instruktionen in beiden Händen, die auf ihren Oberschenkeln lagen. Sie entspannte sich und überließ ihren Körper der Bewegung des Bootes, als es sich auf Luftkissen erhob und aus dem Hangar glitt. Da sie kein Fenster hatte, kam es ihr wie eine Ewigkeit vor, bevor sie den Energiestoß spürte, als der Kristallantrieb eingeschaltet wurde. Das Shuttle startete, und sie wurde zurück in die Polster ihres Sitzes gedrückt. Sie begrüßte den Druck als eine Ursache für leichtes Unbehagen; sie wünschte sich, daß der Zug der Schwerkraft, der Fleisch und Muskeln gegen das Widerstand leistende Skelett preßte, auch unerwünschte Gedanken aus dem Kopf pressen würde.
Dann war das Shuttle von Ballybrans Anziehung frei, und die Erleichterung der Schwerelosigkeit wurde begleitet von der Rückkehr des gesunden Verstandes, der Ordnung in Killashandras Gedankenchaos brachte. Sie hatte in eine persönliche Tragödie zwei Zwischenfälle eingebaut, die in überhaupt keinem Zusammenhang miteinander standen: Rimbols merkwürdig aggressive Haltung während eines sonst geselligen Beisammen-seins, bei dem sie sich besonders entspannt gefühlt hatte, und die Tatsache, daß Lanzecki sie anscheinend einfach abgeschoben hatte. Diese beiden Punkte hatte sie mit ihrer Neigung, zu dra-matisieren und einem unterbewußten Schuldgefühl wegen ihrer leichten Transition, dem Zwischenfall mit Keborgen, Lanzeckis unerwarteter Freundschaft, ihrer ersten überanstrengenden Tour in
Weitere Kostenlose Bücher