Die Kristallsaengerin
entschuldigten sich der Frachtaufseher und der Bordmechaniker, daß sie noch einiges vor dem Start zu tun hätten. Andurs bedeutete ihnen mit einer jovialen Geste, sich nur nicht davon abhalten zu lassen, und wandte sich dann an Killashandra.
»Haben Sie gesehen, was passieren würde, wenn Sie eine Sängerin würden?«
»Was?« fragte sie unschuldig.
Andurs schnippte ungeduldig mit den Fingern in Richtung des abseits setzenden Quintetts. »Sie wären allein. Wo immer Sie auch hingingen.«
»Mit Carrik war ich aber nicht allein. Es war sehr nett mit ihm.«
»Ich bin überzeugt, daß das seinen guten Grund hatte, und jetzt blitzen Sie mich nicht wieder gleich mit dem Hinweis auf Ihr Privatleben an.«
Kil ashandra mußte über seine verdrießliche Bemerkung lachen.
»Der Grund beruhte auf Gegenseitigkeit, mein Freund. Und ich verstehe immer noch nicht, was es an den Kristallsängern auszusetzen gibt.«
»>Für wen halten Sie sich eigentlich?<« ahmte er ihre spontane Reaktion auf die Sänger nach.
»Aber ich habe auch nicht gesehen, daß irgend jemand sie so wie die anderen begrüßt hat ...«
»Das werden Sie auch nie erleben. Unangenehme Typen, das sind sie. Und immer tun sie so überheblich.«
»Carrik ...«, begann sie und dachte daran, wie schön es mit ihm gewesen war.
»Er war vielleicht schon halb erledigt, als Sie ihn kennengelernt haben. Sie verändern sich - und nicht zu ihrem Vorteil.«
»Das ist doch kein Wunder, oder?« erwiderte sie ein bißchen kurz angebunden, denn es ärgerte sie, daß Andurs so irrational auf Verallgemeinerungen beharrte. »Das Fax sagte, daß sie sich harten physischen, psychologischen sowie Eignungstests unterziehen müssen. Nur die Besten werden angenommen, also müssen sie schon etwas ganz anderes sein als die normalen Leute, die man überall sonst in der Galaxis antrifft.«
»Sie verstehen nicht. Sie sind völlig anders!« Andurs wurde zusehends erregter in seinem Bemühen, es ihr zu erklären.
»Und ich werde es auch nie verstehen, wenn Sie nicht ein bißchen deutlicher werden können.«
»Das kann ich.« Andurs stürzte sich fast auf ihre Aufforderung. »Der Sänger da in der braunen Tunika - wie alt würden Sie ihn schätzen? Und starren Sie sie nicht zu aufdringlich an.
Sie können unangenehm werden, wenn man sie verärgert. Besonders dann, wenn sie gerade aus den Bergen zurück sind, wie diese fünf da.«
Killashandra hatte den braungekleideten Mann bemerkt; er war der größte der fünf und besaß etwas von der gleichen magnetischen Ausstrahlung, die auch Carrik ausgezeichnet hatte.
»Ich würde sagen, er ist etwa in der zweiten Hälfte seines dritten Jahrzehnts, vielleicht auch am Anfang seines vierten.«
»Ich bin in meinem vierten, und ich mache diese Tour jetzt seit neun Standardjahren. Ich weiß, daß er schon seit mindestens neun Jahrzehnten Sänger ist, denn so lange taucht sein Name schon auf der Passagierliste meines Schiffs auf.«
Killashandra blickte verstohlen zu der fraglichen Person hinüber. Es fiel schwer zu glauben, daß der Mann schon über hundert Jahre sein sollte. Die moderne Wissenschaft konnte die schlimmsten Auswirkungen der physischen Degeneration hinauszögern, aber ...
»Es ist also ihre ewige Jugend, worüber Sie sich ärgern?«
»Nein, ich nicht. Ehrlich gesagt möchte ich gar nicht älter als zehn oder zwölf Jahrzehnte werden. Es liegt nicht nur daran, daß Sänger länger jung aussehen, obwohl das eine ganze Menge Leute stört, es - es sind andere Unterschiede ...«
»Psychologische? Berufsmäßige? Physische? Oder finanzielle?«
»Sehen Sie, Tatsache ist, daß es Unterschiede gibt, die wir anderen an den Sängern merken, spüren und die uns an ihnen stören!« Andurs wurde jetzt hitzig und schlug sich mit der Faust in die Hand, um seinen Standpunkt Nachdruck zu verleihen.
»Was immer es auch ist, es trennt Sie für immer von der übrigen Menschheit. Wollen Sie das wirklich?«
Killashandra überlegte sich die Frage reiflich, bevor sie Andurs in die Augen sah. »Ja. Kristallsänger sind eine nach strengen Kriterien ausgewählte, sorgfältig geschulte Berufsminorität, und ich will zu einer solchen Gruppe gehören. Ich habe schon eine Ausbildung in dieser Richtung«, fügte sie mit einem gequälten Lächeln hinzu.
»Dann haben Sie Carrik nur hierher zurückbegleitet ...« Andurs Nasenflügel blähten sich argwöhnisch auf, und er lehnte sich von ihr weg.
»Weil ich es ihm schuldig war«, beendete sie hastig den
Weitere Kostenlose Bücher