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Die Kristallsaengerin

Die Kristallsaengerin

Titel: Die Kristallsaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Carigana schien verärgert.
    »Nein«, erwiderte Borella nachsichtig.
    Ihr Eintreffen an der Shuttleschleuse verhinderte weitere Fragen von Cariganas Seite. Sie waren nicht die einzigen Passagiere — es schien sogar, daß die Bewerber die unwichtigsten waren, eine Tatsache, die Carigana offensichtlich zum Kochen brachte.
    Borella winkte ihnen gleichgültig, im hinteren Teil des Schiffes Platz zu nehmen und setzte sich dann neben einen auffallenden Mann, dessen Kleidung aus lebhaft bunten, lose aneinanderge-nähten Flicken darauf schließen ließ, daß es sich um einen Sänger handeln konnte, der aus seinem Urlaub zurückkehrte.
    »Ein guter Fang?« hörte ihn Killashandra gelangweilt fragen, als sie an ihm vorbeikam. Es war fast eine genauso ernsthafte Beleidigung wie der Ausdruck in seinem Blick, mit dem er die Rekruten betrachtete, als sie zu ihren Plätzen gingen.
    »Wie üblich«, gab Borella zurück. »In dieser Phase kann man das nie so genau sagen.«
    Der Ton in Borellas Stimme veranlaßte Killashandra, sich umzudrehen und die Sängerin anzusehen. Der tiefe und voll-tönende Klang war verschwunden und hatte einem schärferen und boshafteren, aber dabei selbstsicheren Platz gemacht. Also war die beeindruckende und wirkungsvolle Objektivität der erfolgreichen Sängerin, die sich dazu herabließ, den Eifrigen, aber Ahnungslosen die Gefahren ihres Berufes auseinanderzulegen, nur eine Rolle, die Borella sehr gut gespielt hatte. Killashandra schüttelte den Kopf. Die schrecklichen Verletzungen an Borellas Bein waren sicher nicht vorgetäuscht.
    »Kristallkuckuck?« »Silikatspinne?« Hatte Maestro Valdi mit seinen Anschuldigungen vielleicht doch in gewisser Weise recht gehabt?
    Nun, jetzt war es zu spät — nachdem sie geschworen und bestätigt hatte, war es nicht mehr möglich, es sich doch noch anders zu überlegen. Killashandra legte vor dem schwerelosen Ablegen des Shuttles von der Mondschleuse ihren Sitzgurt an.

V
    Während des Flugs, der nicht lange dauerte und ohne Zwischenfälle verlief, hatte Killashandra Zeit zum Nachdenken.
    Wer der Shuttlepilot ein durchgefallener Sängerrekrut? Wie gut mußte die Adaptation sein, daß man immer noch zu Rang und Status in der Gilde kommen konnte? Sie unterdrückte die nagende Angst, versagen zu können, indem sie sich die Kurve ins Gedächtnis zurückrief, deren Anstieg in den zurückliegenden Jahren den wachsenden Erfolg bei der Symbiose bewies.
    Killashandra lenkte sich von ihren düsteren Gedanken ab, indem sie die Reihe der anderen Kandidaten durchging, schon jetzt entschlossen, Carigana aus dem Weg zu gehen, als ob diese reizbare Frau Wert auf eine freundliche Annäherung legen würde. Rimbol dagegen erinnerte sie auf erfreuliche Weise an einen der Tenöre auf ihrer Musikschule, ein netter Kerl, der von Anfang an die Tatsache akzeptiert hatte, daß er mit seinen physischen und stimmlichen Fähigkeiten immer nur ein zweitklassiger Sänger und Spieler bleiben würde. Eine Zeitlang hatte Killashandra ihn dieser Einstellung wegen verachtet: Jetzt wünschte sie sich, daß sie sich die Mühe gemacht hätte, zu ergründen, wie er sich diese Einstellung angeeignet hatte, da sie möglicherweise auch dazu gezwungen werden würde. Sie überlegte, ob der Tenor nicht besser versucht hätte, Kristallsänger zu werden. Warum war auf der Musikschule kaum ein Wort über diese andere Verwendbarkeit des perfekten und absoluten Gehörs verloren worden?
    Maestro Valdi mußte diese Alternative gekannt haben, trotzdem hatte er ihr nur vorgeschlagen, Kristalle zu tunen, aber nicht zu singen.
    Sie wünschte, sie hätte sich durch einen Blick auf Ballybran ablenken können, aber im Passagierraum gab es keine Fenster, und der Sichtschirm über dem vorderen Schanzkleid blieb dunkel. Sie merkte, wie sie in die Atmosphäre eintraten. Das vertraute Beben schüttelte alle Passagiere, und Killashandra spürte die durch den Luftwiderstand hervorgerufene Übelkeit, die Dis-orientierung und den Eindruck äußerer Geräusche. Sie versuchte, sich an die Aufnahme des Planeten zu erinnern, wie sie ihn auf dem Bildschirm gesehen hatte, doch das Bild, das am deut-lichsten in ihrem Gedächtnis haftengeblieben war, war das der Konjunktion der drei Monde, nicht die Kontinentalmassen von Ballybran und die Lage der Kristallketten.
    Konzentrier dich, konzentrier dich, sagte sie sich energisch, um die Nebenwirkungen des Eintritts in die Atmosphäre zu über-winden. Sie hatte sich komplizierte Partituren

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