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Die Kristallsaengerin

Die Kristallsaengerin

Titel: Die Kristallsaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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gemerkt, die jetzt brav in ihren Gedanken abrollten, aber nicht die Geographie ihrer neuen Heimat.
    In diesem Augenblick spürte sie die Rückstöße, als das Shuttle mit dem Bremsmanöver begann. Die Schwerkraft stieg an und drückte ihr Fleisch gegen Knochen, Gesicht, Brust, Bauch und Schenkel, aber es war eher ein angenehmer Druck, wie ein Heilanzug. Das Shuttle setzte das Manöver fort und wurde langsamer.
    Der letzte Teil einer Reise kam einem immer am längsten vor, dachte Killashandra, als sie mit wachsender Ungeduld darauf wartete, daß das Shuttle aufhörte zu vibrieren und sie wußte, daß sie am Ziel waren. Plötzlich begriff sie, daß ihre Reise schon vor einer ganzen Weile begonnen hatte, mit ihrer Fahrt auf dem Transportband zum Raumhafen von Fuerte. Oder war es in jenem Moment gewesen, als Maestro Valdi sie über das Urteil ihrer Prüfer und ihre Zukunftschancen aufgeklärt hatte?
    Die Vorwärtsbewegung hörte auf, und sie spürte den Druck in ihren Ohren, als der Eingang geöffnet wurde. Dankbar atmete sie tief die frischere Luft des Planeten ein.
    »Halten Sie das für klug?« fragte Shillawn, der auf der anderen Seite des Gangs saß. Er hielt sich die Hand vor die Nase.
    »Wieso? Ich bin jetzt so lange auf Raumschiffen und Raumstationen gewesen, daß ich mich richtig freue, einmal wieder die frische Luft eines Planeten einatmen zu können.«
    »Er meint, wegen des Symbionten«, erklärte Rimbol und stieß sie mit dem Ellbogen in die Seite. Dabei grinste er boshaft.
    Killashandra zuckte die Achseln. »Früher oder später bekommen wir ihn doch. Also kann ich ruhig tief einatmen.« Und das tat sie, wie ein Sänger, tief aus ihrem Bauch heraus - ihre Rük-kenmuskeln spannten sich, ihr Zwerchfell dehnte sich, bis auch ihre Kehle die Ausdehnung des tiefen Einatmens zeigte.
    »Sängerin?« fragte Rimbol mit großen Augen.
    Killashandra nickte und atmete langsam aus.
    »Also fehlte es auch bei Ihnen an den Möglichkeiten.« Er schnaufte entrüstet. Killashandra machte sich nicht die Mühe, ihm zu widersprechen. »Man sollte eigentlich meinen«, fuhr Rimbol fort, »daß sie es einem mit ihren ganzen Computer-analysen und Vorhersagen schon im voraus sagen könnten, statt einen soviel Zeit vergeuden zu lassen. Wenn ich mir überlege, was ...«
    »Wir können aussteigen«, unterbrach sie Shillawn, wobei sein Kehlkopf wie immer, wenn er etwas sagte, auf-und abhüpfte.
    »Ich frage mich, wieviele Musiker wegen Versagen den Weg in diese Gilde finden«, murmelte Killashandra über ihre Schulter zu Rimbol, als sie hinausgingen.
    »Wegen Versagen? Oder wohlüberlegt?« fragte er und schob sie vorwärts, als sie stehenbleiben wollte.
    Sie hatte keine Zeit mehr, über dieses »wohlüberlegt« nachzudenken, denn sie hatte jetzt die Ausschiffungsrampe erreicht und bekam einen ersten Eindruck von Ballybran, grün-rote Hü-
    gel auf einer Seite und die kompromißlosen Würfel von Ge-bäuden auf der anderen. Dann war sie auch schon in der War-tehalle, wo persönliche Habe auf einer Nullschwerkraft-Säule heraufschwebten.
    »Nachdem die Rekruten ihr Gepäck geholt haben, sollen sie dem — eh — dunkelgrauen Streifen folgen«, ertönte eine Stimme aus den Lautsprechergittern. »Ihre Räume werden Ihnen in der Empfangshalle zugewiesen. Sie tragen jetzt die Kennzeichnung Klasse 895 und antworten auf alle Durchsagen, denen diese Zahl vorausgeht. Ich wiederhole, alle Rekruten, die jetzt mit dem Shuttle von der Mondbasis Shankill angekommen sind, fallen unter die Kennzeichnung Klasse 895. Folgen Sie bitte, Klasse 895, dem Korridor, der mit einem dunkelgrauen Streifen markiert ist, zur Raumzuteilung.«
    »Gleichgültiger geht‘s nicht, was?« sagte Rimbol zu Killashandra, als er sich den zerdrückten Reisesack über eine Schulter schlang.
    »Da ist der Markierungsstreifen.« Killashandra zeigte auf die Wand des Korridors ganz links. »Und Carigana ist uns schon ein halbes Lichtjahr voraus.« Sie sah der Gestalt der Frau nach, die zielstrebig die aufsteigende Rampe hinauf verschwand.
    »Überrascht?« fragte Rimbol. »Ich hoffe, wir müssen uns nicht ein Zimmer teilen.«
    Killashandra warf ihm einen überraschten Blick zu. Selbst als einfache Studentin auf Fuerte hatte sie ihr eigenes Reich gehabt.
    Was für eine Welt war bloß sein Yarro?
    Die übrigen Shuttlepassagiere hatten sich schnell zerstreut; Borella und ihr Begleiter nahmen die rechte Rampe, während die meisten anderen Neuankömmlinge auf die beiden mittleren

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