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Die Krone der Macht

Die Krone der Macht

Titel: Die Krone der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Unterstellmöglichkeit für drei Pferde?“ fragte sie.
     
    „Junger Herr“, lachte der Wirt, „seht Euch das doch einmal an! Glaubt Ihr wirklich, dass hier noch etwas frei sein könnte?“
     
    „Ich zahle gut!“ sagte Sarja und zog eine Hand voll Goldstücke aus der Tasche.
     
    Der Wirt bekam große Augen. „Wartet, wartet!“ haspelte er eifrig. „Ich selbst habe zwar keinen Platz mehr für Euch, aber mein Bruder wohnt gegenüber. Er hat eine Stube frei und wohl auch Platz für Eure Pferde. Wenn Ihr Euch einen Moment gedulden wollt, wird mein Sohn Euch gern begleiten.“ Er rief einen Knaben, der damit beschäftigt war, Bier- und Weinkrüge zu säubern. „Lauf hinüber zu deinem Onkel und nimm den jungen Herrn hier mit. Der Oheim soll die Stube bereit machen und für Platz für drei Pferde sorgen. Und dass er ja höflich ist zu dem jungen Edelmann!“
     
    Der Knabe ging voraus, und Sarja und Nador folgten ihm rund um den Platz. Der Bruder des Wirtes war ein genauso dickes Fass wie der Wirt selbst. Er blinzelte erfreut aus seinen kleinen Schweinsaugen, als der Neffe ihm die Botschaft brachte und die Goldstücke aushändigte.
     
    „Es soll alles zum Besten für Euch erledigt werden“, dienerte er. „Führ‘ die Pferde in den Stall und versorge sie gut!“ befahl er seinem Neffen. „Wollt ihr nun die Stube sehen?“ fragte er dann Sarja und Nador.
     
    „Gern!“  sagte Sarja, doch Nador meinte: „Schau du dir den Raum an. Ich gehe mit in den Stall und kümmere  mich um unser Gepäck.“
     
    Der Dicke stieg prustend vor Sarja eine enge Stiege hinauf. Er öffnete eine Tür im ersten Geschoß. Ein freundlicher, wenn auch nicht sehr großer Raum lag dahinter. Ein breites Bett, ein Tisch mit zwei Stühlen und ein kastenartiger Schrank waren das einzige Mobiliar. Doch die Stube war sauber und hell gestrichen.
     
    „Seid ihr zufrieden, junger Herr?“ fragte der Dicke.
     
    „Danke!“  antwortete Sarja. „Wir bleiben gern bei Euch.“
     
    „Wie lange wollt Ihr hier bleiben?“ fragte der Mann. „Der Jahrmarkt dauert drei Tage.“
     
    „Ich kann es Euch noch nicht genau sagen“, erwiderte Sarja ausweichend. „Mein Begleiter und ich haben Geschäfte in Eurer Stadt. Es kommt darauf an, wie bald wir sie erledigt haben werden.“

 
    „Bleibt nur, solange es Euch gefällt“, schmunzelte der Mann. „Ihr seid bei mir gut aufgehoben.“
     
    Dann verließ er unter zahlreichen Vorbeugung den Raum und schloss die Tür.
    Sarja ging zu dem Fenster, das auf den Marktplatz herausschaute. Sie öffnete es und betrachtete vergnügt das bunte Bild, das sich ihr darbot. Nach all den schrecklichen Ereignissen der letzten Tage tat es ihr gut, wieder unter fröhlichen Menschen zu sein. Als Nador mit dem Gepäck eintrat, lachte sie gerade herzlich über einen Bären, der von seinem Führer direkt unter dem Fenster zu den ulkigsten Kunststückchen gebracht wurde. Nador trat hinter sie und legte seine Arme um ihre Schultern. Er war froh, sie so unbeschwert lachen zu sehen. In der ganzen Zeit, in der sie nun zusammen waren, hatte er sie nie lachen hören. Aber es hatte ja auch keinen Grund dazu gegeben. Nun freute es ihn, dass sie trotz allem eine normale junge Frau geblieben war. Eine Weile standen sie am Fenster und schauten sich alles an.
     
    „Sieh nur“, sagte Sarja auf einmal, „gerade hier am Haus ist das Seil fest gemacht, über das vorhin der Seiltänzer lief.“
     
    „Tatsächlich!“ lachte Nador. „Das ist mir noch gar nicht aufgefallen.“
     
    Etwa zwei Meter neben ihrem Fenster war ein starker Haken in die Hauswand eingeschlagen, an dem ein straff gespanntes Seil befestigt war. Eine Leiter mit einer kleinen Plattform führte zu dem Seil hinauf. Auch sie war durch Haken an der Mauer gesichert.
     
    „Lass‘ uns gleich das Fenster schließen“, sagte Nador, „sonst steigt noch jemand ein und bestiehlt uns.“
     
    „Das möchte ich sehen!“ sagte Sarja. „Wie sollte jemand wohl die Entfernung bis zum Fenster überbrücken können? Das ist viel zu weit. Das Fenster kann ruhig offen bleiben. Doch lass uns nun hinunter gehen. Ich habe Hunger und möchte mir auch alles ansehen.“
     
    Sarja trug immer noch die weiche Lederkappe, die ihr Haar vollständig verbarg, aber sie hatte das Kettenhemd ausgezogen und trug nun stattdessen ein Wams aus grünem Samt, das mit schönen Stickereien verbrämt war. Sie hatte den Verband nicht mehr nötig, denn von der Wunde war nur noch eine rote Narbe

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