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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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Untergang Alt Lytars ist nichts mehr, wie es war. Gerät man mit dem Wasser des Flusses in Berührung, stirbt man innerhalb eines Tages am ›blutenden Tod‹. Trinkt man es, so dauert es kaum eine Stunde. Kurz bevor der Fluss ins Meer der Tränen mündet, zieht eine Berührung mit dem Wasser dem Lebenden das Fleisch von den Knochen, so verdorben ist das Wasser dort. Der Fluss bringt den Tod auch ins Meer. Früher, so erzählen die Legenden, sei die Bucht von Lytar ein reicher Fischgrund gewesen, und die Kinder hätten im Fluss gebadet. Es soll sogar Reinigungszeremonien zum Wohlgefallen der Götter gegeben haben. Doch jetzt ist sogar das Meer verdorben und tot. Nichts lebt mehr in ihm, bis auf unheilige Monster.«
    »Und doch müssen die Fremden mit Schiffen gekommen sein. Über den Pass jedenfalls sind sie nicht gekommen«, dachte Garret laut, und sein Vater nickte.
    »Warum hast du mir das alles nicht schon viel früher einmal erzählt?«, fragte jetzt Garret, und sein Vater seufzte.
    »Weil du es nicht wissen musstest. Lytara liegt weit genug von der alten Stadt entfernt, und niemand war nach der Katastrophe mehr dort. Jeder weiß, dass Lytar die Strafe der Götter ereilte und sie noch immer jeden strafen, der die Stadt betritt. Durch den Hochmut unserer Vorfahren ist die Magie, die eigentlich das Geschenk der Herrin der Welten ist, verdorben und berührt alles in der Stadt auf zerstörerische Weise. Warum sollten wir den Zorn der Götter herausfordern, wenn uns doch der Rest des Tals gehört? Es ist doch groß genug, nicht wahr? In gestrecktem Galopp brauchte man mit dem Pferd drei Tage, um es zu durchqueren und den Pass zu erreichen. Die Göttin erlaubte uns ein neues Leben und gab uns alles, was dafür nötig ist.«
    »Und alles, was aus den alten Zeiten stammte und gefährlich erschien, wurde in diesem Depot für spätere Zeiten aufbewahrt?«, fragte Garret.
    Sein Vater zögerte und tauschte einen Blick mit Hernul aus, der die Diskussion zwischen den beiden schweigend verfolgt hatte, während er das Gespann lenkte.
    »Du bist jetzt alt genug, Garret«, sagte Garen dann. »Dein Weihefest ist zwar noch ein Jahr hin, aber du bist dennoch schon ein Mann. In diesen schwierigen Zeiten hast du ein Recht auf die Wahrheit.«
    »Und wie lautet diese?«
    »Die Wahrheit ist, dass es eine Warnung gibt, überliefert seit dem Tag, als unsere Vorfahren die alte Stadt verließen: Dieses Depot soll verschlossen bleiben, und die Vögel des Krieges dürfen nie wieder fliegen. Sollte jemand dieses Depot mit Machtgier im Herzen öffnen, bedeutete dies den Untergang der letzten Nachkommen von Lytar.«
    Die Vögel des Krieges. So, wie es sein Vater sagte, klang es so unheilvoll, dass es Garret kalt den Rücken herunterlief.
    »Warum öffnen wir es dann?«, fragte er leise. Es war überraschenderweise Hernul, der die Antwort gab.
    »Weil wir nicht nach den Vögeln des Krieges suchen, sondern nach anderen Dingen. Und wir tun es nicht aus Machtgier, sondern aus Not. Wir suchen nach Dingen, die es uns erlauben, uns zu schützen, nicht andere zu unterjochen.«
    Hernul war eher noch massiver als sein Sohn Tarlon, und sein Blick bohrte sich mit einer Entschlossenheit in Garrets Augen, die diesen unruhig im Sattel hin- und her rutschen ließ.
    »Die Prophezeiungen und Legenden sind eindeutig:
     
    ›Wenn der Greif sich neu erhebt,
    die Völker noch mit Krieg belegt,
    wird der Götter Zorn erweckt,
    das Urteil dann vollstreckt!‹«
     
    Die Worte des Holzfällers ließen Garret frösteln. »Aber wir haben doch gar nichts getan!«, protestierte er dann. »Warum sollten uns die Götter strafen? Wir sind doch schuldlos!«
    »Sind wir das? Vielleicht sind wir es«, erwiderte sein Vater leise. »Wenn ja, dann sollten wir darauf achten, dass es so bleibt. Und beten, dass die Götter es auch so sehen.«
    »Die Göttin der Welten ist gerecht«, sagte plötzlich eine Stimme. Elyra war auf dem Fuchs ihrer Mutter an den Wagen heran geritten, ohne dass Garret es bemerkt hatte. »Die Herrin weiß um die Gedanken eines jeden von uns«, fügte sie ernsthaft hinzu. »Und ich kenne die Prophezeiung selbst, Ser Garen, Ser Hernul. Sie enthält noch einige Zeilen, die Ihr vergaßt zu erwähnen. Sie sagen vorher, dass die Zeit kommen würde, in der der Greif wieder über der Stadt weht, der Eber nach der Sonne greift und ein Kind über den Frieden der Welten entscheidet.« Elyras Kinn war erhoben, und sie begegnete den erstaunten Blicken der anderen mit Ruhe

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