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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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zugegeben haben. »Warum gehen wir nicht noch ein paar Meter weiter?« schlug er vor.
    April grinste. »Zwei gegen einen.«
    »Ich wußte gar nicht, daß wir hier demokratisch abstimmen«, brummte der Anwalt. Ein Stück voraus beschrieb der Korridor eine Neunzig-Grad-Biegung. »Also schön«, sagte er. »Versuchen wir’s.«
    Sie umrundeten die Biegung. Weitere Räume. Und eine weitere Öffnung in der Decke.
    Noch immer keine Fenster. Keinerlei Anzeichen einer kürzlichen Benutzung.
    »Es sieht nicht verlassen aus«, sagte April. »Nirgendwo liegt Staub. Es ist einfach alles nur leer.«
    Sie folgten dem Gang nach links, und Max begann, eine Karte zu zeichnen.
    »Wo sind nur die Fenster?« wunderte sich Arky.
    Max’ Knöchel schmerzten bereits. Das Gehen auf einem Boden, auf dem man bei jedem Schritt einsank, war gar nicht so leicht.
    Sie gelangten in einen langen, schmalen Raum. Max, der mit seiner Karte beschäftigt war, setzte einen Fuß vor. Der Boden war nicht da, und er stolperte nach vorn. Plötzlich blickte er zwei Stockwerke tief hinab! April packte seine Jacke und hielt ihn den Augenblick lang fest, den Arky benötigte, seinen Arm um Max’ Schulter zu legen. Gemeinsam zogen sie Max zurück, und er kniete auf dem weichen Boden nieder, bis sein Magen sich wieder beruhigt hatte.
    Das Loch war mehrere Fuß breit und erstreckte sich über die gesamte Länge des Raums. »Das ist kein Schaden im Boden«, stellte April fest. »Das ist so gewollt. Es ist ein Schacht.«
    »Mitten im Boden?« fragte Arky. »Wer zur Hölle war der Architekt?«
    Es gab keinen Weg um das Loch herum, und so waren sie gezwungen umzukehren und einen anderen Weg einzuschlagen. Sie fanden weitere unpassierbare Räume ohne Boden, und zu einem gewissen Ausmaß wurde ihr Weg durch dieses merkwürdige Phänomen vorgegeben.
    Auf dem Weg blickten sie in alle Zimmer, die von den Korridoren abgingen. Nach und nach dämmerte ihnen, daß es sich nicht um Zimmer im herkömmlichen Sinn handeln konnte. Es waren Räume, sicher, aber in einer unendlichen Vielzahl von Formen.
    Ein paar waren zu klein, als daß ein Mensch darin hätte wohnen können. Andere, wie der Raum, in dem sie herausgekommen waren, besaßen keine rechteckigen oder quadratischen Grundrisse, und die Wände standen in ungewöhnlichen Winkeln zueinander, ohne jede Spur von Symmetrie.
    Nirgendwo gab es Möbel. Keine Treppe oder Rampe, die von einer Etage auf die andere geführt hätte. Die Farben und Muster auf Böden und Wänden änderten sich von Raum zu Raum. Und was vielleicht am merkwürdigsten von allem war: Nirgends fand sich ein Fenster, was sie zu dem Schluß führte, daß die gesamte Anlage unter der Erde angesiedelt war.
    Max wäre am liebsten sogleich zurückgekehrt, nachdem seine beiden Begleiter ihn vor dem Sturz in den Schacht bewahrt hatten, und er wartete nur darauf, daß April oder Arky den Vorschlag unterbreiteten. Bis dahin beschäftigte er sich mit seiner Karte, und diesmal achtete er vorsichtig darauf, wohin er trat.
    Wie gehabt wurde die Beleuchtung vor ihnen heller und hinter ihnen wieder dunkler, ein Effekt, der mit der Zeit den entnervenden Eindruck erweckte, daß sich irgend jemand gerade außerhalb ihres Gesichtsfeldes bewegte. Max gab vor, in seiner Karte zu zeichnen, während er aus den Augenwinkeln sorgsam seine Umgebung beobachtete. Schließlich bemerkte er es.
    »Wo?« erkundigte sich Arky. »Ich kann nichts sehen.«
    »Genau dort.« Max deutete auf eine Biegung im Korridor, die sie erst eine Minute zuvor umrundet hatten.
    »Ich habe es auch gesehen«, sagte April.
    »Was gesehen?« Die 38er erschien in Arkys Rechter.
    »Das Licht. Es wurde heller. Sehen Sie – dort drüben ist ein heller Fleck, genau wie der, in dem wir uns bewegen.«
    Ein schwacher Lufthauch rührte sich.
     
    Die Insel aus Licht hielt mit ihnen Schritt. Dann, während sie hinsahen, bewegte sie sich plötzlich auf die drei Menschen zu. Es war, als schliche sich jemand an.
    »Aber da ist nichts.« Arky bemühte sich, seiner Stimme einen festen Klang zu verleihen. »Es ist nur das Licht.«
    Trotzdem wichen sie zurück. Das Licht folgte ihnen. Aprils Augen weiteten sich. »Max«, sagte sie gehetzt, »kannst du uns zum Gitter zurückführen?«
    Max konsultierte bereits seine Karte. »Ich denke nicht. Der einzige Weg ist der, auf dem wir gekommen sind.« Er blickte auf das sich nähernde Licht.
    »Das wird nicht funktionieren«, sagte Arky. Sie setzten sich erneut in Bewegung und gingen in die

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