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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Ed.« Wenn die Dinge nach und nach aus dem Ruder glitten, so war Taylor davon nichts anzumerken. Tatsächlich vermittelte der Präsident sogar den Eindruck, als könnten die Dinge unter seiner Leitung gar nicht aus dem Ruder gleiten. Das war das eigentliche Geheimnis der Magie dieses Mannes. »Uns geht es bestens«, antwortete der Präsident.
    »Gut.« Pauling wartete schweigend.
    »Ed, ich möchte nicht, daß dieses Gespräch aufgezeichnet wird.«
    »Die Maschine ist bereits abgeschaltet.«
    »Wir haben uns noch nicht über das Rundhaus unterhalten.«
    Ed Pauling lachte. »Gestern sah ich eine Umfrage, nach der siebzig Prozent der erwachsenen Amerikaner nicht einmal wissen, wo North Dakota auf der Landkarte zu finden ist.«
    »Das wird sich ganz schnell ändern«, entgegnete der Präsident.
    »Ich weiß.«
    »Ed, können Sie irgend etwas unternehmen, um diese Monstrosität dichtzumachen?«
    Wäre Pauling dazu imstande gewesen, es wäre längst geschehen. »Nichts, was ich lieber täte«, sagte er. »Aber der Artefakt steht auf Siouxland. Es ist heiliges Land. Sie müssen den nationalen Notstand ausrufen, Sir. Dann kann ich die Nationalgarde hinschicken.«
    »Das ist ein wenig zu plump, Ed. Die Sioux stellen keinerlei Bedrohung dar, und sie haben keine Verbrechen begangen. Ich kann nicht einfach die Truppen einmarschieren lassen. Ich wäre politisch erledigt.« Er brachte ein kehliges Lachen zustande, das halb nach einem Grollen klang. »Ich sehe schon die Karikaturen in den Zeitungen vor mir. Ich in der Rolle von General Custer.«
    Ed konnte Taylors Lage verstehen. »Haben Sie versucht, den Sioux das Land abzukaufen? Sie müssen einfach einen Preis haben.«
    »Sollte man meinen, nicht wahr? Allmählich frage ich mich, ob unsere eingeborenen amerikanischen Brüder nicht beschlossen haben, es den Vereinigten Staaten heimzuzahlen.« Er verstummte für einen Augenblick. »Ed, haben Sie einen Vorschlag?«
    »Wenn die öffentliche Sicherheit auf dem Spiel steht, könnten wir Johnson’s Ridge besetzen. Allerdings habe ich nicht die leiseste Ahnung, was wir mit dem Rundhaus anfangen sollen. Es ist die verdammt heißeste Kartoffel, von der ich je gehört habe.«
    »Ich kann mir nicht einfach etwas aus den Fingern saugen«, sagte der Präsident. »Die Medien lassen das nicht mehr so durchgehen.«
    »Vielleicht haben wir ja Glück«, wandte Pauling ein. »Vielleicht geht etwas schief. Dann haben wir einen Grund zum Eingreifen.«
     
    Cass Deekin kehrte in einem Gemütszustand von Eden zurück, der nur mit euphorisch zu beschreiben war. Deekin war Botaniker, und seine Taschen waren gefüllt mit Pflanzenproben aus einem non-terrestrischen evolutionären System. Eigentlich war es verboten, irgend etwas mit zurückzubringen. Tatsächlich hatte Deekin sogar eine Einverständniserklärung unterschrieben, daß er darauf verzichten würde, doch die Sicherheitsleute konnten schließlich nicht überall sein. Die Gelegenheit war zu verlockend, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen. Er war gerade zusammen mit Juan Barcera, einem Astronomen von Caltech, und Janice Reshevsky, einer Mathematikerin von einer der Eliteuniversitäten an der Ostküste, vom Speichengitter getreten. Ein Indianer stand emotionslos mit einem Klemmbrett in der Hand vor den Symbolschaltern. Er hakte ihre Namen ab. Sie waren zu zwölft auf der anderen Seite gewesen. Deekins Gruppe war die erste, die zurückkehrte.
    Deekin und die anderen unterhielten sich begeistert über die Erfahrung, tatsächlich über eine fremde Welt zu gehen. Sie waren kaum imstande, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten, als das Speichengitter unvermittelt aufleuchtete.
    Der Indianer warf einen Blick auf die Symbolschalter, von denen Deekin (wie inzwischen jeder Mensch auf der Erde auch) wußte, daß mit ihnen das Portal gesteuert wurde. Leise, beinahe wie zu sich selbst, sagte der Indianer: »Der falsche Schalter.«
    Deekin hatte keine Ahnung, was damit gemeint war, doch offensichtlich war irgend etwas passiert. Die Hand des Indianers legte sich auf den Griff seiner Waffe, ohne sie jedoch zu ziehen.
    Das goldene Licht über dem Speichengitter, das einige Sekunden lang in seiner Intensität zugenommen hatte, stabilisierte sich und verblaßte anschließend wieder.
    Niemand war auf dem Gitter zu sehen.
    Doch Cass Deekin spürte, wie sich etwas tief im Innern seines Kopfes regte, und seine Sinne verschwammen. Die geschwungenen Wände der Rundhauskuppel schienen zu leben, und die Enge schnürte

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