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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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zusammengebrochen ist. Der Ölpreis ist in den Keller gefallen, und die Bekleidungsindustrie jedes größeren westlichen Landes liegt im Sterben. Im Sterben, Vorsitzender.« Fleury lehnte sich müde in seinem Sitz zurück. »Ich muß Ihnen nicht erzählen, was an den Aktienmärkten los ist. Der Goldpreis ist wie irrsinnig gestiegen, mehrere größere Banken sind zusammengebrochen, Kapitalinvestitionen werden praktisch nicht mehr getätigt. Nordkorea droht damit, Südkorea mit Atomwaffen anzugreifen, wenn man ihm nicht Zugang zum Rundhaus gewährt. Wir befinden uns in einem Dampfkochtopf, Sir. Und der Druck muß irgendwo ein Ventil finden.«
    Eisregen prasselte von draußen gegen das Fenster. Ein Schulbus hielt vor dem Haus, und Kinder beeilten sich, ins Innere zu gelangen. Es war ein Klassenausflug. Kinder, die etwas über ihre Vorfahren lernen sollten. »Diese Probleme sind uns nicht verborgen geblieben, Sir«, antwortete der Vorsitzende. »Mir scheint, sie resultieren eher aus einer weit verbreiteten Furcht als aus spürbaren Auswirkungen. Allerdings sind wir bereit, Ihnen zu helfen.« Walker mochte Fleury. Der Abgesandte war ein respektabler Mann. »Wir glauben, daß ein Ausschuß gegründet werden sollte, der alle Vorschläge, die das Rundhaus, seine Technologie und die daraus resultierenden Informationen betreffen, überprüft. Wir sind bereit, in Verhandlungen über die Bildung dieses Ausschusses einzutreten.«
    Fleury wirkte erfreut.
    »Dieses Arrangement schwebte uns zunächst ebenfalls vor, Sir. Doch die Wahrheit lautet, daß wir nicht glauben, er könnte funktionieren.«
    »Darf ich erfahren, warum nicht?« Die Ratsversammlung hatte erwartet, daß man Druck ausüben würde, doch sie hatten alle geglaubt, daß der Vorschlag äußerst vernünftig klang.
    »Die Menschen vertrauen ihren Regierungen nicht mehr. Sie glauben nicht, daß ihre Regierungen ehrlich sind, geschweige denn kompetent. Ich möchte nicht mit Ihnen darüber debattieren, ob diese Einschätzung den Tatsachen entspricht oder nicht.« Ein Lächeln umspielte Fleurys Mundwinkel. »Solange das Rundhaus existiert, werden die Menschen Angst davor haben, Sir. Sie werden sicher nicht glauben, daß ein Untersuchungsausschuß als Sicherheitsmaßnahme ausreicht. Und ganz ehrlich, das glauben wir ebenfalls nicht. Jedenfalls nicht auf lange Sicht. Eins steht fest: Wenn die Bevölkerung nicht daran glaubt, daß es funktionieren kann, dann wird es nicht funktionieren.«
    Walker spürte, wie das Klima im Raum kälter wurde. »Was genau wollen Sie damit zum Ausdruck bringen, Sir?«
    »Ich würde gerne inoffiziell mit Ihnen reden.«
    »Schießen Sie los.«
    Fleury erhob sich und schloß die Bürotür. »Der Artefakt muß verschwinden«, sagte er dann. »Er muß vernichtet werden. Wir schlagen deshalb vor, ihn Ihrem Volk abzukaufen. Wir werden eine großzügige Summe zahlen, mehr als das, was Wells’ Konsortium Ihnen geboten hat. Anschließend wird es einen Unfall geben.«
    Der Vorsitzende nickte. »Nichts mehr wird übrigbleiben.«
    »Nichts.«
    »Und wie wollen Sie das arrangieren?«
    Fleury zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Das gehört nicht zu meinem Gebiet. Wahrscheinlich in die Luft jagen und anschließend behaupten, es sei eine Instabilität gewesen, die in der Natur der Anlage begründet lag oder eine Selbstzerstörungseinrichtung der Fremden. In dieser Hinsicht kennt die Phantasie unserer Leute keine Schranken.« Er blickte unglücklich drein. »Sie werden einen fairen Preis erhalten. Mehr als fair.«
    Lange Zeit rührte sich der Vorsitzende nicht. Als er schließlich doch noch antwortete, klang seine Stimme schwer und müde. »Einige aus unserem Volk«, erklärte er, »bereiten sich gegenwärtig darauf vor, nach drüben zu gehen.«
    »Verzeihung?«
    »Man hat uns eine zweite Chance gegeben, Mister Fleury. Eine Chance, uns daran zu erinnern, wer wir einmal waren. Das hat nichts mit Geldern von der Regierung zu tun oder mit Reservaten oder einer Welt, die so überfüllt ist, daß ein Mann nicht atmen kann. Nein, wir werden Eden behalten. Und wird werden die Kontrolle über das Portal behalten.«
    »Das können Sie nicht tun!«
    »Mister Fleury, wir können nichts anderes tun.«
     
    Die einträglichste Sparte von Old-Time Bills Fernsehpredigten war die morgendliche Talk-Show mit dem offiziellen Namen Project Forty. Abseits der Kamera trug Project Forty den Spitznamen Frühstück mit Jesus. Etwa um die Zeit, als Walker mit dem Abgesandten des

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