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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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machte.
    Die zweite Sendung von Fort Moxie aus fand während des letzten Schneesturms der Jahreszeit statt. Gewöhnlich bekam Bill nicht viel Schnee zu Gesicht, und er inspirierte ihn. Während die Flocken gegen die Fenster trieben, verstand er plötzlich Gottes Liebe zu Adam, trotz dessen Ungehorsam. Und er spürte, wie die Herzen seiner Menschen im Einklang mit dem seinen schlugen.
    »Aber Adam ist in den Garten zurückgekehrt!«
    »Amen!« kreischten die Volontäre.
    »O Herr, wir brauchen Deinen starken Arm!«
    »Halleluja!«
    »Gib uns ein Zeichen. Zeig den Ungläubigen, daß Du an unserer Seite stehst.«
    Bill drängte seine Zuhörer, ihre Abgeordneten anzuschreiben. »Verlangt von ihnen, daß wir uns vom Portal zurückziehen. Wir sind taub gegenüber Seinem Wort.« Tränen erschienen in seinen Augen. Der Wind wurde stärker. Bill spürte Seine Gegenwart. »Zeig ihnen Deine Stärke, Gott Abrahams«, schluchzte er. »Ich flehe Dich an, im Namen Deines Sohnes.«
    Der Chor stimmte auf das Stichwort hin »Rock of Ages« an. Der gesamte Raum erbebte. Menschen weinten. Der Wind hüllte das Gebäude ein. Amanda Dexter, die mit verläßlicher Sicherheit stets beim Höhepunkt eines guten Gottesdienstes die Fassung verlor, kreischte ihrem Schöpfer ihre unvergängliche Dankbarkeit entgegen und brach zu einem zitternden Bündel zusammen.
    Sie sangen mehrere Choräle, während der Wind an den Fenstern rüttelte. Bill spürte, wie sich etwas in seiner Seele öffnete, und die Macht des Erzengels drang in ihn ein. Wieder einmal spürte er die ekstatische Freude, Gott den Herrn zu den Menschen zu bringen. Er schwebte zu dem Engel und wurde eins mit ihm, lenkte den Sturm, sah, wie die scharfen Winkel des Daches und der Fensterläden unter dem Schnee verschwanden und alle Konturen weich und weiß wurden.
    Unvermittelt war er wieder in seinem eigenen Körper. Die Orgel war verstummt. Old-Time Bills Volontäre waren in den Gängen, erschöpft, halfen sich gegenseitig auf die Beine, sangen Hallelujas und sanken in Stühle.
    »Lob sei dem Herrn«, sagte Mark Meyer mit aschfahlem Gesicht. »Haben Sie das auch gespürt?« Er blickte Bill direkt in die Augen.
    »Ja«, antwortete Bill zittrig. »Ich habe es gefühlt.« In jener Nacht, mehr als in allen Nächten seiner Karriere zuvor, wußte Bill, daß er unter den Gesegneten weilte. »Ich denke, Er hat uns das Zeichen gesandt«, fügte er hinzu. »Ich denke, wir haben wirklich ein Zeichen erhalten.«
    Dann fielen ihm die Fernsehkameras wieder ein. Und in diesem Augenblick, während Bill noch darüber nachdachte, ob der Sender seine letzte Bemerkung übertragen hatte, gingen die Lichter aus.
    »Überprüft die Sicherungen«, rief jemand.
    Seine Leute waren an Stromausfälle gewöhnt, und sie lachten sich ihren Weg durch »Victory in Jesus«.
    Bill zog sein Headset über, um mit Harry Staples zu reden, seinem Ingenieur. »Das Licht ist in einer Sekunde wieder da«, meldete Harry.
    Der Raum lag in vollkommener Finsternis. Selbst durch die Fenster drang kein Licht herein. Also waren die Straßenlaternen ebenfalls ausgegangen.
    »Jeder bleibt, wo er ist, bis wir wieder Strom haben«, sagte Bill.
    Sein Produzent meldete, daß die Liveübertragung zusammengebrochen war. »Aber wir sind mit einem Knaller ausgestiegen«, fügte er hinzu. Das Studio in Whitburg hatte übernommen und brachte Gospelmusik.
    Bills Volontäre beendeten »Joshua«. Sie jubilierten und siegten über das fehlende Licht, wie sie über alle anderen Umstände auch stets siegreich blieben.
    Harrys Stimme erklang aufs neue in Bills Kopfhörer. »Der Stromausfall ist draußen, Reverend. Die Heizung ist ebenfalls ausgefallen.« Bei den Treppen leuchteten Taschenlampen auf.
    »In Ordnung«, sagte Bill. »Wir wollen zusammenrücken und dann nach draußen gehen.« Sie waren in Motels in Morris, Manitoba, untergebracht, vielleicht eine halbe Autostunde nördlich der Grenze. Bill wandte sich an seine Zuhörer. »Ihr habt euch großartig geschlagen, Leute«, sagte er. »Laßt uns nach Hause gehen.« Sie strömten bereits zur Tür und kämpften sich in Stiefel und Mäntel. Bill wartete und sprach mit seinen Leuten, als er hörte, wie die Vordertür geöffnet wurde.
    Eine rauhe, maskuline Stimme durchbrach die Stimmung des Abends. »Zur Hölle, was ist denn das?«
    Bill vernahm einen Aufschrei.
    Die Tür hatte sich zu einer massiven Wand aus Schnee hin geöffnet.
     
    Frank Moll saß zu Hause und lauschte einem Mozartkonzert, als die

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