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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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das Portal gekommen sein könnte. »Wir glauben allerdings nicht daran«, sagte sie. »Wir sind ziemlich sicher, daß es sich um eine kurze Fehlfunktion gehandelt hat, weiter nichts. Die Fehlfunktion stellte eine Verbindung zwischen Johnson’s Ridge und einer der Endwelten her.«
    »Mit dem Labyrinth?« erkundigte sich Peter Arnett von CNN.
    »Ja«, gestand April.
    »April«, hakte er nach, »wann werden Sie uns Zutritt zum Labyrinth gewähren?«
    »Sobald wir sicher sein können, daß es unbewohnt ist, Peter.« Falsches Wort. Sie hätte nicht ›bewohnt‹ sagen sollen, sondern ›unbenutzt‹. Es klang weniger geheimnisvoll. »Allerdings würde ich gerne noch einmal darauf hinweisen, daß wir mehr als zwei Stunden dort drüben verbracht haben und nirgendwo ein Lebenszeichen fanden. Und wir wurden weder angegriffen noch belästigt, noch durch irgend jemanden bedroht. Nach unserer Rückkehr reaktivierte sich das System von allein. Niemand kam durch das Portal, und nichts, aber auch gar nichts deutet darauf hin, es könnte sich um etwas anderes als eine Fehlfunktion gehandelt haben. Ich hoffe, das gebietet den Gerüchten endlich Einhalt.«
    »Sie haben überhaupt nichts gesehen?« fragte ein Reporter vom Le Parisien.
    »Das ist korrekt.«
    »Erwartet man nicht genau das?« fragte der Reporter der London Times. »Jedenfalls dann, wenn es sich um ein unsichtbares Wesen handelt?«
    »Wie soll ich darauf antworten?« lautete Aprils Gegenfrage. »Wir haben nichts gesehen. Mehr kann ich nicht dazu sagen. Falls die London Times Spekulationen anstellen möchte, dann nur zu.«
    »Was halten Sie von Deekins Aussagen?« fragte ein Reporter der Prawda. »Er schwört, daß er gesehen hat, wie etwas herüberkam.«
    April blickte genervt drein. »Da müssen Sie schon Dr. Deekin persönlich fragen.«
    Reporter lieben wie jeder andere Mensch auch gute Storys. April wußte, daß sie zwischen ihrem natürlichen Mißtrauen und einer unausgesprochenen Hoffnung hin- und hergerissen waren, daß etwas an den Gerüchten dran war. Jeder wußte, daß genau diese Sorte von Geschichten die Auflagen in die Höhe trieb. In ziemliche Höhe. April war selbstverständlich nicht ganz ehrlich gewesen. George Freewater war der Wachposten gewesen, der den falschen Symbolschalter hatte aufleuchten sehen. Und George glaubte ebenfalls, daß etwas durch das Portal gekommen war. Andererseits hatten sie alle lernen müssen, wie gefährlich es war, wenn man der Öffentlichkeit alles erzählte, was man wußte.
    »Verrate auf einer Pressekonferenz alles, was du weißt«, hatte Max gebrummt, »und schon haben wir die schönste Panik.«
    Adam war anderer Meinung gewesen. »Niemand wird in Panik ausbrechen. Das ist Regierungsgeschwätz. Ich denke, wir fahren am besten, wenn wir die Wahrheit berichten.«
    »Die Wahrheit wird überbewertet«, hatte Max erwidert und Adam müde angesehen. »Waren Sie in letzter Zeit mal in einer der Städte? Nachts verbarrikadieren sie ihre Türen. Und man findet kaum noch Kinder, die draußen spielen.«
     
    The News at Noon, KLMR-TV, Fargo
    Sprecher: Heute gab es weitere merkwürdige Vorfälle in Fort Moxie und der Umgebung, Julie. Als erstes haben wir ein Interview mit dem Mann, der mit dem unsichtbaren Wesen gesprochen haben will, das an der Grenze spukt.
     
    (Schnitt zu einer Luftaufnahme der Eisenbahn mit dem Depot und einer Reihe von Tankwaggons und leeren Tiefladern; langsames Wegzoomen der Perspektive wegen.)
     
    Und wir haben einen weiteren Bericht über den inzwischen sogenannten Besucher. Carole Jensen befindet sich in Noyes, Minnesota.
     
    (Schnitt auf die Jensen neben einem Eisenbahngleis; hinter ihr ein weißer Tankwagen.)
     
    Jensen: Folgendes hat sich hier zugetragen, Claude. Wir befinden uns bei einem winzigen Eisenbahndepot in Noyes, Minnesota, vielleicht eine Meile südlich der kanadischen Grenze. Ein Arbeiter der Eisenbahngesellschaft hat möglicherweise vor ein paar Tagen eine Begegnung mit diesem außerirdischen Ding gehabt, das Berichten zufolge aus dem Rundhaus bei Johnson’s Ridge entwichen ist. Der Arbeiter, Curt Hollis, wurde nach dem Zwischenfall in ein örtliches Krankenhaus gebracht. Heute ist er wieder bei uns, und es scheint ihm gutzugehen.
     
    (Die Kamera zoomt ein wenig zurück, neben der Jensen steht abwartend Hollis.)
     
    Jensen: Wie geht es Ihnen, Mister Hollis?
    Hollis: Gut, danke. Mir fehlt nichts.
    Jensen: Was genau hat sich hier zugetragen?
    Hollis: (Nervös) Irgend etwas hat meinen Namen

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