Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
ihnen war der Direktor der NASA, Rick Keough, der Harry in der Nähe des Vorspeisenbuffets abpaßte.
    Harry mochte Keough nicht sonderlich. Der Direktor war ein ehemaliger Astronaut und deswegen in der Öffentlichkeit allgemein beliebt. Doch er neigte zu großspurigen Auftritten und zeigte weniger Interesse an der ihm unterstehenden Organisation als an seiner eigenen Karriere.
    Keough nuckelte an einem Cuba Libre und gab sich den Anschein eines Mannes, der unter schlechten äußeren Umständen und bürokratischer Sturheit litt. Sie tauschten Höflichkeiten aus, doch dann kam er auf den Punkt. »Mister Vice President, wir haben ein Problem. Dieses Ding auf Johnson’s Ridge. Meine Leute fangen an, sich zu fragen, ob sie noch eine Zukunft haben.«
    Keough hatte die vehementen Anstrengungen der NASA angeführt, zu einem aggressiven bemannten Raumflugprogramm zurückzukehren, als diese Vorstellung in der Bevölkerung populär gewesen war, und während der letzten Jahre mit dem gleichen Einsatz für Ökonomie, Wissenschaft und Sicherheit gesprochen. Er war kleinwüchsig, kaum fünfeinhalb Fuß, mit schmalen Schultern und engstirnig. An seinem Charakter war etwas Ausweichendes, eine Tendenz, das Thema ohne Vorwarnung zu wechseln oder sich einer Ablenkung zuzuwenden.
    Einer der Kritiker in der Hauptstadt hatte einmal in einem Kommentar über Keough geschrieben, daß eine Unterhaltung mit dem Mann sei, als versuche man mit jemandem zu reden, der sich hinter einem Baum versteckte.
    »Wie meinen Sie das?« fragte Harry.
    »Verstehen Sie denn nicht? Welchen Sinn machen Booster und Shuttles, wenn man zu Fuß gehen kann?«
    Keough beendete seinen Drink. »Was wird der Präsident wegen dieser Angelegenheit unternehmen?«
    Harry war es leid, ständig an das Rundhaus erinnert zu werden. Er war kein Mann, der man leicht aus der Fassung brachte, und er war davon überzeugt, daß die ganze Angelegenheit sich irgendwann in Luft auflösen würde. Wenn es soweit war, würde das Leben weitergehen. »Beruhigen Sie sich, Rick«, antwortete er. »Es wird immer eine Aufgabe für die NASA geben.«
    »Nun, vielleicht sollte das jemand meinen Leuten sagen, weil sie sich bereits nach neuen Stellen umsehen. Mister Vice President, sie verlassen das sinkende Schiff. Das sind Leute, die ihre Arbeit lieben. Sie sind unersetzbar. Wenn sie erst das Gefühl haben, daß ihre Arbeit bedeutungslos geworden ist, dann verschwinden sie. Die Organisation wird kaputtgehen.«
    Und dein Job mit ihr. »Ich werde mit dem Präsidenten reden«, sagte Harry. »Ich bin sicher, er ist bereit, ein entsprechendes Statement abzugeben.«
    »Ich denke, er wird sich etwas Besseres als das einfallen lassen müssen. Wollen Sie meinen Vorschlag hören?«
    Harry spielte abwartend mit seinem Glas.
    »Enteignen Sie das Land. Schicken Sie eine Schwadron von F-111 hin und blasen Sie die Spitze des Sattels weg. Später können Sie sich immer noch entschuldigen, und niemand wird sich beschweren. Niemand.«
     
    TODESFAHRER VON EINEM »BESUCHER« ANGEGRIFFEN?
    - Grand Forks, North Dakota, 2. April (UPI) -
    John Culver, der Fahrer, der als Verursacher des tödlichen Unfalls am Samstag abend auf der 1-29 angeklagt werden soll, hat ausgesagt, daß »irgend etwas« ihm das Steuer aus der Hand gerissen und das Fahrzeug über den Mittelstreifen in den entgegenkommenden Verkehr gelenkt hat. Culver, neunundzwanzig Jahre alt und wohnhaft in Fargo, behauptete gestern bei seiner Vernehmung hartnäckig, daß er keine Chance gehabt hätte, seinen 1997er Honda unter Kontrolle zu bringen. Aus dem Polizeibericht geht hervor, daß Culver betrunken war, als er frontal in einen Lieferwagen krachte und damit eine Massenkarambolage auslöste, bei der drei Menschen den Tod fanden.
     
    Täglich um dreizehn Uhr fanden Pressekonferenzen auf Johnson’s Ridge statt. Reporter in Druckanzügen hatten den galaktischen Endpunkt besichtigt, der allem Anschein nach zu einer Weltraumplattform führte, obwohl das niemand mit Sicherheit sagen konnte, denn die Kammer besaß keinen erkennbaren Ausgang. Wenn der Endpunkt allerdings tatsächlich im Weltraum lag, dann folgte daraus, daß künstliche Schwerkraft technologisch machbar und in Reichweite war. Eine Expedition wurde vorbereitet.
    An jenem Tag allerdings interessierten niemand für etwas anderes als den seltsamen Besucher.
    April begann, unterstützt von Adam Sky, mit einer kurzen Erklärung, in der die entfernte Möglichkeit zugegeben wurde, daß irgend etwas durch

Weitere Kostenlose Bücher