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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Lichter erloschen und die Musik erstarb. Durch das Panoramafenster sah er, daß auch die Straßenlaterne direkt vor dem Haus ausgegangen war.
    Peg kam mit einer Taschenlampe aus dem Lesezimmer. Sie war auf dem Weg zum Sicherungskasten.
    »Der Strom ist überall weg«, sagte Frank und griff nach dem Telefonbuch.
    »Es tut uns sehr leid«, erwiderte eine Stimme vom Band bei den Elektrizitätswerken. »Alle unsere Mitarbeiter sind zur Zeit beschäftigt. Bitte bleiben Sie am Apparat.«
    Frank legte auf, setzte sich hin und warf die Beine auf einen Fußschemel. »Scheint irgendwo eine Leitung zusammengebrochen zu sein«, sagte er. Draußen war es bitterkalt, doch das Haus war gut isoliert. Sie unterhielten sich in der Dunkelheit und genossen die Unterbrechung des Alltags. Auf der anderen Straßenseite öffnete sich die Eingangstür von Hodge Eliot. Hodge trat mit einer Lampe in der Hand auf seine Veranda und spähte die Straße hinab.
    Das Telefon klingelte.
    »Frank?«
    Frank erkannte die Stimme Edie Thoraldsons. »Irgend etwas ist in Kors Haus passiert. Wir schicken die Einheit raus.«
    Das war der Schnelle Einsatztrupp, den Frank früher geleitet hatte.
    »Was?« fragte er. »Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht genau«, kam die Antwort. »Anscheinend wurde jemand verschüttet. Ich habe es aus dem Polizeifunk von Cavalier. Ich dachte, es wäre keine schlechte Idee, wenn du dir die Sache ansiehst.«
    »Okay«, antwortete Frank verwirrt.
    Peg blickte ihn fragend an. »Was ist los?« wollte sie wissen.
    »Keine Ahnung. Eddie meint, irgend jemand sei verschüttet worden. Was zur Hölle hat das nur zu bedeuten?« Er hatte seinen Mantel bereits übergestreift. »Halte die Tür verschlossen«, sagte er.
    Kors Haus stand nur sechs Blocks entfernt. Frank blieb in seiner Auffahrt stehen, um einen Zug der Freiwilligen Feuerwehr vorbeizulassen.
    Dann setzte er rückwärts in die Straße und wandte sich nach links. Zwei Minuten später parkte er hinter einer rasch wachsenden Menschenmenge einen halben Block von Kors Haus entfernt. Er war dicht hinter dem Schnellen Einsatztrupp. Überall standen Bäume und behinderten die Sicht, und die Menge verursachte ziemlichen Lärm.
    Ein Löschzug rollte an. Die Menge teilte sich und wich vor den Einsatzfahrzeugen zurück. Und Frank erhaschte endlich einen Blick durch die Bäume hindurch.
    Wo Kors Haus, seit kurzem die Hinterlandkirche Old-Time Bills, gestanden hatte, befand sich nun ein zwei Stockwerke hoher Schneezylinder. Der Schnee war an der Spitze ineinander verdreht wie bei einem Softeis.

 
27
     
     
    Er fragte nach einem Zeichen.
    Mike Tower, Chicago Tribune
    (beim Kommentar über Old-Time Bill und den verrückten Sturm über dessen Kirche).
     
     
    Harry Mills liebte es zu verkünden, daß er ein reinrassiges Kind des Kornlandes war. Er hatte dreißig Jahre im Kongreß der Vereinigten Staaten und acht als Vorsitzender des Senatsausschusses für Militärangelegenheiten verbracht, bevor er Matt Taylors Vizepräsident geworden war. Harry erzählte allen Leuten, daß er keinerlei politische Ambitionen hatte, außer seinem Land zu dienen. Er würde siebenundsiebzig sein, bevor er auf eine Kandidatur für das erste Amt im Staat hoffen durfte.
    Deswegen hatte er sich entschlossen, nach dem Ende von Taylors erster Amtszeit in den Ruhestand zu gehen, solange er noch jung genug war, seine Freizeit zu genießen. Er würde seine Memoiren schreiben, das Land durchreisen und Zeit mit seinen Enkeln verbringen, die überall von Spokane bis Key West verstreut lebten, und er würde wieder nach Hause zurückkehren, um endlich ernsthaft Bridge zu spielen, eine Leidenschaft, die er ein Vierteljahrhundert zuvor aufgegeben hatte.
    Die Wirklichkeit sah anders aus. Wahrscheinlich war Harry einfach schon zu alt. Er hatte seine politischen Ambitionen verloren, seinen Geschmack an der Macht. Er genoß es nicht mehr, die Politik zu beeinflussen oder den Entscheidungsträgern auf die Schulter zu klopfen. Nicht einmal die sonntägliche Runde von Talk-Shows bereitete ihm noch Vergnügen. An jenem Abend war er auf einem Empfang für den jordanischen König, obwohl er sich nichts sehnsüchtiger gewünscht hätte, als daheim bei seiner Frau Marian zu sitzen, die Schuhe von den Füßen zu streifen und einen guten Film anzusehen.
    Wie bei derartigen öffentlichen Empfängen üblich, umschlichen ihn ein halbes Dutzend junger Ehrgeizlinge, die mit seiner Hilfe darauf hofften, ihre Agendas aufzupolieren. Einer von

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