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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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als ein Nein verstehen?«
    »Sie dürfen.« Max verschränkt defensiv die Arme vor der Brust. Vorsichtig, denn er hatte sich in Gesellschaft von Leuten aufgehalten, die die Behörden herausforderten, und voller Schuldgefühle, weil er seine Freunde im Stich ließ.
    »Was haben sie dort oben?« fragte Silvera in einem beinahe vertraulichen Wir-sitzen-alle-im-gleichen-Boot-Tonfall.
    »Wie bitte?«
    »Waffen? Welche Waffen haben sie?«
    »Ich weiß es nicht. Messer. Gewehre. Sie haben Gewehre. Ich weiß nicht, was sonst noch alles.« Genaugenommen entsprach das sogar der Wahrheit. Max kannte keinerlei Einzelheiten.
    Silvera nickte. »Was hat das Flugzeug abgeworfen?« fragte sie.
    Max hatte die Frage bereits erwartet. »Eine Nachricht von ihrem Stamm. Jeder sollte wissen, daß der Stamm hinter ihnen steht.«
    »Das ist alles?« fragte Silvera.
    »Das ist alles. Ein Brauch. Tröstende Nachrichten für die Krieger. Jahrhundertealte Tradition.«
    Silvera blinzelte nicht einmal. »Mister Collingwood, haben Sie irgend etwas zu sagen, das uns helfen könnte, die Angelegenheit friedlich beizulegen?«
    »Ja.« Max richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Verschwinden Sie von hier. Lassen Sie sie in Ruhe.«
    »Es tut mir leid, daß Sie so denken.« Sie blickte ihn angewidert an. »Wo werden Sie sich aufhalten?«
    »Im Northstar. In Fort Moxie.«
    »In Ordnung. Bleiben Sie zu unserer Verfügung. Möglicherweise haben wir noch ein paar Fragen an Sie.«
    »Sicher«, erwiderte Max.
     
    Max blickte unablässig in den Rückspiegel, um zu sehen, ob er verfolgt wurde, doch die Straße hinter ihm blieb leer. Er überlegte, ob er Jake Thoraldson anrufen sollte, um die Lightning fertig zu machen, doch er hatte den Verdacht, daß sein Telefon abgehört wurde. Konsequenterweise verlor er eine halbe Stunde am Flughafen von Fort Moxie, während die Maschine durchgecheckt wurde und warmlief.
    Kurz nach zehn steuerte er die Lightning auf die Startbahn hinaus, drehte in den Wind und öffnete die Drosselklappen. Die beiden wassergekühlten Allisons brummten vertrauenerweckend. Jake gab grünes Licht zum Start, eine Geste, die am Flughafen von Fort Moxie, wo ein Pilot stets in einen leeren Himmel blickte, unausweichlich eine Spur von Absurdität in sich barg.
    Max löste die Bremsen, und der alte Kriegsvogel setzte sich in Bewegung.
    Vielleicht lag es am Brüllen der Maschinen oder am Rauschen des Windes unter den Gondeln. Vielleicht war es die Geometrie der Lightning. Vielleicht waren es auch die Gene des Kampfpiloten, die sich zu Wort meldeten. Was auch immer es sein mochte, Max’ Ängste verflogen in dem Augenblick, in dem die Maschine von der Startbahn abhob. Das hier war das Flugzeug, das dem Krieg im Pazifik die entscheidende Wende gegeben hatte. Max blickte durch die Zieleinrichtung.
    Die Bewaffnung der Maschine war im Bug konzentriert und bestand aus einer zwanzig-Millimeter-Kanone und vier Kaliber-.50-Maschinengewehren. Ihre Feuerkraft zusammen mit der Höchstgeschwindigkeit von über vierhundert Meilen pro Stunde hatten die Lightning zu einem unüberwindlichen Gegner gemacht. Die Deutschen hatten sie Gabelschwanzteufel genannt.
    Die Waffen waren natürlich nicht schußbereit, doch für einen wilden Augenblick wünschte sich Max, sie wären es.
    Auf neuntausend Fuß beendete er seinen Steigflug. Plötzlich erspähte er eine andere Maschine. Sie flog in vierzehntausend Fuß, ein gutes Stück weiter im Norden. Zu weit, um sie zu identifizieren. Max dämmerte, daß er besser damit rechnete, überwacht zu werden.
    Er war versucht, Kurs auf das Rundhaus zu nehmen und mit den Flügeln zu wackeln, irgendein Zeichen zu geben, daß Adam ihm vertrauen konnte. Aber er wußte, daß es klüger war, keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Die andere Maschine war ebenfalls propellergetrieben, also würde er keine Schwierigkeiten haben, ihr zu entkommen. Nur ihrem Radar konnte er nicht entgehen. Trotzdem, selbst wenn sie ihn bis nach Grand Forks verfolgten, was sie zweifellos tun würden – na und? Sie würden das Interesse an ihm verlieren, sobald er gelandet war.
    Er steuerte die Maschine in eine weite, lässige Kurve nach Süden und ging auf Marschgeschwindigkeit.
    Zwanzig Minuten später landete er auf dem Casper Field und rollte vor ein paar unscheinbaren Terminalgebäuden aus. Casper war Heimatflughafen verschiedener Transportgesellschaften. Außerdem gab es einen Ungezieferbekämpfungsdienst und eine Flugschule. Und Blue Jay Air

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