Die Küsten der Vergangenheit
ehrlich. Ich will keine Spekulationen anstellen. Wahrscheinlich ist es nichts weiter als ein altes Lagerhaus aus der Jahrhundertwende. Lassen Sie mir ein paar Tage Zeit, und Sie können vorbeikommen und selbst einen Blick darauf werfen.«
Stuyvesant nickte. Die Fort Moxie News veröffentlichte traditionellerweise Geschichten, die die Leute gedruckt sehen wollten: Ausflüge nach Arizona, Familienzusammenführungen, Kirchenfeiern. Stuyvesant war nicht daran gewöhnt, auf Leute zu treffen, die seinen Fragen auswichen. Außerdem hatte er ein Problem, das täglich erscheinende Zeitungen nicht kannten: Eine Verzögerung von drei Tagen, bevor die News auf die Straße kam. Er hatte den Termin für die nächste Ausgabe bereits überschritten. »Ich kann nicht glauben, daß irgend jemand ein Lagerhaus auf einem Berg errichtet haben soll. Es ist ein wenig unbequem, meinen Sie nicht?«
»Jim, ich muß jetzt wirklich gehen.«
»Bitte, schenken Sie mir noch eine Minute, Dr. Cannon. Sie sind Chemikerin, nicht wahr?«
»Ja, das bin ich.«
»Warum interessiert sich ausgerechnet eine Chemikerin für eine archäologische Grabung?«
April hatte nicht damit gerechnet, derart scharf ausgefragt zu werden. »Es ist mein Hobby«, wich sie aus.
»Arbeitet ein Archäologe an diesem Projekt? Ein richtiger Archäologe, meine ich. Jemand, der die Grabung leiten kann?«
»Nun, ehrlich gesagt – nein. Nicht wirklich.«
»Dr. Cannon, vor ein paar Wochen hat irgend jemand in dieser Gegend eine alte Yacht ausgegraben. Steht Ihr Projekt mit diesem Schiff in Verbindung?«
»Woher soll ich das wissen?« erwiderte April. Sie geriet allmählich außer Fassung. »Jim, es tut mir leid, aber ich muß gehen.« Sie erblickte Max, winkte ihm und setzte sich in Bewegung.
Stuyvesant ließ sich nicht abschütteln. »Es gibt Gerüchte, daß es sich um ein UFO handeln könnte«, sagte er.
Sie blieb stehen und wußte, daß sie besser nachdenken sollte, bevor sie antwortete. Sie tat es nicht. »Kein Kommentar«, sprudelte sie hervor.
Es war das Schlimmste, was sie in dieser Situation hätte sagen können.
Sie mieteten drei Lieferwagen. Einer diente als Küche, der zweite als Büro und der dritte als allgemeine Unterkunft. Außerdem stellten sie ein Zelt auf, in dem die Ausrüstung verstaut wurde. Max hatte sich im Northstar Motel in Fort Moxie eingemietet. Er rief bei Stella an und teilte ihr mit, daß er für ein paar Tage bei der Grabungsstelle bleiben würde. Dann bat er sie, dafür zu sorgen, daß sein Wagen hergebracht wurde, damit er mobil war.
Tom Lasker übernahm die administrative Seite der Grabung. Er verschwendete keine Zeit und stellte rasch einen allgemeinen Plan auf, ernannte Aufseher, bildete Teams, wies ihnen wechselnde Aufgabengebiete zu und entwickelte ein Arbeitsschema, das den einzelnen Arbeitern genauso viel Zeit im Warmen erlaubte, wie sie draußen verbringen mußten.
Er scheute sich nicht einmal davor, selbst bei der Grabung mit Hand anzulegen und Erde zu schaufeln. Sein Beispiel spornte die Leute an, ganz besonders, als auch Max und April mitmachten. Folglich gingen die Dinge rasch vonstatten. Am gleichen Tag, an dem die Fort Moxie News mit ihrer UFO-Geschichte an den Kiosken lag, brach Lern Hardin, der als Aushilfe im Holzhandel arbeitete, zu einer harten grünen Oberfläche durch.
UFO auf Johnson’s Ridge vergraben?
Wissenschaftler sagen: ›Kein Kommentar. ‹
Von Jim Stuyvesant.
Fort Moxie, 17. Dezember
Dr. April Cannon, Leiterin einer Ausgrabung oben bei Johnson’s Ridge, weigerte sich heute, eskalierende Gerüchte zu dementieren, denen zufolge sie eine fliegende Untertasse gefunden hätte.
Cannon beschäftigt mehr als zweihundert Arbeiter, die ein geheimnisvolles Objekt aus der Erde graben sollen. Das Objekt wurde erst kürzlich nach einer intensiven Suche mit Hilfe eines Bodenradars entdeckt. Archäologen der Universität von North Dakota meinen dazu, es sei unwahrscheinlich, daß Johnson’s Ridge eine Fundstelle für Überreste der nordamerikanischen Indianer sei. Sie können sich die Gründe für Dr. Cannons Aktivitäten nicht erklären.
Die Geschichte wurde augenblicklich von den größten Radiosendern aufgegriffen.
Max saß an einem Schreibtisch, als die ersten Jubelrufe laut wurden. Er erhob sich und griff nach seinem Mantel, als das Telefon ging. »Wir haben das Dach«, berichtete Tom Lasker.
Die Nachricht ging um wie ein Lauffeuer. Überall wurden Schaufeln fallen- und Schubkarren
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