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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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stehengelassen, und Leute kletterten über Leitern aus dem Graben, um zur Fundstelle zu eilen. Wer nahe genug herankam, konnte einen kleinen, smaragdgrünen Fleck in einem Grabungsloch sehen, der von Erde umgeben war.
    April war bereits dort, als Max eintraf. Sie kniete mit ausgezogenen Handschuhen auf dem Boden und hatte sich über den Fund gebeugt. Max stieg zu ihr hinunter.
    »Fühlt sich an wie Glas«, sagte sie. »Ich glaube, ich kann hindurchsehen.« Sie zog eine Taschenlampe hervor, schaltete sie ein und hielt sie dicht vor das grüne Material. Die Sonne war zu hell. Unzufrieden zog sie ihre Jacke aus und benutzte sie als Schattenspender.
    »Was ist es?« fragte einer der Arbeiter.
    »Kann ich noch nicht sagen.« April wechselte einen Blick mit Max. »Das Licht geht ein Stück weit durch.«
    »Sie werden erfrieren«, sagte er und steckte den Kopf unter die ausgebreitete Jacke. Er konnte in das Objekt hineinsehen.
    April zog eine Feile hervor und nahm eine Probe des Materials, um sie anschließend in einem Umschlag zu verstauen. Dann blickte sie auf und sah Tom Lasker. »Wir wollen vorsichtig sein«, sagte sie. »Keine Spaten in der Nähe. Es ist mir egal, wenn es ein ganzes Jahr dauert, bis alles freigelegt ist. Ich will auf gar keinen Fall, daß dieses Ding beschädigt wird.« Sie streifte Jacke und Handschuhe über und kletterte aus dem Loch. »Ich weiß nicht, aber das sieht mir nicht nach dem Dach eines Lagerhauses aus. Vielleicht sind wir wirklich auf etwas gestoßen.« Der Umschlag war selbstklebend. Sie versiegelte ihn und steckte ihn in die Tasche. »Max«, sagte sie, »Sie müssen mir einen Gefallen tun.«
    »Nennen Sie ihn.«
    »Fliegen Sie mich zu Colson?«
    »Die Action ist hier.«
    April schüttelte den Kopf. »Später wieder. Aber heute nachmittag findet die Action im Labor statt.«
     
    April fand niemals heraus, wieso die Medien so rasch dahinter gekommen waren. Das Team von Ben at Ten traf ein, bevor sie und Max von der Grabungsstelle verschwinden konnten, und rasch gesellten sich ein paar Zeitungsreporter hinzu.
    »Nein«, sagte April zu ihnen. »Ich weiß nichts von einem UFO.«
    Sie erzählte, daß sie nicht die leiseste Ahnung hatte, wie das Gerücht in Umlauf gekommen war, daß sie nach nichts Besonderem suchten, daß es Berichte von einem vergrabenen Objekt oben auf Johnson’s Ridge gegeben hatte, und daß sie eine Art dickes Glas im Boden gefunden hatten. »Das ist alles«, schloß sie. »Mehr kann ich Ihnen im Augenblick nicht sagen.«
    Carole Jensen von Ben at Ten drängte sie wegen eines Statements.
    »Wie wäre es mit morgen früh?« erwiderte April. »In Ordnung? Neun Uhr. Das gibt uns ein wenig Zeit herauszufinden, auf was wir da gestoßen sind. Aber bitte erwarten Sie keine sensationellen Neuigkeiten.«
    Max flog sie nach Chellis Field. April verschwendete keine Zeit.
    Sie rannte zu ihrem Wagen und lehnte seine Einladung zum Abendessen ab. »Ich rufe Sie an, sobald ich etwas habe«, versprach sie.
    Max ging in sein Büro, bestellte eine Pizza und schaltete den Fernseher gerade rechtzeitig zu den Mittagsnachrichten ein. Sie waren nicht gut. Dort stand er, neben April, und blickte dümmlich in die Gegend, während sie offenkundig Fragen auswich. Schlimmer noch, der Reporter identifizierte ihn als den Besitzer von Sundown Aviation. Der Sprecher von The News at Noon bezog sich auf die Wahnvorstellungen, die UFO-Fanatiker oftmals an den Tag legten, und berichtete von einer Versammlung zwei Wochen zuvor auf einem Berggipfel in Idaho, die außerirdische Besucher erwartet hatte. »Ist die Grabung von Fort Moxie ein weiteres Beispiel dafür?« schloß er. »Bleiben Sie dran.«
    Am Nachmittag wurden die ersten Berichte in CNN ausgestrahlt. Johnson’s Ridge fand sich in einem Topf mit anderen Verrücktheiten wieder. Sie zeigten ein Interview mit einem sichtlich geistig verwirrten jungen Burschen, der steif und fest an eine Energiequelle im Pembina-Rücken glaubte, die den Menschen erlaubte, mit ihrem wahren Selbst in Berührung zu kommen. In Minnesota erzählte eine Gruppe von Farmern, daß sie in den Wäldern nahe Sauk Centre irgend etwas mit bunten Lichtern hätte landen sehen. In Pennsylvania und Mississippi kursierten Geschichten von Entführungen durch Aliens. Ein Mann in Lovelock, Nevada, der gegen einen Felsbrocken am Straßenrand gefahren und dessen Alkoholprobe positiv verlaufen war, schwor Stein und Bein, von einem UFO gejagt worden zu sein.
    »Max, du bist eine Berühmtheit.«

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