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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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allein gestellt unweigerlich begehen würden.«
    »Das sehe ich anders«, sagte April.
    »Wieso?«
    »Wir brauchen keinen Archäologen.« Sie musterte ihr Glas im Dämmerlicht der elektrischen Kerzen. »Wir wollen niemanden sonst in die Sache hineinziehen, wenn es irgendwie zu vermeiden ist. Sobald ein Archäologe bei uns anfängt, wird er uns zu erzählen versuchen, wir seien allesamt Amateure und die Operation übernehmen. Am Schluß wird er allein die Lorbeeren einkassieren.« Ihr Gesichtsausdruck suggerierte, daß sie sich in diesen Dingen auskannte und daß Max ihr vertrauen sollte. »Sie müssen wissen, wie diese akademischen Typen sind. Die meisten von ihnen sind Raubtiere. Sie müssen es sein, um zu überleben. Lassen Sie einen von denen bei uns mitmachen, und er läßt nie wieder los.« April atmete tief durch. »Sehen Sie es einmal von dieser Seite: Das hier ist keine normale archäologische Fundstelle. Niemand weiß mehr über diese Geschichte als wir selbst.«
    »Sie meinen, Sie sind der einzige akademische Typ, der an der Sache arbeitet, und Sie wollen, daß es dabei bleibt«, sagte Max.
    April schnitt eine verärgerte Grimasse.
    »Max, das ist unser Baby. Wollen Sie wirklich sogenannte Fachleute hinzuziehen? Machen Sie das, und Sie werden sehen, wie lange wir die Dinge noch unter Kontrolle haben.«
     
    Die Northern Queen Construction Company stellte einen kleinen Bagger und eine Arbeitsmannschaft. Es war nicht ganz einfach, den Bagger über die wie eine Achterbahn gewundene Zufahrtsstraße zur Grabungsstelle hinaufzuschaffen, doch nachdem er erst einmal eingetroffen war, machte sich die Bedienungsmannschaft unverzüglich an die Arbeit.
    »Sie werden dieses Ding nicht beschädigen, oder?« fragte Max.
    »Wir sind ganz vorsichtig«, antwortete der Vorarbeiter, ein grauhaariger, gedrungener Mann in einem schweren Mantel. Sie hatten ihm gesagt, daß es sich bei dem Objekt im Boden um ein altes Getreidesilo handelte, in dem wahrscheinlich bedeutsame Kunstwerke versteckt worden waren. (Max wurde immer kreativer.)
    Sie benutzten Stangen und Schnüre mit Stücken von weißem Tuch, das im Wind flatterte, um die Grabungsstelle zu markieren. Peggy Moore stand unmittelbar vor dem Radarwagen und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Sie trug eine Jacke der Boston Red Sox (es war wieder wärmer geworden). Die Mannschaft der Northern Queen machte sich an die Arbeit. Ein paar Yards von Peggy entfernt wartete Charlie auf dem Radartraktor.
    Die Atmosphäre im Lieferwagen war wie elektrisch geladen. April hatte sich in der Nähe des Hauptschirms aufgebaut, von wo aus sie die Grabung dirigierte. (Die Regel, daß Firmenfremde den Lieferwagen nicht betreten durften, war längst vergessen.) Max verlor allmählich seine Zuversicht und war inzwischen überzeugt, daß sie nichts weiter als ein Silo oder eine lang vergessene Behausung indianischer Ureinwohner vorfinden würden. Aprils Marsianer waren Lichtjahre weit entfernt.
    Der Bagger bezog unmittelbar vor den Markierungen seine Position und hielt an. Der Mann in der Kabine warf einen Blick auf sein Klemmbrett, sprach in ein Walkie-talkie und ließ die Maschine dann ein paar Yards nach vorne rollen. Die Schaufel hob und öffnete sich, hielt einen Augenblick lang inne und krachte dann in die Erde hinunter. Der Boden erzitterte.
    Der Baggerführer betätigte ein paar Hebel, die Schaufel schloß und hob sich wieder, während kleine Steine und Dreck herausrieselten, schwenkte zur Seite und entleerte ihren Inhalt. Dann schwang sie zurück. Der Plan lautete, einen breiten Graben um das Objekt anzulegen.
    Am folgenden Tag würden Aprils Freiwillige, meist Farmer, die während dieser Jahreszeit nicht viel zu tun hatten, mit der eigentlichen Arbeit anfangen und das Rundhaus freilegen.
    Ein paar Schneeflocken trieben aus dem bedeckten Himmel herab.
    Peggy Moore hatte eine Videokamera auf der Schulter und filmte die Operation. Die Frau war nicht dumm. Max wurde bewußt, daß er selbst hätte daran denken können. Die Videos würden vielleicht eine Menge Geld wert sein, bevor diese Sache vorüber war.
    Sie würden so oder so bald eine Pause einlegen und eine Pressekonferenz einberufen müssen. Wie lange mochte es noch dauern, bis die Medien dahinterkamen, daß irgend etwas oben bei Johnson’s Ridge vor sich ging? Andererseits: Was sollten sie der Presse erzählen? Man konnte nicht über UFOs reden und dann ein altes Silo ausgraben.
     
    Bei Einbruch der Abenddämmerung hatte der

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