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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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erleichtert fest, daß die Wand aus gefärbtem Glas bestand. Im Fernsehen hatten sie darüber debattiert. Die Leute hatten von Glas gesprochen, und so hatte Harry Emaillelack mitgebracht.
    Er leuchtete mit seiner Taschenlampe auf die Wand, und der Strahl schien hindurchzugehen. Er trat näher, versuchte ins Innere zu sehen, als ihm der Gedanke kam, daß das Objekt vielleicht gar kein Inneres besaß und daß es massiv war.
    Er zuckte die Schultern und zog die Sprühdose hervor.
    Das erste Wort würde er in Gold sprühen. Er blickte nach oben und nahm Maß. Der Winkel war nicht gut, weil Harry zu dicht dran stand. Aber das war nicht zu ändern.
    Die einzigen Geräusche stammten vom Wind und einem weit entfernten Flugzeug.
    Harry zielte und betätigte den Sprühknopf. Ein dünner Farbnebel trat aus. In Harry breitete sich ein befriedigendes Gefühl aus, als er den Widerstand des Knopfs an seinem Finger spürte.
    Aber das Rundhaus war anders als Wassertürme und Kirchen. Es reagierte nicht mit der umgebenden Welt. Der Farbnebel legte sich nicht auf die Wand. Ein Teil verflüssigte sich und rann in dicken Tropfen zu Boden. Ein winziger Teil blieb in Kratzern und Nähten hängen. Der größte Teil hingegen schwebte weiter in der Luft und bildete eine goldene Wolke.
    Die Wolke behielt ihre Gestalt nur für einen Augenblick, dann löste sie sich auf und schwebte nieder.
    Harry verstand nicht, was geschah.
    Er spürte lediglich, daß sein Gesicht plötzlich feucht wurde. Und daß seine Augen mit einemmal brannten wie Feuer.
    Er ließ die Dose fallen, schrie auf und sank in die Knie, während seine Hände zu den Augen fuhren.
    Sein Arm streifte etwas in der Dunkelheit, und Harry wußte plötzlich, wo er war, konnte nicht vergessen, wo er war. Der Boden war verschwunden, und er fiel. In seinem Büro hundert Yards entfernt hörte Max den Schrei, steckte den Kopf aus der Tür und schrieb ihn einem Her zu.

 
13
     
     
    In der weiten mitternächtlichen See
    zog uns das Licht nur stärker an …
    ›Küsten der Vergangenheit‹
    Walter Asquith
     
     
    Harry wurde gegen Mittag gefunden. Seine Familie hatte ihn gegen acht Uhr morgens als vermißt gemeldet. Der Wagen wurde um 9 Uhr 30 entdeckt, und Arbeiter fanden kurz nach zehn eine Taschenlampe und eine Dose mit Emaillesprühfarbe auf dem schmalen Grat vor dem Rundhaus. Der Rest war einfach.
    Max war außer sich bei dem Gedanken, daß jemand den Wunsch verspüren konnte, den Artefakt zu beschädigen. Er fand es schwer, Verständnis für Harrys Versuch aufzubringen, bis er am Nachmittag selbst auf dem Grat stand und nach unten blickte.
    Arky Redfern erschien gegen Abend an der Grabungsstelle. Er besichtigte den Grat zusammen mit Max und schüttelte den Kopf. »Schwer zu glauben«, sagte er.
    Max stimmte ihm zu.
    »Vielleicht kommt es zu einem Prozeß«, fügte Redfern hinzu.
    Die Bemerkung brachte Max aus der Fassung. »Der Bursche ist hergekommen, um das Rundhaus mutwillig zu beschädigen«, sagte er.
    »Spielt keine Rolle. Er war noch ein Kind, und es ist gefährlich hier oben. Ein guter Anwalt wird anführen, daß wir uns nicht um ausreichende Sicherheitsvorkehrungen bemüht haben. Und damit hätte er sogar recht.«
    Max’ Atem kondensierte im Sonnenlicht. Es war ein eisig kalter, klarer Tag. Die Temperatur lag um zehn Grad Fahrenheit. »Wann werden die Leute endlich einmal selbst für ihre Handlungen verantwortlich?«
    Redfern zuckte die Schultern. Er trug eine schwere Wolljacke und hatte die Kapuze über den Kopf gezogen. »Für dieses Kind können wir nichts mehr tun, aber wir können zumindest dafür sorgen, daß sich so etwas nicht wiederholt. Damit demonstrieren wir gleichzeitig guten Willen, falls es erforderlich wird.« Er lenkte Max’ Aufmerksamkeit auf den Parkplatz. Ein grüner Lieferwagen kam unter den Bäumen hervor, die die Zufahrtsstraße säumten. »Ich möchte, daß Sie jemanden kennenlernen«, sagte Redfern.
    Der Wagen wurde geparkt, und die Fahrertür öffnete sich. Ein Indianer in einer blauen Daunenjacke stieg aus, blickte zu ihnen hinauf und winkte. Er mochte vielleicht dreißig Jahre alt sein und war von durchschnittlicher Größe, dunkeläugig und schwarzhaarig. Irgend etwas an seinem Blick gemahnte Max, höflich zu sein. »Das ist mein Schwager«, sagte Redfern. »Max, ich möchte Ihnen Adam Kicks-A-Hole-In-The-Sky vorstellen.«
    Der Schwager streckte Max die Hand hin. »Sky reicht völlig aus«, sagte er.
    »Adam wird die Sicherheitskräfte

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