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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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eher in einem Lebensmittelgeschäft als Verkäufer erwartet als in einer Ratsversammlung. Weder in Walkers Stimme noch in seiner Haltung war auch nur eine Spur von Autorität zu entdecken, geschweige den von seinem stahlharten Willen, der sich nur dann zeigte, wenn es notwendig wurde. Walkers Augen waren dunkel und blickten freundlich, er schien ein angenehmes Wesen zu haben. Nach Redferns Überzeugung bestand Walkers wahres Talent darin, Leute so weit zu bringen, daß sie ihm erzählten, was sie wirklich glaubten, eine Begabung, die unter Nordamerikas Indianern ebenso selten anzutreffen war wie unter der weißen Bevölkerung. Als die Besucher eintraten, erhob Walker sich hinter seinem Schreibtisch und bot Wells die Hand.
    Wells ergriff und schüttelte die dargebotene Hand und bemerkte, wie glücklich er über die Gelegenheit sei, das Reservat zu besuchen. Dann nahm er Platz.
    Das Büro war mit Stammesmotiven dekoriert: Kriegsschmuck, Totems, Medizinräder und Zeremonienpfeifen. Ein Bücherregal und ein Tisch mit einer Kanne voll dampfenden Kaffees darauf flankierten Walkers Schreibtisch. Sonnenlicht durchflutete den Raum.
    Wells räusperte sich. »Herr Vorsitzender«, begann er, »ich repräsentiere eine Organisation, die bereit ist, dem Stamm zu Reichtum und Wohlstand zu verhelfen. Vor uns eröffnet sich ein ganzes Spektrum großartiger Möglichkeiten.«
    »Arky hat mir gesagt«, erwiderte Walker, als hätte Wells nicht gesprochen, »daß Sie an einem Teil unseres Landes interessiert sind.«
    »Jawohl, Sir. Das sind wir.« Wells bemühte sich, besonnen dreinzublicken. »Herr Vorsitzender, lassen Sie mich gleich zur Sache kommen. Das Nationale Energieinstitut ist ein Konsortium aus Industrie und Banken, das bereit ist, Ihnen einen großen Geldbetrag für das Stück Land zu zahlen, das gemeinhin als Johnson’s Ridge bekannt ist. Einen wirklich sehr großen Betrag, Sir.«
    Walkers Gesicht blieb regungslos. »Sie wollen das Land kaufen?«
    »Das ist korrekt, Sir. Und wir sind bereit, mehr als großzügig zu sein.« Wells lächelte. Es war ein dünnes Lächeln ohne jede Spur von Herzlichkeit und Wärme. Defensiv. Redfern dachte, daß Wells eines jener Kinder gewesen sein mußte, die von allen anderen geschlagen worden waren. »Lassen Sie uns die Karten auf den Tisch legen«, endete er.
    »Sicher.«
    »Herr Vorsitzender, es erscheint zweifelhaft, ob sich irgend etwas von wirklichem Wert auf diesem Sattel findet. Sie wissen das, ich weiß das. Die Regierung hat sich die Grabungsstätte angesehen und hat bereits entschieden, daß es keinerlei Handlungsbedarf gibt.« Redfern bezweifelte, daß Wells die Wahrheit sprach. »Also handelt es sich um einen Schuß ins Dunkle. Auf der anderen Seite besteht die vage Möglichkeit, daß sich etwas findet, aus dem wir Profit schlagen könnten. Wir sind bereit, dafür zu zahlen, daß wir einen Blick auf die Anlage werfen können. Und zwar sehr großzügig zu zahlen, wie ich hinzufügen darf.«
    Er zog einen blauen Ordner und ein ledernes Scheckheft hervor und nahm einen goldenen Füllhalter aus der Brusttasche. »Warum schließen wir nicht gleich auf der Stelle einen Vertrag? Sagen wir … fünf Millionen Dollar?« Er schraubte die Kappe von seinem Füller. »Sie könnten eine ganze Menge mit soviel Geld anfangen. Wirklich, Herr Vorsitzender, ich würde nur zu gerne in ein paar Jahren wiederkommen und sehen, was aus Ihrem Reservat geworden ist.«
    Walker verbarg seine Überraschung über die gebotene Summe. Er warf Redfern einen fragenden Blick zu, doch Arky machte keinerlei ermunternde Geste. Was auch immer sie jetzt bieten, dachte Arky, es ist zu wenig.
    »Eine ganze Reihe von Firmen hat inzwischen ihr Interesse bekundet«, erwiderte Walker. »Sie wollen Hotels hier oben errichten. Und Restaurants. Disney möchte einen Ferienpark aufmachen. Ich möchte nicht gierig erscheinen, Mister Wells, aber fünf Millionen sind in dieser Phase der Verhandlungen nichts weiter als Peanuts.«
    Redfern war stolz auf seinen Vorsitzenden.
    Wells hob die Augenbrauen. »Ich verstehe«, sagte er. »Und Ihnen liegen ernstgemeinte Angebote vor?«
    »O ja. Sehr großzügige Angebote. Und diese Leute wünschen unser Land nur zu pachten. Sie wollen es gleich kaufen. Falls wir darauf eingehen würden, bliebe uns nichts, um mit dem Geld etwas anzufangen. Dr. Wells, unter diesen Umständen müßten Sie schon eine wirklich beträchtliche Summe anlegen.«
    Wells warf einen Blick in sein Scheckheft. »Sie sind ein

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