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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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immer die Symbole zu bedeuten haben, sie funktionieren anscheinend nur einmal. Wozu soll ein Langstreckentransportsystem gut sein, das nur ein einziges Mal funktioniert?«
    April zog die Beine an, stellte die Füße auf den Stuhl und verschränkte die Arme um die Knie. »Ich schätze, sie funktionieren deshalb nicht mehr, weil das Zeug, das wir hindurchgeschickt haben, die Empfangsstation blockiert. Irgend jemand muß das Gitter auf der anderen Seite freimachen. Falls das nicht geschieht, schaltet sich die Station ab.«
    »Das ist die wildeste Spekulation, die ich je von dir gehört habe.«
    »Max, wir haben deutlich gesehen, wie der Stuhl verblaßt ist. Er verblaßte. Er hat sich nicht aufgelöst. Er wurde irgendwohin transportiert. Die Frage ist nur, wohin?«
    Max schüttelte erneut den Kopf. »Ich denke, die ganze Idee ist Unsinn.«
    »Vielleicht.« April atmete tief ein und aus. »Ich denke, wir sollten besser Arky über das informieren, was wir gefunden haben.«
    »Du meinst, wir sollen ihm sagen, daß wir ein Portal zu einer anderen Dimension entdeckt haben? Oder zum Mars? Er wird das gleiche denken wie ich: Das ist verrückt.«
    Aprils Augen waren dunkle Tümpel der Verzweiflung. »Er würde es nicht denken, wenn wir ihm eine Demonstration liefern könnten.«
    »Was für eine Demonstration? Wir können nichts weiter tun als irgendwelche Dinge verschwinden lassen. Das beweist überhaupt nichts.«
    Keiner von beiden wollte das Offensichtliche aussprechen.

 
19
     
     
    Voller Zuversicht starten auch wir in die weglosen Meere, ohne uns vor unbekannten Küsten zu fürchten.
    ›Passage to India‹
    Walt Whitman
     
     
    April kniff die Augen zu. Die ewigen Präriewinde rüttelten an den Fenstern. Sie war aufgeregt, doch die feste Überzeugung, daß sie recht hatte, half ihr bei der Durchführung ihres Plans.
    Sie hörte, wie sich draußen ein Wagen näherte. Der Motor erstarb, Türen wurden zugeschlagen, und Stimmen näherten sich.
    Wäre ihr genügend Zeit geblieben, hätte sie ein Experiment entwickelt, um das Risiko zu verringern. Doch sie hatte keine Zeit. April seufzte. Benutze es oder verliere alles.
    Durch die Wand hörte sie das unverständliche Geplapper von Max’ Fernseher.
    Welche Gefahren konnten auftreten?
    Sie konnte sterben. Vernichtet werden. Doch vom Stuhl war nicht die geringste Spur zurückgeblieben, und es gab keinerlei Hinweise auf Gewalteinwirkung. Der Stuhl hatte sich einfach aufgelöst. Er war irgendwohin verschwunden.
    Vielleicht fand sie sich in einer lebensfeindlichen Umgebung wieder. In einer Methanatmosphäre beispielsweise. Auf der anderen Seite hatten sich die Besucher wahrscheinlich in North Dakota wohl gefühlt. Ganz sicher war das, was auf der anderen Seite wartete, im Grunde erdähnlich.
    Möglicherweise strandete sie auf der anderen Seite. Aber wer hatte je von einem Hafen gehört, in den man nur hineinkonnte, ohne ihn je wieder zu verlassen?
    Gegen Mitternacht füllte sie ihre Thermoskanne und stopfte sie zusammen mit zwei Sandwiches und etwas Obst in eine Plastiktüte. Sie legte einen neuen Film in ihre Kamera und zog ihre Minnesota-Twins- Jacke über. April war mit sich zufrieden. Vierzig Minuten später passierte sie die Polizeibarriere am Anfang der Zufahrtsstraße und fuhr den steilen, gewundenen Weg zum Sattel hinauf. Das grüne Leuchten des Rundhauses in seinem Graben schien diese Nacht heller als gewöhnlich. April überlegte, ob vielleicht noch immer irgendwelche Batterien aufgeladen wurden und nahm sich vor, die Lichtstärke von nun an zu protokollieren.
    Es war kalt. Kaum zehn Grad Fahrenheit. Sie parkte den Wagen vor dem Sicherheitstor, öffnete das Handschuhfach und nahm einen Notizblock heraus. Darin überlegte sie einige Minuten, was sie schreiben sollte. Als sie fertig war, legte sie das Notizbuch offen auf den Beifahrersitz, nahm eine Taschenlampe aus dem Fach und stieg aus.
    Einer der Sicherheitsleute, ein Mann mittleren Alters, von dem sie lediglich wußte, daß er Henry hieß, erschien in der Tür der Sicherheitsbaracke. »Guten Abend, Dr. Cannon«, begrüßte er April. »Haben Sie etwas vergessen?«
    »Nein, Henry.« Aprils Atem kondensierte im gelben Lichtschein der neu installierten Natriumdampflampen. »Ich konnte nicht schlafen und dachte mir, ich komme her und versuche, ein wenig zu arbeiten.«
    Henry warf einen Blick auf seine Armbanduhr, nicht ohne mißbilligendes Kopfschütteln. »In Ordnung«, sagte er schließlich. »Außer Ihnen ist niemand

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