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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Schreibblock und einen Marker und schrieb darauf:
     
    Arky,
    ich bin wohlauf. April ist weggegangen, und ich werde sie suchen. Warten Sie auf uns.
    Max
     
    Er entfernte die kaputte Taschenlampe und nahm die Jacke von dem Ast an der Glaswand. Dann riß er das beschriebene Blatt von seinem Block, steckte es in eine Jackentasche, so daß noch eine Ecke hervorsah, und plazierte die Jacke auf der Scheibe. Schließlich war er fertig. Er nahm einen tiefen Atemzug und betätigte den Schalter mit dem Hirschkopf. Das Symbol leuchtete auf. Dreiundzwanzig Sekunden später erschien zu Max’ unendlicher Erleichterung das Licht. Als es wieder verblaßte, war die Jacke verschwunden.
    Bingo.
    Auf ein zweites Blatt schrieb Max eine weitere Nachricht und klebte sie mit Isolierband sichtbar an die Tür:
     
    April,
    Ich bin hier. Bitte geh nicht weg. Ich suche nach dir und werde in ein paar Minuten zurück sein.
    Max
     
    Der Hügel, auf dem die gläserne Kuppel stand, war nicht ganz natürlichen Ursprungs. Ausgetretene steinerne Stufen, unter Erde und Laub begraben, führten in die bewaldete Ebene hinab. Max folgte ihnen vorsichtig und mit einem Gefühl des Bedauerns, weil er nicht daran gedacht hatte, eine Waffe mitzunehmen. Der Colonel wäre bestürzt gewesen über den Leichtsinn seines Sohnes.
    Erneut rief er Aprils Namen. Nur das Echo antwortete.
    Max ängstigte sich, und zugleich verspürte er Zorn. Sicher, April war neugierig auf ihre Umgebung gewesen, und er konnte verstehen, daß sie nicht bei der Kuppel auf einen Rettungstrupp hatte warten wollen, der vielleicht niemals eintraf. (Wieviel Vertrauen brachte sie ihm eigentlich entgegen?) Trotzdem, es wäre schön gewesen, sie in der Kuppel zu finden.
    Welchen Weg sollte er einschlagen?
    Er lauschte dem entfernten Rauschen des Meeres.
    Das war die Richtung, die April eingeschlagen hätte. Jeder wäre in diese Richtung gegangen.
    Hier unten zwischen den Bäumen war der Himmel durch das Laubdach verborgen. Außerdem wurde es rasch dunkler.
    Max wollte April finden und mit ihr zur Kuppel zurückkehren, bevor es völlig finster war. Der Hügel mit der Kuppel war im Gelände unübersehbar, doch in der Nacht konnte es zu einem Glücksspiel werden, dorthin zurückzufinden.
    Max setzte sich in Bewegung. Er kam rasch voran. Die Vegetation war üppig, aber weder verschlungen noch hoch genug, um ihn wirklich zu behindern. Der Untergrund war steinig. In regelmäßigen Abständen häufte er Felsbrocken auf, um seinen Weg zu markieren. Nirgendwo zeigten sich Tiere, obwohl sie zu hören waren und sich hin und wieder durch raschelnde Bewegung im Gebüsch verrieten.
    Max fiel bald auf, daß er sich stärker, energiegeladener fühlte als normal. Vielleicht hatte es mit dem Wetter zu tun. Er befand sich im Freien, und die Luft war frisch und klar.
    Eine halbe Stunde marschierte er in Richtung Meer, so rasch er konnte. Die Dämmerung brach an. Nach und nach wurde die Vegetation karger. Schließlich ließ er die Bäume hinter sich und trat auf einen breiten Strand hinaus. Rotgraue Klippen erhoben sich zu seiner Linken, angestrahlt vom letzten Licht einer Sonne, die bereits hinter dem Horizont verschwunden war. Vor ihm erstreckte sich blaues Wasser, und erspürte eine kühle salzige Brise. Wo auch immer er sich befand, bis North Dakota war es sicher ein schönes Stück Wegs.
    Er sah April im ersten Augenblick. Sie saß an der Flutgrenze vor einem flackernden Feuer und blickte auf das Meer hinaus. Die Brandung röhrte und brüllte, deswegen konnte sie ihn nicht hören, als er ihren Namen rief. Max war fast bei ihr, als sie seine Gegenwart bemerkte.
    Sie sprang auf die Beine. »Max!« rief sie. »Willkommen auf der anderen Seite!« Eine lange Welle brach sich und rollte den Strand hinauf. Sie streckte eine Hand nach ihm aus, dann zuckte sie die Schultern und fiel ihm in die Arme. »Ich bin so froh, dich zu sehen«, sagte sie.
    »Ich auch. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.«
    Sie klammerte sich an ihn. Drückte ihn. »Ich habe schlechte Nachrichten«, sagte sie. »Wir können nicht nach Hause zurück.«
    Er schob sie ein Stück von sich, um in ihr Gesicht zu sehen. »Doch, wir können«, sagte er. »Es funktioniert wieder.«
    Tränen schimmerten in ihren Augen. Sie zog ihn erneut an sich und küßte ihn. Ihre Wangen waren naß.
    Es war kühl. Nach einer Weile setzten sie sich ans Feuer. Ein paar Vögel mit langen Schnäbeln und Schwimmfüßen flatterten über der herannahenden Flut. Während Max

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