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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Kristall.
    Es gab noch mehr Kabel und Leitungen. Einige führten in den Boden, andere nach oben. Eine Gruppe von Kabeln war zusammengebunden. »Eines dieser Kabel muß zur Energiequelle führen«, sagte Max. »Und ich gehe jede Wette ein, daß dieses Bündel hier das Transportsystem aktiviert. Was auch immer es ist und wie auch immer es funktioniert.«
    »Es wird eine Weile dauern, bis wir herausgefunden haben, wohin die einzelnen Leitungen führen«, sagte Arky.
    »Vielleicht können wir uns einige Umwege ersparen.« Max kniete auf einer Gummimatte und packte das Kabel, von dem er annahm, daß es zur Energiequelle führte. Er zog daran, vorsichtig, und zu seiner Erleichterung löste es sich so leicht aus seiner Verbindung, als wäre der Stecker erst am Vortag gereinigt und geschmiert worden. »In Ordnung«, sagte er. »Geben Sie mir das Voltmeter.«
    Es war nicht ganz leicht, an das Kabel zu kommen, doch schließlich erhielt er seine Ablesung. »Direkter Strom«, sagte er. »Zweiundachtzig Volt.«
    »Das ist eine merkwürdige Spannung«, meinte Redfern.
    »Ich schätze, sie spielen nicht nach unseren Regeln.«
    Arky goß Benzin in den Tank des Generators. Er regelte die Spannung und zerlegte den Stecker eines Anschlußkabels, daß er in den Verbindung an der Rückseite des Kristalls paßte. Max berührte das Pfeil-Symbol, und es leuchtete auf.
    »Gut«, sagte er. »Ich schätze, jetzt wird es langsam ernst.«
    Beinahe hatte er gehofft, es würde nicht funktionieren. Dann hätte er vor sich selbst rechtfertigen können, daß es keinen Sinn machte, April zu folgen. Doch nun blieb ihm keine Ausrede, und er fragte sich, ob er wirklich den Mut aufbringen würde, auf das Speichengitter zu treten.
    Er löste die Verbindung des Generators mit dem Kristall und stöpselte das ursprüngliche Kabel wieder ein. Dann wuchtete er den Generator auf das Gitter, stellte eine Werkzeugkiste dazu und nahm einen Schreibblock in die Hand.
    »Ich weiß nicht, ob wir das Richtige tun«, zweifelte Arky. »Wenn etwas schiefgeht, könnte ich meine Lizenz als Anwalt verlieren.« Er grinste Max zu, und Max wurde plötzlich bewußt, daß der Anwalt ihn zum ersten Mal respektierte. Es war die Sache beinahe wert. »Wozu dient der Schreibblock?«
    »Kommunikation«, erklärte Max und hielt einen dicken schwarzen Marker hoch. »Falls wir beide drüben festhängen, schicke ich Ihnen eine Nachricht.«
    Er stieg ungelenk auf das Speichengitter und schloß die Augen. Dann öffnete er sie mit einer bewußten Anstrengung wieder. »In Ordnung, Arky. Fangen wir an.«

 
20
     
     
    Pfadlose Fluten, ungeträumte Küsten …
    ›Das Wintermärchen‹
    William Shakespeare
     
     
    Die Welt erfüllte sich mit Licht. Die geschwungenen Wände ringsum wurden transparent, und blauweißes Sonnenlicht flutete hindurch. Violette Berge wurden sichtbar und verschwanden wieder. Der Boden löste sich auf, und Max schwebte. Er fiel nicht, sondern er trieb. Plötzlicher Schwindel erfaßte ihn. Dann lag er ausgestreckt auf festem Boden.
    Vor sich sah er das Logo der Minnesota Twins. Die Jacke hing über einem abgebrochenen Ast, der gegen eine gläserne Wand gelehnt war.
    Max befand sich im Innern einer Kuppel. Die Kuppel stand in der Nähe des Kamms eines kleinen Hügels. Ringsum erstreckte sich der Wald, auf den er zu Beginn des Übergangs einen kurzen Blick erhascht hatte. Nur, daß der Wald jetzt fest war und nicht mehr transparent. Und mit überhaupt nichts Ähnlichkeit aufwies, das Max jemals gesehen hatte.
    Es gab kein Grün. Die Vegetation schimmerte in tiefem Violett. Gewaltige weiße und gelbe Blüten hingen an Bäumen, die halbwegs humanoide Formen aufwiesen. Wie Menschen, die den Göttern getrotzt und an Ort und Stelle festgewachsen waren. Schwere gelbe und rote Früchte bogen unter ihrer Last dicke, knorrige Äste nach unten. Der Boden war dicht mit Blättern bedeckt.
    Die Sonne schwebte nah über dem Horizont, doch Max konnte unmöglich feststellen, ob es früher Morgen oder später Nachmittag war.
    Die Kuppel schien aus einer Art farblosem Glas zu bestehen. Sie wies eine Tür auf, die einen Spaltbreit offenstand. Der Boden dahinter lag gut einen Fuß höher als der Boden in der Kuppel. Vielleicht bedeutete das, daß die Kuppel seit langem verlassen war, genau wie das Rundhaus?
    Der Wald lag still, mit Ausnahme des Summens von Insekten und gelegentlichem Flügelflattern. Wo steckte April?
    Sicher hätte sie die nähere Umgebung nicht aus freien Stücken

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