Die Kundschafter
erinnerte Thrawn. »Das Überleben des Kriegers ist dabei zweitrangig.«
Ein halbes Dutzend Herzschläge starrten die beiden einander nur an. Dann wandte sich Ar'alani mit einem zischenden Seufzer Thrass zu. »Die nächste Basis der Verteidigungsflotte ist Pesfavri. Sie kennen die Koordinaten?«
»Ja.«
»Dann lassen wir Sie hier.« Sie nickte ihm zu. »Möge das Kriegerglück Ihnen hold sein.«
Sie ging weiter auf die Drucktüren zu. Thrawn blieb bis zuletzt und bedachte seinen Bruder mit einem langen Blick, dann ging er ebenfalls, und eine Minute später waren Car'das und Thrass allein.
»Sie glauben wirklich, dass wir dieses Ding bis zur Militärbasis bringen können?«, fragte Car'das.
»Das haben Sie falsch verstanden, Freund Car'das«, sagte Thrass finster. »Haben Sie meinem Bruder denn nicht zugehört? Es wäre besser, dieses Schiff zu zerstören, als zuzulassen, dass eine einzige Familie es beanspruchen kann.«
Car'das spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. »Warten Sie mal«, protestierte er. »Ich wollte das Schiff nur abriegeln, damit die Leute des Aristocra nicht an Bord kommen können, ohne zumindest ein Schott knacken zu müssen. Ich hatte mich nicht für einen Selbstmordeinsatz gemeldet.«
»Nur Mut, Car'das«, sagte Thrass, »ich auch nicht. Ich nehme an, wir können den Kurs dieses Schiffs so einstellen, dass es in die nächste Sonne fliegt, und wir werden dann in dem Shuttle, mit dem wir hergekommen sind, fliehen.« Car'das dachte darüber nach. Es sollte tatsächlich möglich sein, immer vorausgesetzt, dass zumindest einer der Antriebe der Dreadnaughts noch funktionierte und die Steuerleitungen intakt waren. »Ich denke, das wäre möglich.«
»Dann fangen wir an«, sagte Thrass. »Ihre Leute haben dieses Schiff gebaut. Sagen Sie mir also, was ich tun soll.«
Der Turbolift-Schacht war einigermaßen trümmerfrei, und die Kabine erreichte rumpelnd und schabend D vier. Der Dread- naught selbst schien ebenfalls nicht allzu schwer beschädigt zu sein.
Aber überall lagen Leichen.
Die Meddroiden hatten bereits begonnen, sie wegzuräumen, brachten sie vielleicht zu den Laboratorien, wo laut ihren inzwischen überholten Programmen lebende Wesen warten würden, um ihnen Befehle zu erteilen, was sie danach mit ihnen anstellen sollten.
Aber es war niemand mehr am Leben, der die Leichen in Empfang hätte nehmen können. Lorana verband sich mit der Macht und versuchte, mit Hilfe des Kom-Systems des Schiffs mehr herauszufinden, hoffte gegen ihre schlimmsten Bedenken, dass jemand die Katastrophe vielleicht wunderbarerweise überlebt hatte.
Aber niemand antwortete. D vier war offensichtlich tot.
Es waren keine Verteidiger mehr am Leben, aber auch keine Angreifer zu sehen, und das fand Lorana ebenso seltsam wie verdächtig. Die Chiss hatten sich doch sicher nicht so viel Mühe gegeben, das Schiff außer Gefecht zu setzen, um es dann einfach zu verlassen.
Aber wo waren sie?
Lorana verbrachte nur wenig Zeit auf D vier, dann setzte sie ihre Suche fort. Der Turbolift nach D drei funktionierte nicht, weil entweder der Schacht oder die Kabinen oder beides schwer beschädigt waren, also ging sie stattdessen nach D fünf. Dort suchte sie sich ihren Weg durch Schutt und Leichen und erhielt bei ihren Kommunikationsversuchen die gleichen negativen Ergebnisse. In D sechs, dem nächsten Schiff auf ihrer grausigen Tour, sah es ganz ähnlich aus.
Dennoch, alle drei Schiffe schienen überwiegend wieder dicht versiegelt zu sein, und es gab Licht, Wärme und Schwerkraft. Die Wartungsdroiden hatten die letzten Stunden gut genutzt. Wenn die Chiss das Schiff wirklich verlassen hatten, würden Lorana und die anderen vielleicht imstande sein, es zumindest zum Teil wieder benutzungsfähig zu machen.
Sie war gerade im Turbolift auf dem Weg nach D eins, als ihre Sinne das schwache Flüstern nahen Lebens wahrnahmen.
Sie drückte den Kopf gegen die Wand der Kabine und verband sich so gut mit der Macht, wie ihre körperliche Verfassung und ihr Entsetzen es zuließen. Ja, dort draußen gab es eindeutig lebende Wesen. Fremde Wesen, und nicht viele. Aber zumindest war jemand da.
Und sie und die Liftkabine bewegten sich direkt darauf zu.
Sie stellte sich in die Mitte der Kabine und griff nach ihrem Lichtschwert. Ob bewusst oder zufällig, Commander Mitth'raw'nuruodo hatte sich an seine Drohung gehalten, das Extragalaktische Flugprojekt zu zerstören. Und er hatte es mehr oder weniger trotz Jorus C'baoths und der
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