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Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen (German Edition)

Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen (German Edition)

Titel: Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dobelli
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perfekt zusammenfasst. Charlie Munger, Warren Buffetts Geschäftspartner, nennt den Effekt frei nach Twain the man with the hammer tendency (der Mann-mit-dem-Hammer-Effekt): »Menschen wurden zu Ökonomen, Ingenieuren, Marketing-, Investmentmanagern oder sonst was ausgebildet. Sie lernen die wenigen gedanklichen Modelle ihres Faches, und nun rennen sie herum und versuchen, alle Probleme, die sie antreffen, mit diesen wenigen Modellen zu lösen.«
    Beispiele: Ein Chirurg wird fast jedes medizinische Problem mit einem chirurgischen Eingriff lösen wollen, obwohl der Patient vielleicht durch eine weniger invasive Methode geheilt werden könnte. Militärs denken zuerst an militärische Lösungen. Bauingenieure an bauliche. Trendgurus sehen in allem einen Trend (übrigens eine der idiotischsten Sichtweisen auf die Welt). Kurzum: Fragt man jemanden nach dem zentralen Punkt eines Problems, nennt er zumeist den eigenen Kompetenzbereich.
    Was ist daran so schlimm? Ist doch gut, wenn der Schuster bei seinen Leisten bleibt? Gefährlich wird die Déformation professionnelle , wenn die Methoden des eigenen Bereichs auch dort zum Einsatz kommen, wo sie nichts zu suchen haben. Wer kennt sie nicht: Frauen, die, nachdem sie Mütter geworden sind, ihre Männer wie Kinder behandeln. Lehrer, die ihre Freunde wie Schüler abkanzeln. Seit wir Excel-Spreadsheets auf jedem Rechner haben, verwenden wir Excel auch dort, wo es sinnlos ist – zum Beispiel bei Bewertungen von Start-ups oder potenziellen Liebhabern, die wir über Kontaktbörsen aufgegabelt haben.
    Selbst im eigenen Fachbereich hat »der Mann mit dem Hammer« die Tendenz, den Hammer zu strapazieren. Literaturrezensenten sind darauf getrimmt, überall Verweise, Symbole und versteckte Aussagen des Autors zu entdecken. Seit ich Romane schreibe, weiß ich, dass sie auch dort Verweise, Symbole und versteckte Aussagen finden, wo keine sind – was mich an Wirtschaftsjournalisten erinnert, die in den nebensächlichsten Äußerungen eines Notenbankchefs Hinweise auf einen geldpolitischen Kurswechsel wahrnehmen.
    Fazit: Das Hirn ist kein Zentralrechner. Treffender ist das Bild eines Schweizer Taschenmessers mit vielen spezifischen Werkzeugen. Leider ist unser Hirn ein unvollständiges Taschenmesser, denn viele Klingen und Schraubenzieher fehlen. Jedermann ist Gefangener seiner wenigen Gedankenmodelle. Versuchen Sie deshalb, zwei oder drei zusätzliche Werkzeuge hinzuzufügen – Gedankenmodelle, die weitab Ihres Fachbereichs liegen. Ich habe mir in den letzten Jahren eine biologistische Sicht der Welt antrainiert und damit ein neues Verständnis für komplexe Systeme gewonnen. Ein Freund – Musiker – hat sich eine betriebswirtschaftliche Sicht angeeignet. Überlegen Sie sich, wo Ihre Defizite liegen, und suchen Sie genau dort nach guten Denkmodellen. Es dauert etwa ein Jahr, um die wichtigsten Modelle eines neuen Fachbereichs zu verinnerlichen. Es lohnt sich: Ihr Taschenmesser wird größer und vielseitiger. Und Ihre Gedanken werden schärfer.



WARUM PLÄNE BERUHIGEN
    Zeigarnik-Effekt
    Berlin, 1927. Eine Gruppe von Studenten und Professoren der Universität besucht ein Restaurant. Der Kellner nimmt Bestellung um Bestellung auf, Extrawünsche inklusive, hält es aber nicht für nötig, etwas aufzuschreiben. Kann nicht gut gehen, denkt sich die Tischrunde, und doch: Die Gerichte und Getränke werden fehlerlos geliefert!
    Nach dem Essen, schon wieder auf der Straße, merkt die russische Psychologiestudentin Bluma Zeigarnik, dass sie ihren Schal im Restaurant liegen gelassen hat. Sie geht zurück, sucht den Kellner mit dem stupenden Erinnerungsvermögen und fragt ihn nach dem Schal. Dieser starrt sie nur fragend an. Er hat keine Ahnung, wer sie ist, und schon gar nicht, wo sie gesessen hat. »Wie können Sie das vergessen haben?«, fragt Bluma entrüstet. »Sie mit Ihrem Supergedächtnis?« Der Kellner antwortet lakonisch: »Ich behalte jede Bestellung im Kopf, bis sie serviert ist.«
    Bluma Zeigarnik und ihr Mentor Kurt Lewin untersuchten dieses seltsame Verhalten und fanden Hinweise, dass alle Menschen mehr oder weniger wie der Kellner funktionieren: Noch nicht abgeschlossene Aufgaben vergessen wir selten. Sie rufen sich immer wieder ins Bewusstsein, lassen nicht locker, zerren wie kleine Kinder an uns, bis wir ihnen Aufmerksamkeit schenken. Abgehakte Aufgaben hingegen werden gleich wieder aus dem Gedächtnis gelöscht.
    Bluma Zeigarnik hat diesem Mechanismus ihren Namen geliehen: Man

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